Die Karte liegt schon seit Monaten bei mir rum, damit man auch ja nicht
kurz vorher auf dumme Gedanken kommen kann. Nach endlosen Absagen von
vielen Leuten, aus allen möglichen und unmöglichen Gründen, heißt es
wieder SLAYER! (Ja! Die spielen nicht, ich weiß!)
Naja, immerhin hatte ich ja einen ganzen Tag um mich vom asseligen Force
Attack zu erholen. Das sind ja laut meiner Zählung starke 24 Stunden.
Nun gut.
Standesgemäß wird Donnertags morgens in Wacken das erste Bier vor der
Bullenstation getrunken, zusammen mit
sonst-bin-ich-Leutnant-aber-jetzt-will-ich-saufen-Mike (Macher von
komabude.com), mit dem Kulicke und dem Duschen-Webmeister Dirk Holz.
Die Bullen da sind übrigens unglaublich entspannt und lässig, wie man
das von Nordlichtern auch nicht anders kennt.
Beim Ankommen auf dem Zeltplatz ist unser Stammplatz vor den Duschen
besetzt, Scheiße, aber die netten Zeltnachbarn haben ein Einsehen und
machen Platz, Danke. Alles herrichten, wie sich das gehört, und trotz
Kühlschrank sind wir gezwungen, unsere Lage Bier (ein Anhänger voll)
zumeist pisswarm zu süppeln. Naja. Dieses Mal haben wir sogar Licht
dabei, macht vor allem tagsüber bei sengend heißer Hitze in der Sonne
ziemlich sexy. Beim spielen von alten Hits werden wir immer wieder von
einer Traube von Metallern mit Lobgesängen überschüttet, weil wir
natürlich nicht geprobt haben, und das alles deswegen doch sehr
authentisch klingt. Zur Abwechslung halten Caddy und ich manchmal
Lesungen, um unserem intellektuellen Sauf- und Metalanspruch gerecht zu
werden, und wir bringen den Leuten mit LORDS OF CHAOS bei, warum ein
anständiger Blackmetaller manchmal einfach so Leute umbringen muss, und
mit THE DIRT wird sich in Sachen Rockstarverhalten weitergebildet. So,
damit wären Metal, Mord und Drogen schon mal eben so im Vorbeigehen
abgehakt. DAS soll uns erst mal jemand nachmachen!
Bei ausgedehnten Bewerterrunden bin ich einfach gezwungen, WACKEN den
ersten Platz unter den Festivals zu attestieren, denn was hier an
fast-Einstelligen rumrennt (plus die gute Handvoll Einstelliger!), das
gab es sonst nirgends! Lecker! Und nix da von wegen liegt am guten
Wetter, das war aufm Force Attack und aufm With Full Force auch!
Ja, Wetter. Der Wettergott ist mehr als gnädig und lässt die ganzen Tage
die Sonne braten was das Zeug hält, so das kaltes Bier sogar zum
Zahlungsmittel aufsteigt, und gleichzeitig das schönste Dankeschön an
die Duschband darstellt, für das herbeizaubern von multiplen Orgasmen
durch Livedarbietung alter Klassiker. Mirsinndegeilsten! Jedenfalls
will keine Sau singen, also muss ich immer herhalten. Das macht auf
Dauer gar keinen Spaß, weil es so anstrengend ist! Alle sitzen
gemütlich rum, süppeln entspannt Bier und ich muss grölen und schwitzen
und mich dabei auslachen lassen. Einen trifft es immer. Heul doch.
Thomas holt sich den schönsten Sonnenbrand, weil der das Unterhemd so
schön auf seinem Oberkörper abzeichnet. Käseweiße Haut in Form eines
Unterhemdes und drum herum glutrote Hautfetzen. Geil! Metal!
Der Zippmann quarzt sich einmal rund um die Karre, soll heißen: Er sitzt
aufm Boden, angelehnt ans Auto, was ihm Schatten spendet, und macht
sich tüchtig brack. Und wenn die Sonne ein paar Stunden später weiter
gewandert ist (urplötzlich...), und er keinen Schatten mehr abkriegt,
quält er sich hoch und setzt sich auf die andere Seite vom Auto. So!
Genug Bewegung, erst mal bauen... Der Zippmann macht den Zippmann!
Riesenshow!
Irgendwann am Tag, wahrscheinlich war irgendwem langweilig, läuft bei
uns plötzlich ein Wet-T-Shirt-Contest, wo sich doch tatsächlich sieben
Damen zu hinreißen lassen. Na, da wär der Ballermann aber neidisch, vor
allem bei perfekter Pet Shop Boys Hintergrundmusik. Yeah! Der
Duschen-Webmaster Holz kann das alles aber nicht so richtig genießen,
der hat nämlich die Scheißerei erwischt, hä, einen muss es ja treffen.
Ja, ab und an wird sogar Live-Bewertet, und das immer noch Leute
fragen, wie denn die Bierskala funktioniert, finde ich doch arg
befremdlich. Haben die kein Internet und keinen Freund, der das mal
kurz erklären kann? Tsts.
Dieses Jahr gibt es aufgrund der Onkelz-Konzertes auf Wacken Donnerstags
Abends ein extra eingerichtetes Onkelz-Camp, das allerdings (doch
wahrscheinlich nicht ohne Hintergedanken) recht weit ab vom Schuss
liegt. Aber auch das hilft nichts, weil uns ein Mädel berichtet, sie
wäre mit der Freundin während dem Onkelz-Auftritt zum Camp gegangen und
hätte da Bier geklaut. Haua haua ha! Aber die Onkelz-Leute haben,
entgegen den Erwartungen vieler, allgemein keinen Stress gemacht,
obwohl der Zippmann starke drei Mal doof angeprollt wurde, was ihm
bisher auf Wacken nicht passiert ist. Da kann man jetzt von halten was
man will...
Die Porzer Metaller sind natürlich auch alle da, der SCHROTTGRENZE
3-Liter-Wein-Drummer auch, Bönxföcarolita auch, und der Bönx schafft es
zwei Mal ohne Karte per übernzaunklettern aufs Gelände zu kommen, Hut
ab! Beim ersten Mal ist er so stramm, das er nicht mal ne Band sieht.
Nachts kann er sich nicht mehr grade auf dem Stuhl halten, legt
ultra-geschmeidig ab und will unbedingt weitersaufen. Während der
Jägermeister die Runde macht, rollt sein Kopf willenlos ein paar Runden
über seine Schultern, aber trotzdem schafft er es noch zu lallen
„...und wann der Bönx...?“ Also Daumen hoch, und am nächsten Tag, beim
zweiten Mal über den Zaun klettern, sieht ihn ein Typ von einem Stand,
brüllt ihm was hinterher, und Bönx nimmt die Beine in die Hand... muss
ausgesehen haben wie ein Römer in einem Asterix-Comic... Jedenfalls
gibt es wohl auf der ganzen Welt keine Metal-Unkompatibleren Menschen
als Bönx, Caro und vor Allem den Fö, was dann so Sachen wie CANNIBAL
CORPSE zur Nebensache mutieren lässt, weil man sich die drei mal
vorstellen muss: Vorne braten CORPSE grade alles weg, Tausende von
Oldschoolern holen sich dabei einen runter und wünschen sich doch bitte
jetzt, und genau jetzt, sterben zu dürfen, und inmitten in dieser
göttlichen Zeremonie aus Haaren, Krach und Geblaste stehen die drei,
regungslos, legen die Stirn in Falten und versuchen angestrengt
irgendwo ne Melodie zu finden, oder ne Tröte, oder irgendwatt zu tanzen
oder watt... Erinnert so ein bisschen an das Unrockbar-Ärzte Video...
Weil wir ja Presse sind, haben wir selbstverständlich
ich-bin-wichtig-Bändchen und Pässe, und Frank und ich gucken
unerlaubter Weise beim Souncheck der ONKELZ zu (Hui immer in Gefahr).
Also der ohnehin schon bestehende Eindruck bestätigt sich in nicht
auszudrückendem Maße: Die Jungs sind totale Oberprolls, und Stephan
kann noch nicht mal ein Knöpfchen an seiner In-Ear-Monitoring-Station
bedienen, dafür muss extra der Monitormischer angelatscht kommen.
Zumindest hat sich Stephan schicke blonde Strähnchen färben lassen,
süß. Aber dafür hat Kevin, der Sänger, sich eine unglaublich gute
Plauze zugelegt, da kann selbst der Holz nicht mehr mithalten! Und
Kevin äfft leicht angenervt seine Fans nach, die draußen vorm Eingang
lustig vor sich hingrölen. Ganz nebenbei muss denen der Soundcheck
unglaublich viel Spaß machen, denn die finden kein Ende... Und WAS
Stephan redet ist ja schon recht platt, aber WIE er das macht, kann man
kaum treffend niederschreiben: „Äh lassuns nommawatt mitte äläcktrischn
machn...“ Also brüllend komisch!
Im Pressezelt stehen prima Computer bereit, wo man die ganze Welt wissen
lassen kann, wie wichtig man doch gerade im Moment ist. Bei der
Gelegenheit kriegen wir noch ein Interview mit den ONKELZ mit, und
Frank holt sich auf sein WOHLSTANDSKINDER-Shirt Unterschriften vom
relativ gelassenen Gonzo und vom unglaublich angenervten Stephan. Hö!
Eines Nachts war Auflauf der Stars da im Pressezelt, und ich veredle
mein MEGADETH-Shirt mit Unterschriften vom MAYHEM-Sänger, der fünf
Stunden nach seinem Gig immer noch in Corpsepaint dasitzt (nee, watt
konsequent!). Und weil er bei Konzert mit seinem Messerchen abgerutscht
ist, womit er in einem Schweinskopf rumgestochen hat (!), hat er zwei
Finger in Verband. Also ganz groß, Applaus! Dann noch die Unterschrift
vom DEATH ANGEL-Sänger, eine vom tatsächlich fähigen RAGE-Schlagzeuger
mit einer wirklich grandiosen Frisur (Iro mit Zopf!), und vom absolut
nettesten Kerl der Welt, einem ohne Hals, Corpsegrinder Josh: Ich zupfe
ihm also so am Ärmel, er schaut auf mich herab wie Gargamel auf einen
in die Ecke getriebenen Schlumpf, und während ich mir in die Hose
scheiße, mich von meinem Leben verabschiede und ihm zitternd meinen
Edding unter die Nase halte, feiert er meine Garderobe ab: „Hi Guy,
what´s up.. oh, it´s an Oldschool-Metalshirt!“ Kommt irgendwie saunett
rüber, was ein geiler Typ!
Nebenbei bemerken wir, dass das, was sich „seriöse Metalpresse“
schimpft, nichts weiter ist, als ein Haufen versoffener
arbeitsunwilliger, die ganz schnell nach dem Aufwachen ein paar
Interviews durchführen oder halt irgendwas filmen, um sich dann ganz
geschwind ordentlich ein paar Bier reinzudrehen um irgendwelche Musiker
mit ihrer Weltanschauung zuzumüllen. Wie zum Beispiel passiert an den
Computern: Neben mir steht einer von DEATH ANGEL, guckt sich
wahrscheinlich die Aktienkurse an oder watt, und irgendein besoffener
Typ mit Kamera um den Hals schwallt den voll wie geil doch das Konzert
war, und das er schon seit x Jahren Fan ist und bla sütter. Witzig! Und
der DEATH ANGEL-Heini würdigt ihn keines Blickes und nickt nur einmal
beiläufig... Starke Show!
Allerdings bis auf die Tatsache, das man mal die aufgequollenen Fressen
der Musiker aus der Nähe bestaunen kann, ist es im Pressezelt
rotzlangweilig, und das obwohl sich einige Ladys da (wahrscheinlich
nicht ganz ohne Grund!!) verdammt viel Mühe geben! Und zwar verdammt
verdammt viel! Lechz sabber!
Dann muss man da als Presseheini irgendeinen blöden Wisch ausfüllen, und
den da im Pressezelt an der Theke irgendeiner Trulla in die Hand
drücken. Keiner weiß, wofür das gut sein soll. Frank macht das, gibt
den Zettel ab, die Trulla bedankt sich nett, zerreißt den Wisch und
schmeißt ihn weg! ...Hä? Kratz am Kopp...
Ziemlich witzige Sache am Rande: Einmal spazieren Frank und ich vom
Pressezelt aus wieder raus aufs Festivalgelände. Wohlgemerkt: Raus! Und
der Security-Heini, der aufpassen soll, das niemand unbefugtes reingeht
(wohlgemerkt: Rein) sagt „Halt, zeigt mal eure VIP-Pässe!“. Hä? Beim
rausgehen? Was wäre denn, wenn wir jetzt keine Pässe hätten? Müssten
wir dann für immer im Zelt bleiben? Jedenfalls zeigen wir ihm die
Dinger, schmeißen uns fott, und er lässt uns unbehelligt rausgehen.
Aha, Dankeschön junger Mann! Nett!
Was ein geiler Typ, macht das wahrscheinlich zum ersten Mal, und dann
auch nur als Pausenvertretung. Oder ihm ist so langweilig, das er sich
mit so flachen Witzchen selber aufheitert... Wer weiß, scheißegal.
Jedenfalls bin ich morgens dabei, als Fö zum Wackener Freibad eiert.
Wieder lustig bei einsetzender Hitze planschen und auf der Wiese
inmitten von Metallern, die aus ganz Deutschland und weiß der Himmel
was für Ländern angereist sind, Frühstücksbierchen trinken. Herrlich!
Am lässigsten finde ich die Typen, die im Babybecken sitzen! Da ist
also so eine runde Pfütze, meinetwegen fünf Meter Durchmesser und nur
zwanzig cm tiefes Wasser, und in der Mitte kommt aus einem ein Meter
hohen Podest lustig ein kleiner Springbrunnen herausgesprudelt. Hui.
Und auf diesem Podest haben die Jungs ein Fässchen stehen, liegen da
drunter in der Pfütze und hauen sich die Hucke voll! Ausgezeichnet! Wie
unglaublich entspannt! Einsame Spitze, die Jungs!
Allerdings: Freibad hin oder her – auch hier werden die Duschen
selbstverständlich konsequent ignoriert! Dafür ist die Schlange vorm
einzigen Männerscheißhaus ziemlich beachtlich, und wenn da nicht die
ein oder andere kleinere Katastrophe passiert, dann heiße ich aber
Karl-Heinz!
Na ja, Festivalgelände: Des Abends trifft der Holz den Typen von
FINNTROLL wieder, der mit seiner Ollen letztes Jahr auch schon da war.
Und die können immer noch die deutschen Sätze, die der Holz denen
letztes Jahr beigebracht hat, unglaublich! Er: „Mein Landjäger ist
aufgestellt.“ Sie: „Ich habe einen ziemlich guten Charakter!“ Super!
Eines Abends will der FINNTROLL-Typ seine Bandkollegen holen, um auch
auf unserer geilen DUSCHEN-Bühne zu spielen, aber die anderen können
nicht mehr, haben sich schon komplett weggeschossen. Schade eigentlich.
Auch wenn ich nicht gerade der allergrößte FINNTROLL-Anhänger bin. Um
es vorsichtig auszudrücken...
Nebenbei lassen wir uns erzählen, das manche Leute tatsächlich bis nach
sonst wohin spazieren, wenn sie duschen gehen wollen, um ja nicht die
Duschen auf Zeltplatz C zu benutzen. Die schämen sich... Ich kipp um!
Sehr cool finde ich, als eine Zeltnachbarin total angepisst ist, als
einmal Asi-Hip Hop in Form von KOOL SAVAS über unsere Boxen ertönt, und
dazu fleißig getanzt und abgespackt wird! Ich erkläre ihr, das dies nur
eine kurze Phase während des besoffen seins ist, und auch gleich ganz
bestimmt vorüber geht. Na ja, abschließend lässt sie Gnade vor Recht
ergehen und meint, wir hätten ja auch bis jetzt nur super Musik laufen
lassen...
Mittlerweile hat auch der letzte Besoffene das Prinzip verstanden, das
bitte nur Leute auf unserer Duschen-Bühne was spielen sollen, die auch
wirklich was spielen können. Zum einen findet sich ein Typ mit
schwarzen Haaren und schwarzem Cowboyhut, der unglaublich gut singen
kann, aber den Namen seiner Band nicht verraten will. Entweder ist die
zu bekannt, oder er schämt sich, weil die keiner kennt. Na egal. Dann
finden sich ein paar Franken, die eine Onkelz-Coverband haben. Naja,
wir haben ja Humor. Und die Jungs scheinbar auch, der Bassist zum
Beispiel rennt im Hundekostüm rum, so richtig mit Schlappohren-Kapuze
aufm Kopf, was bei der Hitze ja auch nicht unbedingt die
vorteilhafteste Kleidung ist, und die können echt jeden Scheiß von den
Onkelz spielen. Hö. Das Publikum feiert das unbarmherzig ab. Tja,
zurecht möchte ich behaupten. Als die mitkriegen, das wir aus Köln
sind, begehen die noch Frevel und machen unser wunderschönes „Viva
Colonia“ zum „Viva Frankonia“, so was unverschämtes! Halt mich zurück!
HALT MICH ZURÜCK!
Wann anders finden sich Jungs, die zwar die Gitarren viel zu hoch hängen
haben, was ja schon mal gar nicht geht, die aber tatsächlich
Metallica-Kram spielen können, ziemlich amtlich sogar. Geil. Aber weil
die zu gut spielen, schicken wir die schnell wieder weg. Wir wollen ja
nicht, das sich hier Professionalität einschleicht und sich wie ein
Geschwür ausbreitet!
Ab und zu kommen irgendwelche offiziellen Wacken Kameraleute vorbei und
filmen das Spektakel. Bald sind wir berühmt! Kann gar nicht mehr lange
dauern!
Wieder wann anders findet sich eine Ramones-Coverband. Mann, watt hier
nich alles aufm Wacken rumrennt, geil! Alleine schon die jedes Mal
andere Anordnung der immer gleichen drei Akkorde jedem Ramones-Song
zuordnen zu können ist nicht leicht! Sage ich als Gitarrist! Respekt.
Aber alles egal, Riesenspaß! Vor allem, weil wir als Gitarre die
Dimebag-Signature vom Kulicke dabei haben, die von wegen wo da ist
blau, und vier Zacken und verdammt Metal! Passt super zu Punkrock!
Macht n schmalen Fuß!
Natürlich liegen überall Besoffene rum, aber gewonnen hat der Typ, der
sich dabei selber in die Hose geschissen hat. Lecker.
Am letzten Tag bringen ein paar Typen wenige Meter neben uns eine
äußerst lässige Aktion. Die packen also ihrem Kram in den Bus und
machen sich bereit für die Rückreise. Alles, was sie nicht mehr
brauchen, schmeißen sie auf einen großen Haufen auf dem Boden, zünden
den an, hupen noch zwei Mal nett und fahren los. Hup hup und tschööjj.
Witzig. In der gleichen Sekunde, wo die losfahren, kommt die Feuerwehr
angetuckert und löscht den Brand. Hm, ob die vorher Bescheid gegeben
haben? Wer weiß.
Jedenfalls darf ich bei dieser Gelegenheit hier mal höchst offiziell
verkünden, das wir außer unserem Schlagzeug nichts in Brand gesteckt
haben oder in Brand stecken werden!
Wo wir grad dabei sind: Selbstverständlich zünden wir am letzten Abend
zu „Höllenfeuerlicht“ von CASANOVA´S SCHWULE SEITE das Schlagzeug an.
Sieht natürlich und selbstverständlich wieder atemberaubend aus. Nur
das Feuerwerk können wir nicht komplett abfeuern. Nach ein paar
gezündeten Raketen kommt irgendein Aufpasser-Polizist mit Knopf im Ohr,
so ein drei mal drei Meter Typ, und nimmt uns die restlichen Raketen
weg. Das ist nämlich verboten. Naja gut, Verständnis heucheln
(grrr...), aber Adressen und Namen für spätere, eventuelle Strafen gibt
es nicht! So! War auch wahrscheinlich von ihm nur gedacht um ein
bisschen auf den Putz zu hauen, jedenfalls merkt der wohl, das hier
zwar besoffene Spinner ohne Hirnmasse rumkaspern, die aber nicht
gefährlich sind. Oder so. Dann geht er. Kopfschüttelnd...
Weil sich dieses Jahr keiner an Grashalmen zum Bier lang gehangelt hat
(Mike), oder sein halbes Bein abgefackelt hat (Frank), wird der Caddy
aufgrund seiner Organisationsversuche zum diesjährigen König von Wacken
gekrönt. Da kann man mal sehen: Wir werden alle älter...
Und so Leute wie der Burnsen, die ohne triftigen Grund gefehlt haben,
werden allgemein zum Lappen des Jahres gewählt...
Sehr cool sind unsere Zeltnachbarn. Als alle schon ihre Camps abgebaut
haben, und das Gelände fast menschenleer ist, sitzen die immer noch da
und schütten sich zu. Auf die Frage, wann die denn vorhaben nach Hause
zu fahren, erzählen die uns, das ihr Zug erst Dienstag Nachmittag nach
Bayern fährt, und die solange noch hier bleiben... Die hätten
eigentlich auch einen Pokal verdient!
Und was war noch so? Ach ja, da haben ja auch ein paar Bands gespielt.
Sowas. Also:
Endlich! DIO! Habe ich ja noch nie gesehen, also Pflichttermin! Ronnie
selber scheint einfach nur ein netter, sehr alter Mann zu sein, der
eine Stimme hat, die einfach nur unglaublich gut ist. Jeder Ton steht
wie eine Eins, unbeschreiblich, und das er noch verhältnismäßig agil
und quietschlebendig wirkt hätte ich auch nicht gedacht. Respekt!
Natürlich schwillt mir der Ständer beim Hitfeuerwerk vom Kaliber
„Rainbow in the Dark“, „We Rock“, „Don´t talk to strangers“ und sogar
ein Stückchen vom nervigen Intro vor „Holy Diver“ wird gebracht,
grandios! Und es gibt sogar ein Schlagzeug- und ein Gitarrensolo,
wirklich sauüberflüssig, erst recht bei der kurzen Spielzeit, aber
witzig, das die das echt durchziehen, 80er go! Dann noch RAINBOW-Kram,
zum Beispiel „Man on the silver Mountain“, und die Ritchi´s
Gitarrensoli werden Ton für Ton sauber nachgespielt, alle Achtung! Und
zum Glück wird relativ wenig von dem neuen DIO-Kram gebracht, da zeigt
sich wieder: Gib dem Publikum was es verlangt! Ich bin jedenfalls vor
Freude den Tränen nahe! Als der Traum vorbei ist, und alle gehen
wollen, da kommt doch tatsächlich Joey de Maio auf die Bühne. Ich
glaube ich spinne! Watt macht der denn da? Er erzählt in seiner typisch
übertrieben-peinlichen Art was von „fucking Metal“ und bla, und das
Ronnie den Grundstein gelegt hat, und das er deshalb jetzt geehrt wird.
Ronnie steht eher peinlich berührt daneben, findet die Ausdrucksweise
scheinbar unter alles Sau, und kriegt ein großes, gerahmtes Schild
überreicht. Nun gut. DIO DIO über alles! Abschlusswort DeMaio: „Drink
and fuck in the name of DIO!“ Zu Befehl!
ANTHRAX! Auch ein Pflichttermin! Habe ich zwar schon mal gesehen aber
egal! Innerhalb der ersten Minuten direkt „Safe Home“, „Antisocial“ und
„Bring the noise“, und auch hier ist mein Landjäger uppjestellt! Cooler
Sound, fähige und sympathische Typen, und der Schlagzeuger sorgt für
offen stehende Münder unter den Schlagzeugern im Publikum, denn der
hats drauf, und zwar nicht zu knapp. Saugeile Band! Ende!
Also vor allem Abends und Nachts, wenn sich Menschenmassen an Haupt- und
Nebenbühne dicht drängen, und man irgendwo dazwischen in der Mitte
steht, dann nerven die scheiß Soundüberschneidungen total ab! Zwei
Bands gleichzeitig hören kann mal kurz recht witzig sein, ist aber auf
Dauer zum kotzen, und erst recht, wenn man weder nach links noch nach
rechts weiterkommt...
Aaah, BÖHSE ONKELZ! Oh Gott oh Gott. Ich darf ja ohne zu lügen
behaupten, textsicher zu sein! Was ja auch nicht so furchtbar schwer
ist, wenn andauernd eine Strophe wiederholt wird. Egal. Wenn die dann
da schon mal spielen, wäre es ja bescheuert, sich die nicht zu geben.
Und tatsächlich: Ewig lange Spielzeit, nur Hits, die schlimmsten
Schülerband-Spielfehler in peinlichstem Ausmaße und der Sänger muss die
Fresse halten, damit Stephan, der Bassist und Chef, alle Ansagen machen
kann. Gonzo, der Gitarrist, kann wenigsten noch anständig spielen, aber
der Rest eiert sich so durchs Set. Interessiert aber keinen. Jedenfalls
kenne ich fast alles auswendig, überrascht mich selber, und deshalb
werde ich auch gefragt, ob ich die denn wirklich höre...
DESTRUCTION! Eigentlich eine schlimme Todsünde, ohne Schnauzbart
DESTRUCTION zu gaffen, aber mein Vorname ist Manfred, mein Nachname
Gefahr! Ich weiß einfach nicht, was ich davon halten soll! Ehrlich
nicht! Auf der einen Seite machen die kompromisslos und konsequent
ihren Knatterkrach, der aber ganz offensichtlich und vordergründig ohne
jegliches Highlight auskommt, und sich so fest an den 80ern festkrallt,
das einem automatisch Sachen wie WHAM oder Boris Becker bei seinem
ersten Wimbledonsieg in den Sinn kommen. Ich vergebe jetzt einfach mal
ein Däumchen hoch, obwohl ich weder drüber lachen, noch das wirklich
geil finden kann. Hmm. Egal.
ELÄKELÄISET. Das beste Beispiel dafür, das Metaller einfach ein
jescheites Publikum sind. Auf dem Force Attack, dem Asselfestival im
Osten, wäre es zum Beispiel sinnlos, eine komplett genrefremde Band
spielen zu lassen, die sich über alles lustig macht, aber hier werden
die abgefeiert als gäbe es keinen Morgen. Super ausgelassene Stimmung,
alles bepisst sich vor lachen, geil, und jeder Song wird durch die
Mangel gedreht das es nur so scheppert. Dabei besaufen sich die Leute
auf der Bühne wahrscheinlich noch derber als die Leute davor, Daumen
ganz weit hoch! Geil! Humppa!
GRAVE DIGGER! Schon wieder! Egal. Die kann man jeden Tag gucken, und die
können einfach nicht langweilig werden! Natürlich rennt ein Typ als der
Tod geschminkt sinnlos auf der Bühne rum, Chris sieht aus wie immer,
Fransen an der Lederjacke, Dauerwelle und Pony, eng geschnürte
Turnschuhe und grooooße Posen, hui! Riesig! Die anderen hinken aber
keinen Meter hinterher, und rein spielerisch rollt alles prima vor sich
hin. Toll.
GUN BARREL. Im Zelt. Noch, denn irgendwann stehen die auch auf der
großen Bühne, das weiß ich jetzt schon, denn ich kann in die Zukunft
gaffen. Die kommen ja wie wir aus Köln, spielen überall wo sich eine
Steckdose und eine Zapfanlage finden lässt und haben sogar eine
Handvoll Hits dabei, die gut im Ohr kleben bleiben. Nebenbei sehen die
unglaublich geschmeidig nach Rock aus, sind aber ganz einfache, kölsche
Sympathiebolzen mit ziemlich coolem Sound. Der Schlagzeuger bietet zwar
auch heute wieder verdammt geiles Posing, aber der kann noch mehr, habe
ich sellba schon gesehen! Daumen ganz weit hoch!
HELLOWEEN. Was soll man da sagen? Meine alten Helden! Ich sehe ein Teil
vom Konzert vom ich-bin-wichtig-Hügel aus, und die meisten Hits fehlen
auch nicht, aber mir fehlt ein bisschen Rotz, ein bisschen mehr...,
hmm, Unprofessionalität! Naja, ich kann mich ja auch täuschen, aber das
wirkt hier wie alte Männer, die es zum millionsten Mal ihrer Frau
besorgen müssen, dabei auch irgendwie routiniert begeistert wirken,
aber in Gedanken beim Abwehrverhalten des letzten Bundesligaspiels vom
FC Bayern München sind. Na gut, die sind ja auch schon ein paar Tage
länger dabei, da kann man nicht die ungestüme Begeisterung von
20jährigen erwarten. Also aalglatt und sauber, Glückwunsch.
MAYHEM! Das letzte Mal habe ich die im dunkeln, im Zelt auf dem Full
Force gesehen, da waren die bestens aufgehoben. Mann, was habe ich
gelacht! Und jetzt? Am Tag, die Sonne scheint vergnügt vor sich hin,
alle sind gut gelaunt, nur die Ordner lassen sich Zeit, und einige
MAYHEM-Fans verpassen deswegen den Anfang ihrer Lieblingskapelle,
verständlichermaßen schwindet die gute Laune bei vielen dahin. Der
Sänger amtlich in vermatschtem Corpsepaint (oder was auch immer das
darstellen soll), und bohrt lustig mit seinem Messerchen in einem
Schweinskopfauge rum! Nää, watt witzig! Dabei rutscht er ab und
schneidet sich in die Fingerchen. Man könnte zwar meinen das wäre Show,
und das Blut Kunstblut, ist es aber nicht, und er leckt sich sein Blut
genüsslich vom Arm. Cool! Dann wirft er den Schweinskopf ins Publikum,
damit seine Jünger was zum spielen haben. Grandios! Unangefochten! Ach
ja, die Musik: Tadelloser Krach!
SATYRICON. Toll, die besten Bands lerne ich immer erst zu schätzen, wenn
die sich auflösen. Am meisten beeindruckt mich das Bühnenbild: Vier
Typen am Bühnenrand, mit arschlangen Matten, machen bei geilem Sound
und fiesen Songs im Kollektiv die Kreissäge, geil geil geil! Die haben
das Glück Nachts zu spielen, so das die Lichtchen noch mal die
Gesamtoptik verfeinern, und alle so stramm sind, das sie abgehen, als
gäbe es was dafür zu gewinnen. Sehr geilomat!
MAMBO KURT sehe ich leider nur sehr kurz. Tja. Ganz groß. Halt MAMBO
KURT. Hm, Arsch voll toll. Punkt.
Das Wackener FEUERWEHR-ORCHESTER spielt am ersten Nachmittag, als
eigentlich noch gar kein Programm läuft. An den nächsten Tagen dann
auch irgendwann noch mal. Vor der Bühne drängen sich Metaller, und
direkt dahinter sind alle Bierbänke besetzt. Vor so einer Kulisse haben
die Opas und Kids wohl auch noch nicht gespielt. Die machen so
Dicke-Backen-Musik, in erster Linie natürlich so traditionelles Zeug.
Ufftatta flöt trööt. An der Absperrung vorne bangen sich einige fast
bewusstlos, andere tanzen in der Gegend rum und nach jedem Stück gibt
es unbeschreiblichen Applaus, als wäre das Rad neu erfunden worden,
geil, ich bepiss mich fast vor lachen! Nach einiger Zeit kommen ein
paar Ordner, denen das irgendwie nicht geheuer zu sein schient, und
bitten einige, doch von der Barriere runterzugehen. Immer wieder gibt
es Laola-Wellen und ein Meer von Pommesgabeln, und ein Opa auf der
Bühne findet es wohl lustig, nach jedem Stück aufzustehen und
Pommesgäbelchen zurück zu machen, natürlich unter nicht zu
beschreibendem Applaus des Publikums. Bei der Tröten-Version von
„Pillemann Fotze Arsch“ gibt es einen sehr geschmeidigen Chor eben
dieses LOKALMATADORE-Hits, und die Kapelle ist hin- und hergerissen
zwischen Verständnislosigkeit und Begeisterung für so ein fanatisches
Publikum. Nää, wattn Spaß! Und sogar eine Fast-Einstellige an
irgendeiner Flöte ist dabei (jaja, haha, an der Flöte hat er
geschrieben...).
Ja. Wacken, großartig! Die hübschesten Ladys, die beknacktesten
Verrückten und überall nette Typen, mit denen man sich sofort über Gott
und die Welt unterhalten kann, ganz ohne aufgesetztes Getue. Das ist ja
genau das, worüber sich Nasen aus anderen Szenen gerne lustig machen:
Das die Metalgemeinde (und speziell die Oldschool-Gemeinde) keine
Ahnung von gar nichts hat, und erst recht nicht von der Gegenwart und
von dem, was gerade so in der (Musik-)Welt passiert. Ja, und das
brauchen Metaller auch gar nicht, das ist denen nämlich schlicht und
ergreifend einfach scheißegal. Dafür hat man hier ganz ungezwungen
seinen Spaß, ohne alle drei Meter auf Leute zu treffen, die sich
beweisen müssen, indem sie ganz toll einen auf hart machen, so wie auf
anderen Festivals. Oder auf der Dorfkirmes!
Und es lässt sich ja auch darüber streiten, was nun lächerlicher
aussieht: Lange Haare und Nietenarmbänder, Emoscheitel kombiniert mit
Cordhose, oder Klamotten, die wie Kartoffelsäcke aussehen, in
Verbindung mit schiefen Kappen! Nicht, das ich so was hätte...Aber das
auch nur am Rande!
Ja also auch dieses Jahr wieder ein großartiges WACKEN:OPEN:AIR! Nicht
zuletzt wegen der einzigartigen, göttlichen und unglaublich coolen
DUSCHEN IST KEIN HEAVY METAL-TYPEN (DAS SIND WIR!!)!
So. Hier auf der Duschenseite gibt es ein Forum, da möchten wir gerne
die Adressen von euren Homepages sehen, um nachzukontrollieren, was ihr
auf Wacken gemacht habt, während wir die ganze Zeit unglaubliche
geschmeidig waren! Also hopp hopp eintragen!
Und für nächstes Jahr sollte jeder dran denken, sich am besten jetzt
schon mal für das erste Augustwochenende vom 04.08. bis 06.08.2005
Urlaub zu nehmen! Noch besser wäre eine ganze Woche! Und wir überlegen
uns, wie wir die Sache noch ausbauen können, also was wir außer Musik,
Lesungen, Wet-T-Shirt-Contests und solchen unglaublich großartigen
Ideen noch machen können um der Welt zu beweisen, das wir DIE Geilsten
sind! Almighty Wacken! Nichts könnte schöner sein! Prost! KOLLEGE
August 04
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