duschen ist KEIN heavy metal
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WACKEN OPEN AIR 2004
Die Karte liegt schon seit Monaten bei mir rum, damit man auch ja nicht kurz vorher auf dumme Gedanken kommen kann. Nach endlosen Absagen von vielen Leuten, aus allen möglichen und unmöglichen Gründen, heißt es wieder SLAYER! (Ja! Die spielen nicht, ich weiß!)

Naja, immerhin hatte ich ja einen ganzen Tag um mich vom asseligen Force Attack zu erholen. Das sind ja laut meiner Zählung starke 24 Stunden. Nun gut.

Standesgemäß wird Donnertags morgens in Wacken das erste Bier vor der Bullenstation getrunken, zusammen mit sonst-bin-ich-Leutnant-aber-jetzt-will-ich-saufen-Mike (Macher von komabude.com), mit dem Kulicke und dem Duschen-Webmeister Dirk Holz. Die Bullen da sind übrigens unglaublich entspannt und lässig, wie man das von Nordlichtern auch nicht anders kennt.

Beim Ankommen auf dem Zeltplatz ist unser Stammplatz vor den Duschen besetzt, Scheiße, aber die netten Zeltnachbarn haben ein Einsehen und machen Platz, Danke. Alles herrichten, wie sich das gehört, und trotz Kühlschrank sind wir gezwungen, unsere Lage Bier (ein Anhänger voll) zumeist pisswarm zu süppeln. Naja. Dieses Mal haben wir sogar Licht dabei, macht vor allem tagsüber bei sengend heißer Hitze in der Sonne ziemlich sexy. Beim spielen von alten Hits werden wir immer wieder von einer Traube von Metallern mit Lobgesängen überschüttet, weil wir natürlich nicht geprobt haben, und das alles deswegen doch sehr authentisch klingt. Zur Abwechslung halten Caddy und ich manchmal Lesungen, um unserem intellektuellen Sauf- und Metalanspruch gerecht zu werden, und wir bringen den Leuten mit LORDS OF CHAOS bei, warum ein anständiger Blackmetaller manchmal einfach so Leute umbringen muss, und mit THE DIRT wird sich in Sachen Rockstarverhalten weitergebildet. So, damit wären Metal, Mord und Drogen schon mal eben so im Vorbeigehen abgehakt. DAS soll uns erst mal jemand nachmachen!


Bei ausgedehnten Bewerterrunden bin ich einfach gezwungen, WACKEN den ersten Platz unter den Festivals zu attestieren, denn was hier an fast-Einstelligen rumrennt (plus die gute Handvoll Einstelliger!), das gab es sonst nirgends! Lecker! Und nix da von wegen liegt am guten Wetter, das war aufm Force Attack und aufm With Full Force auch!

Ja, Wetter. Der Wettergott ist mehr als gnädig und lässt die ganzen Tage die Sonne braten was das Zeug hält, so das kaltes Bier sogar zum Zahlungsmittel aufsteigt, und gleichzeitig das schönste Dankeschön an die Duschband darstellt, für das herbeizaubern von multiplen Orgasmen durch Livedarbietung alter Klassiker. Mirsinndegeilsten! Jedenfalls will keine Sau singen, also muss ich immer herhalten. Das macht auf Dauer gar keinen Spaß, weil es so anstrengend ist! Alle sitzen gemütlich rum, süppeln entspannt Bier und ich muss grölen und schwitzen und mich dabei auslachen lassen. Einen trifft es immer. Heul doch.

Thomas holt sich den schönsten Sonnenbrand, weil der das Unterhemd so schön auf seinem Oberkörper abzeichnet. Käseweiße Haut in Form eines Unterhemdes und drum herum glutrote Hautfetzen. Geil! Metal!

Der Zippmann quarzt sich einmal rund um die Karre, soll heißen: Er sitzt aufm Boden, angelehnt ans Auto, was ihm Schatten spendet, und macht sich tüchtig brack. Und wenn die Sonne ein paar Stunden später weiter gewandert ist (urplötzlich...), und er keinen Schatten mehr abkriegt, quält er sich hoch und setzt sich auf die andere Seite vom Auto. So! Genug Bewegung, erst mal bauen... Der Zippmann macht den Zippmann!
Riesenshow!

Irgendwann am Tag, wahrscheinlich war irgendwem langweilig, läuft bei uns plötzlich ein Wet-T-Shirt-Contest, wo sich doch tatsächlich sieben Damen zu hinreißen lassen. Na, da wär der Ballermann aber neidisch, vor allem bei perfekter Pet Shop Boys Hintergrundmusik. Yeah! Der Duschen-Webmaster Holz kann das alles aber nicht so richtig genießen, der hat nämlich die Scheißerei erwischt, hä, einen muss es ja treffen. Ja, ab und an wird sogar Live-Bewertet, und das immer noch Leute fragen, wie denn die Bierskala funktioniert, finde ich doch arg befremdlich. Haben die kein Internet und keinen Freund, der das mal kurz erklären kann? Tsts.

Dieses Jahr gibt es aufgrund der Onkelz-Konzertes auf Wacken Donnerstags Abends ein extra eingerichtetes Onkelz-Camp, das allerdings (doch wahrscheinlich nicht ohne Hintergedanken) recht weit ab vom Schuss liegt. Aber auch das hilft nichts, weil uns ein Mädel berichtet, sie wäre mit der Freundin während dem Onkelz-Auftritt zum Camp gegangen und hätte da Bier geklaut. Haua haua ha! Aber die Onkelz-Leute haben, entgegen den Erwartungen vieler, allgemein keinen Stress gemacht, obwohl der Zippmann starke drei Mal doof angeprollt wurde, was ihm bisher auf Wacken nicht passiert ist. Da kann man jetzt von halten was man will...

Die Porzer Metaller sind natürlich auch alle da, der SCHROTTGRENZE 3-Liter-Wein-Drummer auch, Bönxföcarolita auch, und der Bönx schafft es zwei Mal ohne Karte per übernzaunklettern aufs Gelände zu kommen, Hut ab! Beim ersten Mal ist er so stramm, das er nicht mal ne Band sieht. Nachts kann er sich nicht mehr grade auf dem Stuhl halten, legt ultra-geschmeidig ab und will unbedingt weitersaufen. Während der Jägermeister die Runde macht, rollt sein Kopf willenlos ein paar Runden über seine Schultern, aber trotzdem schafft er es noch zu lallen „...und wann der Bönx...?“ Also Daumen hoch, und am nächsten Tag, beim zweiten Mal über den Zaun klettern, sieht ihn ein Typ von einem Stand, brüllt ihm was hinterher, und Bönx nimmt die Beine in die Hand... muss ausgesehen haben wie ein Römer in einem Asterix-Comic... Jedenfalls gibt es wohl auf der ganzen Welt keine Metal-Unkompatibleren Menschen als Bönx, Caro und vor Allem den Fö, was dann so Sachen wie CANNIBAL CORPSE zur Nebensache mutieren lässt, weil man sich die drei mal vorstellen muss: Vorne braten CORPSE grade alles weg, Tausende von Oldschoolern holen sich dabei einen runter und wünschen sich doch bitte jetzt, und genau jetzt, sterben zu dürfen, und inmitten in dieser göttlichen Zeremonie aus Haaren, Krach und Geblaste stehen die drei, regungslos, legen die Stirn in Falten und versuchen angestrengt irgendwo ne Melodie zu finden, oder ne Tröte, oder irgendwatt zu tanzen oder watt... Erinnert so ein bisschen an das Unrockbar-Ärzte Video...

Weil wir ja Presse sind, haben wir selbstverständlich ich-bin-wichtig-Bändchen und Pässe, und Frank und ich gucken unerlaubter Weise beim Souncheck der ONKELZ zu (Hui immer in Gefahr). Also der ohnehin schon bestehende Eindruck bestätigt sich in nicht auszudrückendem Maße: Die Jungs sind totale Oberprolls, und Stephan kann noch nicht mal ein Knöpfchen an seiner In-Ear-Monitoring-Station bedienen, dafür muss extra der Monitormischer angelatscht kommen. Zumindest hat sich Stephan schicke blonde Strähnchen färben lassen, süß. Aber dafür hat Kevin, der Sänger, sich eine unglaublich gute Plauze zugelegt, da kann selbst der Holz nicht mehr mithalten! Und Kevin äfft leicht angenervt seine Fans nach, die draußen vorm Eingang lustig vor sich hingrölen. Ganz nebenbei muss denen der Soundcheck unglaublich viel Spaß machen, denn die finden kein Ende... Und WAS Stephan redet ist ja schon recht platt, aber WIE er das macht, kann man kaum treffend niederschreiben: „Äh lassuns nommawatt mitte äläcktrischn machn...“ Also brüllend komisch!

Im Pressezelt stehen prima Computer bereit, wo man die ganze Welt wissen lassen kann, wie wichtig man doch gerade im Moment ist. Bei der Gelegenheit kriegen wir noch ein Interview mit den ONKELZ mit, und Frank holt sich auf sein WOHLSTANDSKINDER-Shirt Unterschriften vom relativ gelassenen Gonzo und vom unglaublich angenervten Stephan. Hö!

Eines Nachts war Auflauf der Stars da im Pressezelt, und ich veredle mein MEGADETH-Shirt mit Unterschriften vom MAYHEM-Sänger, der fünf Stunden nach seinem Gig immer noch in Corpsepaint dasitzt (nee, watt konsequent!). Und weil er bei Konzert mit seinem Messerchen abgerutscht ist, womit er in einem Schweinskopf rumgestochen hat (!), hat er zwei Finger in Verband. Also ganz groß, Applaus! Dann noch die Unterschrift vom DEATH ANGEL-Sänger, eine vom tatsächlich fähigen RAGE-Schlagzeuger mit einer wirklich grandiosen Frisur (Iro mit Zopf!), und vom absolut nettesten Kerl der Welt, einem ohne Hals, Corpsegrinder Josh: Ich zupfe ihm also so am Ärmel, er schaut auf mich herab wie Gargamel auf einen in die Ecke getriebenen Schlumpf, und während ich mir in die Hose scheiße, mich von meinem Leben verabschiede und ihm zitternd meinen Edding unter die Nase halte, feiert er meine Garderobe ab: „Hi Guy, what´s up.. oh, it´s an Oldschool-Metalshirt!“ Kommt irgendwie saunett rüber, was ein geiler Typ!

Nebenbei bemerken wir, dass das, was sich „seriöse Metalpresse“ schimpft, nichts weiter ist, als ein Haufen versoffener arbeitsunwilliger, die ganz schnell nach dem Aufwachen ein paar Interviews durchführen oder halt irgendwas filmen, um sich dann ganz geschwind ordentlich ein paar Bier reinzudrehen um irgendwelche Musiker mit ihrer Weltanschauung zuzumüllen. Wie zum Beispiel passiert an den Computern: Neben mir steht einer von DEATH ANGEL, guckt sich wahrscheinlich die Aktienkurse an oder watt, und irgendein besoffener Typ mit Kamera um den Hals schwallt den voll wie geil doch das Konzert war, und das er schon seit x Jahren Fan ist und bla sütter. Witzig! Und der DEATH ANGEL-Heini würdigt ihn keines Blickes und nickt nur einmal beiläufig... Starke Show!

Allerdings bis auf die Tatsache, das man mal die aufgequollenen Fressen der Musiker aus der Nähe bestaunen kann, ist es im Pressezelt rotzlangweilig, und das obwohl sich einige Ladys da (wahrscheinlich nicht ganz ohne Grund!!) verdammt viel Mühe geben! Und zwar verdammt verdammt viel! Lechz sabber!

Dann muss man da als Presseheini irgendeinen blöden Wisch ausfüllen, und den da im Pressezelt an der Theke irgendeiner Trulla in die Hand drücken. Keiner weiß, wofür das gut sein soll. Frank macht das, gibt den Zettel ab, die Trulla bedankt sich nett, zerreißt den Wisch und schmeißt ihn weg! ...Hä? Kratz am Kopp...

Ziemlich witzige Sache am Rande: Einmal spazieren Frank und ich vom Pressezelt aus wieder raus aufs Festivalgelände. Wohlgemerkt: Raus! Und der Security-Heini, der aufpassen soll, das niemand unbefugtes reingeht (wohlgemerkt: Rein) sagt „Halt, zeigt mal eure VIP-Pässe!“. Hä? Beim rausgehen? Was wäre denn, wenn wir jetzt keine Pässe hätten? Müssten wir dann für immer im Zelt bleiben? Jedenfalls zeigen wir ihm die Dinger, schmeißen uns fott, und er lässt uns unbehelligt rausgehen. Aha, Dankeschön junger Mann! Nett!
Was ein geiler Typ, macht das wahrscheinlich zum ersten Mal, und dann auch nur als Pausenvertretung. Oder ihm ist so langweilig, das er sich mit so flachen Witzchen selber aufheitert... Wer weiß, scheißegal.

Jedenfalls bin ich morgens dabei, als Fö zum Wackener Freibad eiert. Wieder lustig bei einsetzender Hitze planschen und auf der Wiese inmitten von Metallern, die aus ganz Deutschland und weiß der Himmel was für Ländern angereist sind, Frühstücksbierchen trinken. Herrlich! Am lässigsten finde ich die Typen, die im Babybecken sitzen! Da ist also so eine runde Pfütze, meinetwegen fünf Meter Durchmesser und nur zwanzig cm tiefes Wasser, und in der Mitte kommt aus einem ein Meter hohen Podest lustig ein kleiner Springbrunnen herausgesprudelt. Hui. Und auf diesem Podest haben die Jungs ein Fässchen stehen, liegen da drunter in der Pfütze und hauen sich die Hucke voll! Ausgezeichnet! Wie unglaublich entspannt! Einsame Spitze, die Jungs!
Allerdings: Freibad hin oder her – auch hier werden die Duschen selbstverständlich konsequent ignoriert! Dafür ist die Schlange vorm einzigen Männerscheißhaus ziemlich beachtlich, und wenn da nicht die ein oder andere kleinere Katastrophe passiert, dann heiße ich aber Karl-Heinz!

Na ja, Festivalgelände: Des Abends trifft der Holz den Typen von FINNTROLL wieder, der mit seiner Ollen letztes Jahr auch schon da war. Und die können immer noch die deutschen Sätze, die der Holz denen letztes Jahr beigebracht hat, unglaublich! Er: „Mein Landjäger ist aufgestellt.“ Sie: „Ich habe einen ziemlich guten Charakter!“ Super! Eines Abends will der FINNTROLL-Typ seine Bandkollegen holen, um auch auf unserer geilen DUSCHEN-Bühne zu spielen, aber die anderen können nicht mehr, haben sich schon komplett weggeschossen. Schade eigentlich. Auch wenn ich nicht gerade der allergrößte FINNTROLL-Anhänger bin. Um es vorsichtig auszudrücken...

Nebenbei lassen wir uns erzählen, das manche Leute tatsächlich bis nach sonst wohin spazieren, wenn sie duschen gehen wollen, um ja nicht die Duschen auf Zeltplatz C zu benutzen. Die schämen sich... Ich kipp um!

Sehr cool finde ich, als eine Zeltnachbarin total angepisst ist, als einmal Asi-Hip Hop in Form von KOOL SAVAS über unsere Boxen ertönt, und dazu fleißig getanzt und abgespackt wird! Ich erkläre ihr, das dies nur eine kurze Phase während des besoffen seins ist, und auch gleich ganz bestimmt vorüber geht. Na ja, abschließend lässt sie Gnade vor Recht ergehen und meint, wir hätten ja auch bis jetzt nur super Musik laufen lassen...

Mittlerweile hat auch der letzte Besoffene das Prinzip verstanden, das bitte nur Leute auf unserer Duschen-Bühne was spielen sollen, die auch wirklich was spielen können. Zum einen findet sich ein Typ mit schwarzen Haaren und schwarzem Cowboyhut, der unglaublich gut singen kann, aber den Namen seiner Band nicht verraten will. Entweder ist die zu bekannt, oder er schämt sich, weil die keiner kennt. Na egal. Dann finden sich ein paar Franken, die eine Onkelz-Coverband haben. Naja, wir haben ja Humor. Und die Jungs scheinbar auch, der Bassist zum Beispiel rennt im Hundekostüm rum, so richtig mit Schlappohren-Kapuze aufm Kopf, was bei der Hitze ja auch nicht unbedingt die vorteilhafteste Kleidung ist, und die können echt jeden Scheiß von den Onkelz spielen. Hö. Das Publikum feiert das unbarmherzig ab. Tja, zurecht möchte ich behaupten. Als die mitkriegen, das wir aus Köln sind, begehen die noch Frevel und machen unser wunderschönes „Viva Colonia“ zum „Viva Frankonia“, so was unverschämtes! Halt mich zurück! HALT MICH ZURÜCK!

Wann anders finden sich Jungs, die zwar die Gitarren viel zu hoch hängen haben, was ja schon mal gar nicht geht, die aber tatsächlich Metallica-Kram spielen können, ziemlich amtlich sogar. Geil. Aber weil die zu gut spielen, schicken wir die schnell wieder weg. Wir wollen ja nicht, das sich hier Professionalität einschleicht und sich wie ein Geschwür ausbreitet!

Ab und zu kommen irgendwelche offiziellen Wacken Kameraleute vorbei und filmen das Spektakel. Bald sind wir berühmt! Kann gar nicht mehr lange dauern!

Wieder wann anders findet sich eine Ramones-Coverband. Mann, watt hier nich alles aufm Wacken rumrennt, geil! Alleine schon die jedes Mal andere Anordnung der immer gleichen drei Akkorde jedem Ramones-Song zuordnen zu können ist nicht leicht! Sage ich als Gitarrist! Respekt. Aber alles egal, Riesenspaß! Vor allem, weil wir als Gitarre die Dimebag-Signature vom Kulicke dabei haben, die von wegen wo da ist blau, und vier Zacken und verdammt Metal! Passt super zu Punkrock! Macht n schmalen Fuß!

Natürlich liegen überall Besoffene rum, aber gewonnen hat der Typ, der sich dabei selber in die Hose geschissen hat. Lecker.

Am letzten Tag bringen ein paar Typen wenige Meter neben uns eine äußerst lässige Aktion. Die packen also ihrem Kram in den Bus und machen sich bereit für die Rückreise. Alles, was sie nicht mehr brauchen, schmeißen sie auf einen großen Haufen auf dem Boden, zünden den an, hupen noch zwei Mal nett und fahren los. Hup hup und tschööjj. Witzig. In der gleichen Sekunde, wo die losfahren, kommt die Feuerwehr angetuckert und löscht den Brand. Hm, ob die vorher Bescheid gegeben haben? Wer weiß.

Jedenfalls darf ich bei dieser Gelegenheit hier mal höchst offiziell verkünden, das wir außer unserem Schlagzeug nichts in Brand gesteckt haben oder in Brand stecken werden!

Wo wir grad dabei sind: Selbstverständlich zünden wir am letzten Abend zu „Höllenfeuerlicht“ von CASANOVA´S SCHWULE SEITE das Schlagzeug an. Sieht natürlich und selbstverständlich wieder atemberaubend aus. Nur das Feuerwerk können wir nicht komplett abfeuern. Nach ein paar gezündeten Raketen kommt irgendein Aufpasser-Polizist mit Knopf im Ohr, so ein drei mal drei Meter Typ, und nimmt uns die restlichen Raketen weg. Das ist nämlich verboten. Naja gut, Verständnis heucheln (grrr...), aber Adressen und Namen für spätere, eventuelle Strafen gibt es nicht! So! War auch wahrscheinlich von ihm nur gedacht um ein bisschen auf den Putz zu hauen, jedenfalls merkt der wohl, das hier zwar besoffene Spinner ohne Hirnmasse rumkaspern, die aber nicht gefährlich sind. Oder so. Dann geht er. Kopfschüttelnd...

Weil sich dieses Jahr keiner an Grashalmen zum Bier lang gehangelt hat (Mike), oder sein halbes Bein abgefackelt hat (Frank), wird der Caddy aufgrund seiner Organisationsversuche zum diesjährigen König von Wacken gekrönt. Da kann man mal sehen: Wir werden alle älter...

Und so Leute wie der Burnsen, die ohne triftigen Grund gefehlt haben, werden allgemein zum Lappen des Jahres gewählt...

Sehr cool sind unsere Zeltnachbarn. Als alle schon ihre Camps abgebaut haben, und das Gelände fast menschenleer ist, sitzen die immer noch da und schütten sich zu. Auf die Frage, wann die denn vorhaben nach Hause zu fahren, erzählen die uns, das ihr Zug erst Dienstag Nachmittag nach Bayern fährt, und die solange noch hier bleiben... Die hätten eigentlich auch einen Pokal verdient!


Und was war noch so? Ach ja, da haben ja auch ein paar Bands gespielt. Sowas. Also:

Endlich! DIO! Habe ich ja noch nie gesehen, also Pflichttermin! Ronnie selber scheint einfach nur ein netter, sehr alter Mann zu sein, der eine Stimme hat, die einfach nur unglaublich gut ist. Jeder Ton steht wie eine Eins, unbeschreiblich, und das er noch verhältnismäßig agil und quietschlebendig wirkt hätte ich auch nicht gedacht. Respekt! Natürlich schwillt mir der Ständer beim Hitfeuerwerk vom Kaliber „Rainbow in the Dark“, „We Rock“, „Don´t talk to strangers“ und sogar ein Stückchen vom nervigen Intro vor „Holy Diver“ wird gebracht, grandios! Und es gibt sogar ein Schlagzeug- und ein Gitarrensolo, wirklich sauüberflüssig, erst recht bei der kurzen Spielzeit, aber witzig, das die das echt durchziehen, 80er go! Dann noch RAINBOW-Kram, zum Beispiel „Man on the silver Mountain“, und die Ritchi´s Gitarrensoli werden Ton für Ton sauber nachgespielt, alle Achtung! Und zum Glück wird relativ wenig von dem neuen DIO-Kram gebracht, da zeigt sich wieder: Gib dem Publikum was es verlangt! Ich bin jedenfalls vor Freude den Tränen nahe! Als der Traum vorbei ist, und alle gehen wollen, da kommt doch tatsächlich Joey de Maio auf die Bühne. Ich glaube ich spinne! Watt macht der denn da? Er erzählt in seiner typisch übertrieben-peinlichen Art was von „fucking Metal“ und bla, und das Ronnie den Grundstein gelegt hat, und das er deshalb jetzt geehrt wird. Ronnie steht eher peinlich berührt daneben, findet die Ausdrucksweise scheinbar unter alles Sau, und kriegt ein großes, gerahmtes Schild überreicht. Nun gut. DIO DIO über alles! Abschlusswort DeMaio: „Drink and fuck in the name of DIO!“ Zu Befehl!

ANTHRAX! Auch ein Pflichttermin! Habe ich zwar schon mal gesehen aber egal! Innerhalb der ersten Minuten direkt „Safe Home“, „Antisocial“ und „Bring the noise“, und auch hier ist mein Landjäger uppjestellt! Cooler Sound, fähige und sympathische Typen, und der Schlagzeuger sorgt für offen stehende Münder unter den Schlagzeugern im Publikum, denn der hats drauf, und zwar nicht zu knapp. Saugeile Band! Ende!

Also vor allem Abends und Nachts, wenn sich Menschenmassen an Haupt- und Nebenbühne dicht drängen, und man irgendwo dazwischen in der Mitte steht, dann nerven die scheiß Soundüberschneidungen total ab! Zwei Bands gleichzeitig hören kann mal kurz recht witzig sein, ist aber auf Dauer zum kotzen, und erst recht, wenn man weder nach links noch nach rechts weiterkommt...

Aaah, BÖHSE ONKELZ! Oh Gott oh Gott. Ich darf ja ohne zu lügen behaupten, textsicher zu sein! Was ja auch nicht so furchtbar schwer ist, wenn andauernd eine Strophe wiederholt wird. Egal. Wenn die dann da schon mal spielen, wäre es ja bescheuert, sich die nicht zu geben. Und tatsächlich: Ewig lange Spielzeit, nur Hits, die schlimmsten Schülerband-Spielfehler in peinlichstem Ausmaße und der Sänger muss die Fresse halten, damit Stephan, der Bassist und Chef, alle Ansagen machen kann. Gonzo, der Gitarrist, kann wenigsten noch anständig spielen, aber der Rest eiert sich so durchs Set. Interessiert aber keinen. Jedenfalls kenne ich fast alles auswendig, überrascht mich selber, und deshalb werde ich auch gefragt, ob ich die denn wirklich höre...

DESTRUCTION! Eigentlich eine schlimme Todsünde, ohne Schnauzbart DESTRUCTION zu gaffen, aber mein Vorname ist Manfred, mein Nachname Gefahr! Ich weiß einfach nicht, was ich davon halten soll! Ehrlich nicht! Auf der einen Seite machen die kompromisslos und konsequent ihren Knatterkrach, der aber ganz offensichtlich und vordergründig ohne jegliches Highlight auskommt, und sich so fest an den 80ern festkrallt, das einem automatisch Sachen wie WHAM oder Boris Becker bei seinem ersten Wimbledonsieg in den Sinn kommen. Ich vergebe jetzt einfach mal ein Däumchen hoch, obwohl ich weder drüber lachen, noch das wirklich geil finden kann. Hmm. Egal.

ELÄKELÄISET. Das beste Beispiel dafür, das Metaller einfach ein jescheites Publikum sind. Auf dem Force Attack, dem Asselfestival im Osten, wäre es zum Beispiel sinnlos, eine komplett genrefremde Band spielen zu lassen, die sich über alles lustig macht, aber hier werden die abgefeiert als gäbe es keinen Morgen. Super ausgelassene Stimmung, alles bepisst sich vor lachen, geil, und jeder Song wird durch die Mangel gedreht das es nur so scheppert. Dabei besaufen sich die Leute auf der Bühne wahrscheinlich noch derber als die Leute davor, Daumen ganz weit hoch! Geil! Humppa!

GRAVE DIGGER! Schon wieder! Egal. Die kann man jeden Tag gucken, und die können einfach nicht langweilig werden! Natürlich rennt ein Typ als der Tod geschminkt sinnlos auf der Bühne rum, Chris sieht aus wie immer, Fransen an der Lederjacke, Dauerwelle und Pony, eng geschnürte Turnschuhe und grooooße Posen, hui! Riesig! Die anderen hinken aber keinen Meter hinterher, und rein spielerisch rollt alles prima vor sich hin. Toll.

GUN BARREL. Im Zelt. Noch, denn irgendwann stehen die auch auf der großen Bühne, das weiß ich jetzt schon, denn ich kann in die Zukunft gaffen. Die kommen ja wie wir aus Köln, spielen überall wo sich eine Steckdose und eine Zapfanlage finden lässt und haben sogar eine Handvoll Hits dabei, die gut im Ohr kleben bleiben. Nebenbei sehen die unglaublich geschmeidig nach Rock aus, sind aber ganz einfache, kölsche Sympathiebolzen mit ziemlich coolem Sound. Der Schlagzeuger bietet zwar auch heute wieder verdammt geiles Posing, aber der kann noch mehr, habe ich sellba schon gesehen! Daumen ganz weit hoch!

HELLOWEEN. Was soll man da sagen? Meine alten Helden! Ich sehe ein Teil vom Konzert vom ich-bin-wichtig-Hügel aus, und die meisten Hits fehlen auch nicht, aber mir fehlt ein bisschen Rotz, ein bisschen mehr..., hmm, Unprofessionalität! Naja, ich kann mich ja auch täuschen, aber das wirkt hier wie alte Männer, die es zum millionsten Mal ihrer Frau besorgen müssen, dabei auch irgendwie routiniert begeistert wirken, aber in Gedanken beim Abwehrverhalten des letzten Bundesligaspiels vom FC Bayern München sind. Na gut, die sind ja auch schon ein paar Tage länger dabei, da kann man nicht die ungestüme Begeisterung von 20jährigen erwarten. Also aalglatt und sauber, Glückwunsch.

MAYHEM! Das letzte Mal habe ich die im dunkeln, im Zelt auf dem Full Force gesehen, da waren die bestens aufgehoben. Mann, was habe ich gelacht! Und jetzt? Am Tag, die Sonne scheint vergnügt vor sich hin, alle sind gut gelaunt, nur die Ordner lassen sich Zeit, und einige MAYHEM-Fans verpassen deswegen den Anfang ihrer Lieblingskapelle, verständlichermaßen schwindet die gute Laune bei vielen dahin. Der Sänger amtlich in vermatschtem Corpsepaint (oder was auch immer das darstellen soll), und bohrt lustig mit seinem Messerchen in einem Schweinskopfauge rum! Nää, watt witzig! Dabei rutscht er ab und schneidet sich in die Fingerchen. Man könnte zwar meinen das wäre Show, und das Blut Kunstblut, ist es aber nicht, und er leckt sich sein Blut genüsslich vom Arm. Cool! Dann wirft er den Schweinskopf ins Publikum, damit seine Jünger was zum spielen haben. Grandios! Unangefochten! Ach ja, die Musik: Tadelloser Krach!

SATYRICON. Toll, die besten Bands lerne ich immer erst zu schätzen, wenn die sich auflösen. Am meisten beeindruckt mich das Bühnenbild: Vier Typen am Bühnenrand, mit arschlangen Matten, machen bei geilem Sound und fiesen Songs im Kollektiv die Kreissäge, geil geil geil! Die haben das Glück Nachts zu spielen, so das die Lichtchen noch mal die Gesamtoptik verfeinern, und alle so stramm sind, das sie abgehen, als gäbe es was dafür zu gewinnen. Sehr geilomat!

MAMBO KURT sehe ich leider nur sehr kurz. Tja. Ganz groß. Halt MAMBO KURT. Hm, Arsch voll toll. Punkt.

Das Wackener FEUERWEHR-ORCHESTER spielt am ersten Nachmittag, als eigentlich noch gar kein Programm läuft. An den nächsten Tagen dann auch irgendwann noch mal. Vor der Bühne drängen sich Metaller, und direkt dahinter sind alle Bierbänke besetzt. Vor so einer Kulisse haben die Opas und Kids wohl auch noch nicht gespielt. Die machen so Dicke-Backen-Musik, in erster Linie natürlich so traditionelles Zeug. Ufftatta flöt trööt. An der Absperrung vorne bangen sich einige fast bewusstlos, andere tanzen in der Gegend rum und nach jedem Stück gibt es unbeschreiblichen Applaus, als wäre das Rad neu erfunden worden, geil, ich bepiss mich fast vor lachen! Nach einiger Zeit kommen ein paar Ordner, denen das irgendwie nicht geheuer zu sein schient, und bitten einige, doch von der Barriere runterzugehen. Immer wieder gibt es Laola-Wellen und ein Meer von Pommesgabeln, und ein Opa auf der Bühne findet es wohl lustig, nach jedem Stück aufzustehen und Pommesgäbelchen zurück zu machen, natürlich unter nicht zu beschreibendem Applaus des Publikums. Bei der Tröten-Version von „Pillemann Fotze Arsch“ gibt es einen sehr geschmeidigen Chor eben dieses LOKALMATADORE-Hits, und die Kapelle ist hin- und hergerissen zwischen Verständnislosigkeit und Begeisterung für so ein fanatisches Publikum. Nää, wattn Spaß! Und sogar eine Fast-Einstellige an irgendeiner Flöte ist dabei (jaja, haha, an der Flöte hat er geschrieben...).

Ja. Wacken, großartig! Die hübschesten Ladys, die beknacktesten Verrückten und überall nette Typen, mit denen man sich sofort über Gott und die Welt unterhalten kann, ganz ohne aufgesetztes Getue. Das ist ja genau das, worüber sich Nasen aus anderen Szenen gerne lustig machen: Das die Metalgemeinde (und speziell die Oldschool-Gemeinde) keine Ahnung von gar nichts hat, und erst recht nicht von der Gegenwart und von dem, was gerade so in der (Musik-)Welt passiert. Ja, und das brauchen Metaller auch gar nicht, das ist denen nämlich schlicht und ergreifend einfach scheißegal. Dafür hat man hier ganz ungezwungen seinen Spaß, ohne alle drei Meter auf Leute zu treffen, die sich beweisen müssen, indem sie ganz toll einen auf hart machen, so wie auf anderen Festivals. Oder auf der Dorfkirmes!

Und es lässt sich ja auch darüber streiten, was nun lächerlicher aussieht: Lange Haare und Nietenarmbänder, Emoscheitel kombiniert mit Cordhose, oder Klamotten, die wie Kartoffelsäcke aussehen, in Verbindung mit schiefen Kappen! Nicht, das ich so was hätte...Aber das auch nur am Rande!

Ja also auch dieses Jahr wieder ein großartiges WACKEN:OPEN:AIR! Nicht zuletzt wegen der einzigartigen, göttlichen und unglaublich coolen DUSCHEN IST KEIN HEAVY METAL-TYPEN (DAS SIND WIR!!)!

So. Hier auf der Duschenseite gibt es ein Forum, da möchten wir gerne die Adressen von euren Homepages sehen, um nachzukontrollieren, was ihr auf Wacken gemacht habt, während wir die ganze Zeit unglaubliche geschmeidig waren! Also hopp hopp eintragen!

Und für nächstes Jahr sollte jeder dran denken, sich am besten jetzt schon mal für das erste Augustwochenende vom 04.08. bis 06.08.2005 Urlaub zu nehmen! Noch besser wäre eine ganze Woche! Und wir überlegen uns, wie wir die Sache noch ausbauen können, also was wir außer Musik, Lesungen, Wet-T-Shirt-Contests und solchen unglaublich großartigen Ideen noch machen können um der Welt zu beweisen, das wir DIE Geilsten sind! Almighty Wacken! Nichts könnte schöner sein! Prost! KOLLEGE
August 04

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