duschen ist KEIN heavy metal
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Wacken Open Air 2005
Geil! Endlich wieder Aussicht auf wahre Männer mit echter Männermusik und Männerinteressen: Metal und saufen!

Der Duschen-Webmeister macht erstmal Presseakkreditierungen klar, ärgert sich aber das er „nur“ fünf und nicht wie angestrebt zehn Stück kriegt. Drei von diesen fünf Akkreditierungen tauscht man gegen seine Eintrittskarte, die man im Vorfeld selber klarmachen und bezahlen muss, und für zwei Akkreditierungen kriegt man den Eintritt komplett geschenkt: Eine ist für den Webmeister selber, und eine für den kleinen KOLLEGEN, weil ich ihm den Kopf abreißen und in den Hals kacken würde, wenn ich (schon wieder!) als einziger hier Berichte zustande bringe und trotzdem noch zahlen müsste! Allerdings re-investiere ich artig das gesparte Geld für eine Wackenkarte für Thomas (Graf Disco), der – wie sich das für Studenten so gehört - pleite ist. Damit wäre mein Gewissen rein und mein Landjäger uppjestellt.

Der Wetterbericht sagt Männerwetter voraus, sprich Regen mit Regen und gelegentlichen Schauern, ausgezeichnet! Dann nehme ich auch noch ein zweites Paar Socken mit, man kann nie wissen. Dieses Jahr haben wir uns ein kleines bisschen mehr vorbereitet, also wir fahren mit zwei Bussen plus Autos, wovon die ersten schon vier Tage vor Festivalbeginn anreisen und den Zeltplatz vor den Duschen in Beschlag nehmen. Vormals Zeltplatz C, jetzt Zeltplatz E oder so, mir scheißegal, die APPD wäre stolz, die da mit ihrer Forderung für rotierende Straßennamen da!

Jedenfalls haben Caddy, Graf Disco und ich tatsächlich einmal geprobt, wer hätte das gedacht? Aber auch nur weil wir eh für AUSGANG OST im Proberaum standen. Aber dafür haben wir nach zwei Stücken auch aufgehört um auch ja nicht zuviel den Profipimmel raus zu halten, wäre ja ekelhaft! Wer probt kann bekanntlich nix, man kann es nicht oft genug betonen. Wie Scott Ian so schön bemerkte: „Wer einen Fehler macht, macht halt einen Fehler, you know?“ Als würde das irgendwen interessieren…

Ja, morgens früh an die Schaufel, nachmittags den Arbeitskollegen artig schüss sagen und vorwarnen, dass man dienstags, wenn man wieder arbeiten kommt, vielleicht noch komplett neben der Mütze her rennt, und das die ja nicht irgendwelche Aufgaben auf Dienstag legen sollen! Dienstag ist unauffälliges Durchhalten angesagt, und nicht arbeiten! Ja ja, die nicken ab und denken sich innerlich wahrscheinlich schon wunderschöne Willkommensgeschenke aus…

Und von der Arbeitsrealität (wo man sein Hirn im Fach wegschließt!) ab in den Bus, Bier an den Kragen, alles super!

Graf Disco fährt, der Rest säuft, pennt, säuft weiter, pennt beim saufen und säuft beim pennen. Unterwegs werden noch zwei Hamburger aufgegabelt, und es braucht locker drei Stunden bis ich mitschneide das da die Sina neben mir sitzt, die ich doch schon längst kenne. Ganz nebenbei überlege ich: Gitarre hab ich dabei, Kabel, Ersatzseiten, watt zu fressen und zu trinken, tja, das scheint ja fast so, als hätte ich an alles gedacht. Ach nee, huppala, na so was, meinen Schlafsack habe ich vergessen. Ja! Wacken, ich wäre dann soweit!

Aber erst winkt uns die Pozilei, unser Freund und Helfer, oder genauer gesagt der Zoll, raus, und findet doch tatsächlich Nathaaljes sechs Gramm Gras. Ach Du Scheiße! Wir können froh sein nicht sofort erschossen zu werden! Ob uns jetzt der Strick droht? Lebenslang? Jedenfalls filzen die alles durch, mein Gott, das dauert. Nathaalje muss hundert Mal beteuern das sie das echt nicht verkaufen wollte. Jammer heul fleh auf Knien! Mit sechs Gramm! Mannometer, hätte die datt verscherbelt, wir hätten uns für den Rückweg einen Privatjet chartern können, also ehrlich! Als ich so langsam keinen Bock mehr auf dieses scheiß Affentheater habe wollen die mich auch noch filzen. Mich! Ich krieg Kackreiz! Also zieh ich blank, wedel mit meiner Nudel vor dem Herrn Zollbeamten rum, gebe kund dass ich bald keine Lust mehr habe, und kurz später dürfen wir auch endlich endlich weiter. Vielen, lieben Dank! Super! Wir unterstützen doch gerne Polizeiarbeit! Hilf der Polizei und durchsuche dich selbst!

Nach ewiger Fahrt und zusätzlicher, langer Warterei (die komplett Graf Disco klarmacht, Hut ab!!) können wir uns morgens früh endlich unsere blöden Presseausweise abholen, und keine Sau weiß ob wir jetzt mit diesem scheiß Presse-Parkticket auch auf dem normalen Festivalgelände parken dürfen oder nicht, egal, Dreistigkeit siegt immer, ab aufn Platz und gut. Schon jetzt ist alles komplett voller Matsch, und wenn nicht einige Metaller einfach so helfen würden den scheiß Bus zum Platz zu schieben, würden wir bis in alle Ewigkeit da stehen.

So. Kackwetter, egal, Männerfestival braucht auch Männerwetter! Es gibt kein schlechtes Wetter, nur zu wenig Titten! Aber wegen dem Männerwetter zeigt niemand hier seine Titten, noch nicht mal Kerle, Mist! Aber Titten sind und bleiben super, auch wenn man grad keine sieht! (Am besten noch mal lesen, den Bogen habe ich so wahnsinnig genial geschlagen, da braucht man ne Weile!)

Also erstmal aufbauen, das Schlagzeug bleibt auf dem Hänger, der Rest steht davor: Breakin´ the fuckin law (motherfucker!), We´re not gonna fuckin take it, For whom the fuckin bell tolls (motherfucker!), You could be fuckin mine, Born to raise fuckin hell, und Burn übernimmt spaßeshalber bei manchen Stücken Discos Part, weil er die Stücke zufällig spielen kann, und Till macht ein paar AC/DC-Kracher klar! Geil! Durstige Männer und Höllenfeuerlicht sind selbstverständliches Pflichtprogramm und werden ordnungsgemäß von einer wirklich großen Traube gut besoffener Metaller abgefeiert und mitgebrüllt, sehr geil, Mordsspaß! Und als Überraschungshit entpuppt sich der Scherensong, dessen Humor scheinbar genau einen Nerv der Metaller trifft: „Mach mir die Schere Baby, denn du hast n ziemlich guten Charakter, mach mir die Schere Baby, für mich und meine Freunde…“. Das dazugehörige Scherenzeichen, wo man Zeige- und Mittelfinger wie eine Schere gegeneinander schnipst wird sofort kompromisslos übernommen. Ich falt mich weg! Total bracke, fremde Typen machen das Scherenzeichen und sagen „spielt den hier noch mal“.

Es ist Donnerstag und das Wetter ist ja so was von dermaßen männlich, also leck mich am Arsch! Wenn es dann mal nur kalt, dafür aber trocken ist, dann niemals für lange Zeit. Aber das Coole an der Sache: Wenn es dann auf einmal wie aus Eimern regnet, dann zieht man sich seine scheiß alberne Mädchen-Regenjacke an, stiefelt wahlweise übers Gelände oder vor die Bühnen, und schon kommt die Sonne raus und brennt ein bisschen, so dass man sich die Jacke wieder auszieht, aber dann friert man wie die Hölle, weil ein eiskalter Wind in der Gegend rum fegt. Also kurz gesagt: Immer was los hier!

Aber gegen Mittag geht die Plage wieder los: Leute die echt duschen gehen wollen! Und dafür auch noch so total erbärmlich in einer ewig langen Schlange anstehen. Glücklicherweise sind wir ja da, und natürlich stehen wir direkt vorm Eingang zu den Duschen, so zehn Meter davor, und Caddy beginnt auch umgehend damit jeden einzelnen von den wartenden, armen Irren mit „Duschnutte“ und ähnlich passenden Begriffen zu beglückwünschen, sehr artig. Manche nehmen zur Tarnung wenigstens noch Scheißhauspapier mit, aber manche sind so dreist, dass die ganz offen, und für jeden ersichtlich, Handtücher und Duschgel mithaben! Ja manchmal Frage ich mich: Haben die denn gar kein Gewissen?

An jeden von euch Duschnutten: Macht euch mal bitte klar, wohin das in ein paar Jahren führt, wenn wir das Übel nicht sofort bei der Wurzel packen! Nächstes Jahr wäscht eure Olle eure Kutten, und nicht lange darauf gehen wir alle schön um zwölf mit einer Wärmflasche ins Zelt, damit wir uns um halb zehn zum gemeinsamen Frühstück mit Nutella und frischen Brötchen treffen können, und tags drauf muss auch noch ein zärtliches Vorspiel her! Oder was! Duschen könnt ihr gefälligst zu Hause!

Außerdem könnte man den Platz, der so unnötig für Duschen verballert wird, stattdessen für geräumigere Scheißhäuser nutzen, damit kacken gehen endlich wieder Spaß macht!

Na ja, egal, erstmal schön brack saufen und die ich-bin-wichtig-Pressepässe ausnutzen, ab nach hinten in die VIP-Presse-Area. Wie immer langweilig, aber immerhin steht da der heimliche Special Guest Martin Kesici! Was? Welcher Idiot kommt denn bitte auf die Idee unser schönes Wacken mit so einem Spaten zu verseuchen? Nur weil der vielleicht zufällig ne Metallica-Kassette zu Hause hat, heißt das nicht, dass der hier seinen musikalischen Dünndriss zum Besten geben muss! Da hagelt es Beschwerdebriefe! Zu Recht!

Ah, da steht ja ein Zelt. Rein. Aber am Eingang steht ein Aufpasser mit Emoscheitel und sagt „Sorry, hier drin kein Bier“. Ich sage „OK, trink ich grad aus“. Der mächtige Frank Kremer, der seit Stunden nur noch sagt „boh mann bin ich brack“, und ziemlich Schlagseite hat, hat für den Aufpassertypen nur noch einen Satz übrig: „Mann, hast Du ne scheiß Frisur!“ Dann stellt er sich neben den und sülzt den voll. Aber der Aufpasser ganz lässig und nett nickt immer nur ab. In der Zeit setze ich mich ungefragt neben einen roten Lockenkopptypen, der grade von einem ziemlich besoffen Zeitungsfritzen interviewt wird. Der Interviewer stellt Fragen, die er sich ganz offensichtlich während dem Reden aus dem Arsch zieht, und dabei macht er Notizen, oder eher gesagt er kritzelt ein paar schabblige Worte auf einen gammligen Block, fällt kaum auf. Aber wirklich kaum! Naja, der Lockenkopptyp mit Lederjacke ist der Sänger von DOOMFOXX, mannometer, was ein bescheuerter Name! Aber die kommen wohl aus Australien, der Typ ist saunett und cool und erklärt dem besoffenen Interviewer, dass GUNS´N´ROSES verdammt noch mal ne anständige Rockband waren! Ich gebe ordnungsgemäß Applaus, er nickt ab. Aha, wir verstehen uns!

Mittlerweile ist mein Bier leer, und der mächtige Frank Kremer, der offiziell zum scheiß süßen Kremer degradiert wurde, weil doch tatsächlich seine feste Olle in Wacken angerückt ist (verboten!), hat dem Türsteher auch nix mehr zu erzählen, also rein in dieses furchtbar wichtige Zelt, wo so Internetanschlüsse rum stehen. In einer Ecke stehen ein paar Sofas und Bänke, und auf einem Großbildfernseher laufen grade live NIGHTWISH, mit Originalsound von der Bühne nebenan. Cool, setzen und ne Liveband im Fernsehen gaffen! Wie sinnlos.

Die Sängerin ganz in Pissgelb, natürlich wieder gut bei Stimme, die nur leider keine Sau benötigt. Wer ne Olle braucht, die rumheult, muss doch nur zu Hause im stehen pissen! Also ehrlich. Ja, und die Band wie immer souverän. Souverän öde.

Man fühlt sich automatisch wie ein Hexenmeister, der sich bei Mondschein in eine Fledermaus verwandelt. Oder irgend so ein Scheiß!

Na, ab zum Zeltplatz, weiter uppmachen, spielen. Geil, eine große Traube von besoffenen Metallern brüllt den ganzen Scheiß mit, alles friedlich, jeder hat seinen Spaß, also was das Volk hier angeht: Ungeschlagen! Hinterher gemeinsam saufen, gegenseitig volltexten mit total hirnverbrannter, besoffener Scheiße und abspasseln bei brechend lautem Metal und Punk. Punk? Aufm Metalfestival? Egal, Prost!

Und das Geilste: Direkt neben uns zelten die Jungs, die immer so einen Wohnwagen mitbringen, wo man oben drauf klettern kann und so was wie einen Balkon hat, also eine supercoole Aussicht. Und nebenbei haben die tonnenweise Kram und Unfug mit, zum Beispiel einen Gartenzaun rundherum! So volles Pfund Kleingärtnermäßig! Geil! Und obwohl man lässig über den Zaun steigen kann, ist vorne dran eine Tür! Mit Klingel! Alleine der Aufwand, den ganzen Scheiß auf- und abzubauen zeigt, das die Leute hier in unserer unmittelbaren Gesellschaft goldrichtig sind! So ganz sauber können die nicht sein. Aber super Typen! Saunett. Und die trinken wohl auch gerne mal das eine andere Bier! Und die haben da unter anderem ein Grab dabei, so richtig mit Grabstein, wo aus der Erde eine Skeletthand mit einem Bierglas herausragt, und der Typ erklärt mir in feinstem Norddeutsch-Akzent: „Joh, doron hadda geglaubt!“ Astrein! Als ich wieder nebenan zu unserem Zeltplatz gehen will, und dafür über den Zaun steige, brüllt der Typ mir hinterher: „Ääääi, du soch mol, wofüä hobbich denn hier ne Tür rreingebaut?“ Oh, huppala, ich klettere zurück, entschuldige mich artig, und gehe durch die Tür „raus“. Er, ganz entspannt: „Na also, geddoch.“ Ich klapp mich fott!

So, saufen, abspacken, ich wache gegen nächsten Mittag in meinem Zelt auf, glücklich und fertig, und neben tierisch lautem Metalgeballer aus allen Richtungen höre ich die ersten Stimmen vor meinem Zelt. Zippmann: „So, wird Zeit das wir mal mit dem kiffen anfangen, sonst gibt das heute keinen mehr.“ Der erste Lacher des Tages!

Ravioli, Nüsse, Wasser. Anfangen: Bier, lecker! Ich weiß einfach nicht, was diese scheiße mit diesen Mixgetränken soll. Egal. Aufbauen, spielen, Regen, deshalb nicht so viele Leute da, egal, spaßig allemal! Aber die Schreierei geht auf die Stimme. Geil. Und die Klofrauen werden live Bewertet! Königsdisziplin!

Zwischendurch kommt endlich mal die Sonne raus, und sofort gibt es nackte Titten zu bestaunen, aber von wem natürlich? Von der Kölner Niko. Mann, hat denn hier sonst keiner genügend Anstand?! Aber egal, kurz später regnet es ja wieder, super. Ich freu mich.

Natürlich halten wir auch wieder Lesungen ab von Lords of Chaos und The Dirt, und ich mache „Kollege liest Caddys Leitfaden für Groupies“ von der Duschenseite und „Kollege liest Graf Disco: Prepaid oder Laufzeitvertrag“. Alle sind begeistert!

Jau, nebenbei läuft ein Luftgitarrenwettbewerb, wo Caddy und Burn alles geben, der aber souverän von Graf Disco gewonnen wird, und zwar so: Er nimmt zwei Bierkästen, stellt die nebeneinander, und zwar so das in der Mitte ein paar Zentimeter Platz sind, stellt ein paar Bier daneben, zieht sich die Hose aus, setzt sich mit einer Arschbacke auf den einen Kasten, mit der anderen Arschbacke auf den anderen, macht ein Bier auf, kippt sich das in den Hals, und scheißt vor den Augen der versammelten Anwesenden genüsslich auf den Boden! Genial!

So, Bands gucken, kann man mal machen, muss man aber nicht. MARKY RAMONE. Tja. Der Sänger hat eine Stimme wie das Original, Gitarrist und Bassist machen auch in etwa so einen auf Original, was will man da sagen? Graf Disco meint, das wäre ein Konzert wie eine Beerdigung, und Caro findet dass man irgendwann einfach aufhören sollte. Tja, ich halte das für einen unglaublich gelungenen Coverbandauftritt! Hinterher erfahre ich, dass MARKY doch tatsächlich für seine gesamte Tour grundsätzlich immer nur mit ortsansässigen Nobody-RAMONES-Coverband-Jungs zusammen spielt! Was? Also DAS ist ja schon wieder irgendwie scheißecool, was? Da tingelt der in der Gegend rum, und irgendwelche Pillemänner (wie Du und ich) dürfen mit ihrem Idol auf solchen Bühnen ihre Lieblings-RAMONES-Scheiße spielen! Schon geil!

Aber rüber, nächste Band. ILLDISPOSED. Kenn ich nicht. Vier Mann, modernes Metal/Hardcoregeschrei! Ziemlich geil! Gitarrist und Bassist beide mit Glatze, breitbeinig, Gitarren senkrecht, finstere Mine, ganz in schwarz, außer dem Kopf bewegt sich nichts! Perfekt! Der fette Sänger macht total sympathische, deutsche Ansagen mit seinem schwedischen (oder finnischen oder watt weiß ich) Akzent, steht aber ansonsten mit dem Rücken zum Publikum oder kniet vor seiner Monitorbox. Macht den Eindruck als hätte er gestern zu viel gesoffen und kippt gleich um, nicht grade der geborene Frontmann, obwohl die Stimme saugeil fett und kratzig klingt! Aber insgesamt drei Riffs sind wirklich von Gottes Gnaden, der Rest ist einfach anständig. Coole Band!

So. SONATA ARCTICA! Jetzt gibt es was zu lachen, trotz des immer beschissener werdenden Wetters, und den riesigen Schlammlachen, durch die man fast schon schwimmen muss. Aber ich finde es auch gut, dass hier kein Stroh ausgelegt wird, ist ja hier schließlich ein Männerfestival! Sollen sich doch andere beschweren, ich bin gegen Stroh, Matsche in den Schuhen ist viel besser! Und nasser! So, alleine das Hintergrundbanner von SONATA ARCTICA ist schon ganz weit vorne: Ein bärtiger, alter Mann, vorne auf einem Schiff, so „Ich bin der König der Welt“-mäßig, und im Hintergrund steht ein Leuchtturm, der von Fledermäusen umkreist wird, natürlich vor einem Vollmond! Es ist wirklich nicht zu glauben! Und dann kommt ein Dauerwellentyp auf die Bühne, geht zum Keyboard (klar, Power-True-Richtig-Metal!). Er guckt sich die Tasten an, hmm, guck guck, will er aber scheinbar nicht haben, geht zurück und holt sich…bitte anschnallen, jetzt kommt es ganz dick: Ein Umhängekeyboard! In weiß! Sieht so richtig schön kacke aus, und hängt auch noch tatsächlich so richtig schön vorm Bauch! Nein! Das KANN er jetzt einfach nicht machen, das geht nicht!

Und der kann DOCH! Die fangen an, und er fiept sich auf diesem Umhängeding einen zurecht! Fehlt nur noch die Jump-Coverversion von VAN HALEN, absolut unglaublich! Riesenknaller!

Und dann macht der auch tatsächlich noch Soli damit klar! Und die hohen Töne, die am Ende immer stehen bleiben, pitcht er mit dem lustigen Rädchen da am Keyboardhals auch noch ganz hoch, so wie ein Gitarrenbending halt, fiiiiep. Ich bin restlos begeistert! Wie will das bitte noch jemand toppen? Also die Gitarrensoli vom Gitarristen, die quasi als Entschuldigung jedes mal hinterher geschoben werden, können dagegen aber kacken gehen, echt! Schmeißt den Gitarristen raus und holt euch n zweiten Keyboarder! Grandios super!

Nebenbei bemerkt: Powermetal! Band legt los, Doublebass an. Band hört auf, Doublebass aus! Das die nicht auch noch während den Ansagen dieses unglaublich groovige 64stel-Getrete klarmachen wundert mich doch n bisschen. Na ja. In einem Song, bin ich mir ganz sicher, ist das Schlagzeug kaputt, da ist gar kein durchgängiges Gebumse der Bassdrum zu hören. Aber Glück gehabt, eine Strophe später geht es wieder los. Repariert.

Und der Sänger hat ne prima Eunuchenstimme, und die Gesangsmelodien sind genau das, was man von so Bands haben will, und was der Banner im Hintergrund verrät. Also auf ihre Art und Weise: Coole Band! Aber ob die verstehen warum so viele Leute lächeln? Mir egal.

Saufen, ab Richtung Pressezelt. Unterwegs kann man sich ausgezeichnet auf die Hügel am Straßenrand stellen und hat einen super Ausblick direkt auf die Bühnen. Da spielen grade METAL CHURCH. Frank und ich stehen da auf diesem blöden Hügel rum, süppeln unser Bier und als mir keine Beschreibung dafür einfällt gibt Frank perfekt passend zu Protokoll: „Ist ja nicht so, als ob man so eine langweilige Scheiße nicht schon eine hundert Millarden zich Tausendfach mal gehört hätte!“ Treffender könnte man es kaum formulieren! Frank: „Und dann steht in den Zeitungen immer sowas wie: Unglaublich das die den großen Durchbruch noch nicht geschafft haben…“. Dann schüttelt er mit dem Kopf, zieht sein Bier weg und macht sich ne Kippe an. Seriöse Metalkritiker machen das so!

Jedenfalls organisieren wir eine Kamera vom Arne, Porzer Pack und Caddys Nachbar, der eigentlich nichts trinken wollte (!?), sich aber dann doch tierisch zuschüttet, und gehen ins Pressezelt. Und? Akku leer! Mannometer! Also zurück, den scheiß Adapter holen, hin und her, dabei trinken nicht vergessen, anstrengend, und Caddy interviewt Leute. Wacken 2005, duschen ist kein heavy metal de eh, hier ist der mächtige Götz Kühnemund. Caddy lässt die Hosen vor ihm runter, Götz lacht und fragt was das denn jetzt soll, Caddy stellt dusslige Fragen, alles klar!

Und dann: DER große Augenblick des Frank Kremer! Da stehen zwei Typen von GOREFEST! Caddy latscht hin (selbstredend besoffen wie die Hölle!) und erzählt dem Sänger dass Frank doch schon seit zehn Jahren großer GOREFEST-Fan ist. Frank von hinten: „Fünfzehn!“ Der Typ kommt rüber, gibt Frank die Hand, Frank verneigt sich artig, das gleiche bei noch einem, dem Gitarristen, keine Ahnung, könnte auch der Busfahrer sein, watt weiß ich, und mir rollt beinahe ein Tränchen über die Wange! Seinem großen Idol Tach sagen! Ich verstehe gar nicht warum der Frank jetzt nicht tot umfällt, oder sich zumindest einnässt! Also ich würde! Schön.

Irgendwann meint Frank das er sich jetzt verpisst, und ich doch UN-BE-DINGT GOREFEST filmen MUSS, die aber erst in zweieinhalb Stunden spielen. Ohje! Besoffenen Aufgaben geben! Fehler! Ich muss mich wach halten. Bier her, egal ob teuer oder nicht. Was nun? Erstmal auf Festivalgelände tapern. Oh, guck ma, die Band kenn ich. Sind ja MACHINE FUKIN HEAD! Mann, wär ich nicht mittlerweile so stumpf gesoffen, ich würde sagen die sind wie immer absolut groß und brillant! Sogar (oder gerade) die Cover am Ende von PANTERA und METALLICA! Coverbandflair hin oder her: Schweinecool! Und Robb Flynn ist und bleibt die arschcoolste Wichsdrecksaupillemanarsch der gaaanzen Welt! Hmhmm!

Jetzt aber husch husch auf den Pressehügel im Wichtig-Bereich, GOREFEST. Eier, torkel. Ich komm tatsächlich unfallfrei an, unglaublich, muss mich aber bei so einem Typen auf den Schultern abstützen, und ich mache das tatsächlich noch klar: GOREFEST live! Franks Idole! Ich würde im Notfall auch erwarten, dass mir jemand SKID ROW in Originalbesetzung filmen würde, wenn ich denen kurz vorher die Hand geschüttelt hätte! Jegliche Ausrede abgesehen von „Mir sind zwei Arme und zwei Beine abgefallen“ würde ich auch nicht gelten lassen! Also mach ich datt selbstverständlich klar, bis nach ein paar Minuten das Akku wieder in die Knie geht! War ja klar. Nebenan spielen dafür die absolut atemberaubend fetzigen APOCALYPTICA. Hm. Und morgen gibbet Ravioli.

Ja, zurück zum Zeltplatz, abspasseln, alles unglaublich super, und als ich umpurzel und den Zaun mitnehme weiß ich: Jetzt ist es soweit! Ich wache morgens auf, glücklich und fertig. Ravioli, Wasser. Bier, lecker!

So. Gucken, was auf den Zeltplätzen denn so gebacken ist. Das ist für gewöhnlich mindestens genauso geil wie Bands gaffen, wenn nicht besser! Ein paar Typen haben ein drei Meter hohes Kreuz aus leeren Dosen gebaut. Gut gelungen! Woanders werden geniale Saufspiele gemacht, wo man garantiert in ner halben Stunde stockbrack ist, und ein zierliches Mädel macht da mit, und als sie sich am Ende ins Sofa setzt, und ihr alle gratulieren, steht ihr im Gesicht geschrieben, dass das sicherlich eine hervorragende Idee war da mitzumachen! Panik in den Augen, lauf grün an…

Woanders steht ein grünes Bundeswehrzelt. Drinnen ist es ruhig, und man kann nur durch einen kleinen Spalt reingucken. Man sieht ein paar Männer (!), die mit gesenktem Haupt und Augenringen groß wie Motorradreifen wortlos und unbeweglich in ihre Bierdosen starren! Geiles Bild! Spaß in Wacken! Ich saufe weil es mich lustig macht!

Daneben haben ein paar Kiddies ihren Pavillon zerlegt, weil die aus den Stangen unbedingt (!) ein Pentagramm auf dem Boden brauchten! In der Mitte steht irgend was zu essen in der Dose, und die überlegen, wo die denn jetzt Benzin herkriegen, um das Pentagramm auch brennen zu lassen…

Nebenbei regnet es immer noch wie bescheuert, und der Schlamm ist zehn Zentimeter tief, aber nur an den begehbaren Stellen. An den Männerstellen bilden sich langsam kleine Seen aus Morast, geil, die auch konsequent nicht mit Stroh abgedeckt werden, so dass man da vernünftig gehen könnte. Hinterher erfahre ich, dass wirklich die gesamten Strohvorräte aus der Gegend verbraucht und ausgelegt wurden. Kann man doch nicht machen! Unverschämte Verantwortliche!

MARDUK! Und zwar Panzerdivison! Wie immer geiles Geballer, was man aber gar nicht richtig wahrnehmen kann, weil andauernd neben einem Leute im Matsch ausrutschen oder ihre Turnschuhe verlieren. Kenn ich gut! Dann muss man da auf einem Bein balancierend einen Meter hinter sich greifen und tief im voll gekotzten und voll gepissten Schlamm nach seinem ohnehin nassen Schuh fischen. Als Zuschauer total witzig!

Eh egal, rüber zu FINNTROLL, kontrollieren ob der Duschen-Webmeister Holz jetzt komplett den Verstand verloren hat oder ob sich das echt lohnt. Und tatsächlich! Knüppelvoll vor der Bühne, alle am ausrasten, feier, gröhl, jede noch so billige Hände hoch-Animation funktioniert perfekt, und das obwohl der fette Sänger nur schwedisch (oder finnisch oder watt weiß denn ich herrjeh!) redet, und die Musik ist tatsächlich Polka-Metal! So Humpha Humpha mit Bratgitarren, aber es geht um Saufen. Sau-witzig! Und manche Verrückte stehen auf den Dixi-Klos an der Seite und drehen fast ab, und zwei Typen sind ganz hoch in den Baum geklettert, wovon einer – scheinbar im absoluten Wahnsinn - seine Mähne schüttelt, so dass der Ast, auf dem er sitzt, jeden Moment zu brechen droht! Neben mir tanzen ein paar Bekloppte Arm in Arm und schunkeln und saufen und kriegen sich fast nicht mehr ein. Und ich stehe ganz hinten, verdammt, weil man einfach nicht weiter nach vorne kommt, da will ich erst gar nicht wissen, was wohl ganz vorne los ist! Die Melodien sind komplettomat im Wikinger-Style, könnte man fast für bare Münze nehmen, wenn da nicht konsequent irgendwelche lustigen Wechselbässe drunter gelegt wären. Ey, die LOKALMATADORE des Metal, unglaublich!

Männerwetter macht durstig, oder, um der Wahrheit Tribut zu zollen: Hier in diesen scheiß männlichen Matschlachen rum zu schwimmen ist totale Scheiße! Zwar totale Männerscheiße, zugegeben, aber Scheiße, also zurück zum Zelt, da gibt’s laute Musik, Bier, und außerdem war im Laufe des Tages so eine Trulla mit ihrem Filmteam da. Die meinte dann sie würde um eine bestimmte Uhrzeit vorbeikommen um uns zu filmen. Jaja, komm du mal. Ich konnte der einfach nicht begreiflich machen, dass wir nur nach Lust und Laune spielen, und nicht nach Uhrzeit. Hat sie nicht verstanden. Ihr Problem.

Naja, Zeltplatz: Burn ist Jenseits von Gut und Böse, post rum zu allem was Krach macht, Kulicke dabei, und Mike zieht sich ne halbe Pulle Wodka rein, Prost. Dann schreitet er zur Tat: Ab zur Anlage und „Wollt ihr mehr von dem geilen Scheiß?“, und LOKALMATADORE rein: „Woran tut man gerne naschen? Fotze, Fotze! Aber bitte nach dem waschen! Fotze, Fotze!“ Hundert Mal hintereinander, und immer wieder noch mal, und noch mal, sein neues Lieblingslied! Wer hat da noch Lust wegzugehen? Das Kamerateam rollt auch an, wir bauen auf und die filmen uns bei unseren grandiosen Klassikern, perfekt vorgetragen, alleine meine Stimme: Ah, eine Wohltat für die Ohren! Krächz!

Aber dieses Mal zündet die Sache nicht so richtig, aber egal! Zu Höllenfeuerlicht brennt amtlich das Schlagzeug, gleich mehrere Male, und die paar Leute, die zugucken, finden es wahrscheinlich auch nicht richtig spektakulär. Wie wir. Hm. Irgendwatt stimmt doch nich, liegt wahrscheinlich am Männerwetter, keine Ahnung, egal, es wird gespielt was geht, hell yeah! Dann: Irgendein Typ will was spielen und behauptet er kann TWISTED SISTER, ACDC, alles. Super, hier die Gitarre! Er schnallt sich das Ding um, alles starrt gebannt auf ihn, Caddy ist am Schlagzeug bereit einzusteigen, ich mach mir n Bier auf, alles ready to go, er fängt an…knarks…knarks noch mal…schraddel…döööd…dööd dööd…und ich gucke in die Runde, und wirklich absolut jeder steht wortlos da, mit gerunzelter Stirn, neigt seinen Kopf nach vorne, es ist total still, abgesehen von dem total unfähigen Gekratze von dem Typen da, der fast dabei einpennt wie er da einen ganzen Akkord hinkriegen will, nur der mächtige Kulicke steht mit dem Rücken an den Hänger gelehnt, Sonnenbrille auf der Nase, guckt in die Luft und wippt zu diesem Gefuddel von dem Gitarrentypen total glücklich mit und genießt jeden neuen Kratzer mit jeder Faser seines Körpers, wobei er seinen Zeigefinger wie einen Taktstock mitschwingt! Sofort kack ich ab und muss Tränen lachen bis mir der Bauch schmerzt! Suuuuuuuper Bild! Mein persönliches Highlight!

Der nächste Gitarrengott macht zwar rhythmischen Krach, der aber auch an nichts erinnert. Dabei schreit er total hektisch zum Caddy nach hinten „spiel, spiel, spiel doch!“, und Caddy rastet bald aus und brüllt zurück „Ja wozu denn? Was soll denn das sein? Nehmt dem unfähigen Idioten die Gitarre weg!“ Riesen Schauspiel!

Mittlerweile fordert die halbe Flasche geexter Wodka Tribut, und Mike schwankt sinnlos umher und und bringt n Gottspruch: „Ich bin besoffen! Scheiße!“ Ich: „Wieso, ist doch gut!“ Mike: „Aber ich hätte schon viel früher so besoffen sein können!“

Als amtierender König von Wacken kürt Caddy seinen Nachfolger: Graf Disco für seinen gewonnen Luftgitarrenwettbewerb! Glückwunsch!

Alles super, alles geil, zwölf Stunden Rückfahrt, und auf einem Rastplatz sehen wir noch TOM ANGELRIPPER, wie er und seine Freunde sich gegenseitig mit Erbsenpistolen beschießen! Hammer.

Das W.O.A. (oder wie Caddy einst sagte M.W.W. Männerwelt Wacken) ist und bleibt einfach das Jescheiteste Festival überhaupt! Punkt. Wozu sagt die Bravo Scheide? Fotze Fotze! Prost. KOLLEGE 08/05

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