Vier schöne Jahre lang ging alles gut, vier Jahre in denen ich mit Ausreden wie "Kein Geld" prima niemals in Urlaub fahren musste.
Ich meine was soll ich denn auch woanders? Sinnlos.
Die Jammerei meiner Freundin war zwar nervig aber zumindest günstiger als wegfahren. Im folgenden wird sie übrigens nur noch "die Olle"
genannt weil sie mich zu dem Scheißtrip genötigt hat. Hat sie nun davon! SO!
Ausgerechnet für unsere Semesterferien gewinnt die Olle eine Woche Vier Sterne am Strand. SCHEIßE! Und das ausgerechnet direkt vorm
ersten CHEFDENKER-Konzert. Weltverschwörungstheorie Ahoi!
Es half alles nichts: Der Gewinn war seriös, ich wurde nicht krank und es sollte auch niemand anderes außer mir mitfahren.
Partnerschaft kann so schön sein. Und so demokratisch.
Also auf rein in die Rappelsmühle und beten das die uns sicher in den Süden trägt. Ich hatte gehofft wenigstens fleißig abzukotzen,
aber nichts. Nicht mal jemand anderes wollte kotzen. Boh ist fliegen Scheißelangweilig.
Na ja, im Süden soll ja Sonne und Strand sein. Außerdem gibt es am Strand ja Ladys die man den ganzen Tag bewerten kann. Wird ja
bekanntlich nie langweilig. Außerdem war im Prospekt ein Pool abgebildet. Ich dachte mir da wartet ein normales Vier-Sterne-Hotel
auf mich.
Pustekuchen.
Im Süden angekommen strömender Regen. Na Mahlzeit. Zwei Tage am Stück. Und die Vier-Sterne-Zimmer sahen aus wie bei Tante Käthe aufm
Bauernhof. Die Vier Sterne sind am Maßstab des Südens gemessen, also Glasscheiben in den Fenstern und nur wenige Spinnen an der Decke
denen ich Namen gebe. Bin ja kein Unmensch. Es gab zwar einen Pool aber nur mit wenig Regenwasser gefüllt und statt Ladys wurden
Busseweise Rentner rangekarrt! Ich wollte unbedingt sofort wieder nach Hause - keine Chance.
Mit dem Bus in der Gegend rumgegondelt. Da unten sieht es schlimmer aus als im Osten damals zur besten Sendezeit. Zerfallene Häuser,
manche wohnen in Zelten neben der Straße, alles dreckig und stinkig und irgendwie letzter Tabellenplatz Richtung Abstieg in die Slums -
meiner bescheidenen Meinung nach. Toller Urlaub. Danke, lieber Gott.
Aber alle haben die Nationalflagge am Fenster hängen die wahrscheinlich nur "Gute Nacht" bedeuten soll. Damit wäre die wirtschaftliche
Gesamtsituation des Staates treffend zusammengefasst und veranschaulicht. Gleichzeitig beschreibt es das Ambiente sehr gut. Ich
wünschte Timmler und Köbisch könnten das miterleben. Ich beschließe das alles hier nicht mehr spaßig zu finden und motze über alles was
mir einfällt. Konsequent durchgezogen muss ich dann vielleicht nie mehr mit in den Scheiß Urlaub.
Das ganze Land ist eine einzige, riesige Scheiß Drückerkolonne! Du kannst keinen Furz lassen ohne das Dir drei Typen augenblicklich
überteuertes Scheißhauspapier und Erfrischungstücher andrehen wollen. Und das ganze äußerst penetrant. Ein "Nein" kennen die da unten
nicht.
Das gilt auch für Frauen. Erst knutschi knutschi und dann ficki ficki. Hat sie verständlicherweise keinen Bock ist sie (O-Ton) eine
ekelhafte Schlampe die die Männer nicht respektiert. Na das muss mir echt mal jemand erklären. Mich hat alles angekotzt.
Sogar die Getränke im Hotel - tschuldigung - in der Gefängniszelle waren nicht kostenlos. Dazu noch überteuert. Ich resegnierte. Ich
wartete eigentlich nur noch auf Dünnschiss und Grippe, aber nicht mal das kriegen die da unten hin.
Also machte ich das was ein Mann in so einer Situation tun muss: Saufen. Zum Glück hatten zwei Ommis immer genügend Raki dabei und
teilten bereitwillig. Das einheimische Bier schmeckt zwar nach Pisse aber so nach der vierten Flasche kann man es aushalten. In der
Not frisst der Teufel Fliegen. Um die Zeit irgendwie totzuschlagen ab in den heißesten Club der Gegend: Eine Garage mit Kamin und
gammliger Theke wo die Rentner sich wie Wale zum sterben zusammenfinden und zu den (O-TON des Besitzers) über 120 verschiedenen
Musikstücken abtanzen. Toll. 120. Und dann auch noch verschiedene.
Am nächsten Abend laut Pogramm ein einheimischer Folklore-Abend in einem alten Schloss. Spannend. Natürlich mit unverschämt teurem
Wein den man unter Einsatz seines Lebens ablehnen muss. Zwei Stunden albern angezogenen Kerle die auf der Bühne rumhüpfen während ein
fetter Typ ohne Rhythmusgefühl auf einer Bass rumkloppt damit ein einzelner Kasper erbarmungslos alle orientalisch klingenden
Tonleitern auf seiner Tröte rauf und immer wieder runter spielen kann. Natürlich ganz ohne Begleitung einer Band oder so was. Dann
müsste man ja schon mal in einer Tonart bleiben. Aber so klingt das alles viel authentischer nach Gedudel. Hirnwäsche go. Nur die Omi
neben mir und ich klatschen uns pausenlos im "Takt" die Hände blutig. Jaaaa, bei uns zweien ging die Post ab!
...man muss sich ja auch schon mal selber aufheitern...
Die Bauchtänzerinnen lassen die Lederhose ganz schön unaufgebläht. Laienspielgruppe zwölftes Schuljahr lässt grüßen.
Egal wo man hinfährt, es sind immer die gleichen drei Ecko-Pullis, die gleichen vier Adidas-T-Shirts und die gleichen tausend
gefälschten Gucci-Handtaschen die verhökert werden. An jeder gottverfluchten Scheißecke! Und die natürlich originalen Rolex liegen
aufm Wühltisch. Aha.
Busfährpläne gibt es nicht. Man stellt sich an die Straße und hofft das irgend ein Gefährt vorbeikommt das einen mitnimmt. Der Preis
für die Fahrt wird natürlich artig ausgehandelt. Wenn man sich auf die "Terrasse" eines "Restaurants" setzt muss man alle zwei
Minuten aufstehen um Autos durchzulassen. Lecker Abgase schnüffeln umsonst. Ich habe mir Wein gekauft und den auf der Straße getrunken.
Fehler. Jedes Arschloch meint mir irgendwas sagen zu müssen. Ich verstehe die Hälfte nicht, nicke artig und empfehle Zahnarztbesuche.
Säcke!
Jedes Auto das vorbeifährt hupt. Hupen ist so was furzen bei uns, das muss einfach sein. Andauernd. Kleinere Tierchen im essen gehören
genau so dazu wie Busfahrer die auch einen Meter neben dem Abhang noch Vollgas geben. Dann eine fünf-Stunden-Busfahrt durch "tolle
Landschaften". Für mich waren das ein paar Bäume und einige Hügel. Kriegt man im Internet zu sehen auch ohne sich den Rücken krumm zu
sitzen. Total idiotisch! Am Ende stehe ich vor einer einhundert Quadratmeter großen Salzablagerung des Wassers die alle fleißig
abfeiern. Ich war mir nicht sicher ob ich nicht doch heulen sollte. Hab ich aber dann gelassen und meinen Rotweintag fortgesetzt.
Abends sollte sich der lang ersehnte Pool in einem anderen Hotel als Scheiß Thermalbad rausstellen, also dreckiges, stinkendes Wasser
was angeblich gesund sein soll, was man aber alkoholisiert eh nicht nutzen darf. Hätte ich ohnehin nicht gewollt. Wenigstens
funktioniert hier der Fernseher, also einheimische Werbung anschauen. Ich habe mir noch alles schön getrunken und bleibe hart. Motzerei
von der Ollen wegen saufen ignoriere ich eisern.
Anderentags: Besichtigungen von Teppichknüpfereien und Juwelieren mit anschließendem Verkauf nutze ich zur Erkundung von einheimischen
Gepflogenheiten und trinke Alkohol mit Koffein. Das ist OK.
Der rettende Strohhalm waren zwei richtig verstrahlte Mittdreißiger-Mamis die ohne Familie da waren und eindrucksvoll bewiesen das man
trotz Kinder alle wichtigen Filme anhand von Zitaten erkennen kann und sich auch über die eigenen Augenringe prima lustig machen kann.
Na ja, im Ruhrpott lernt man halt so einiges, zum Beispiel das eine Hochzeitsreise mit den Schwiegereltern nach Holland zwei Wochen
lang doch sehr ernüchternd sein kann.
Eine andere, äußerst Süddeutsche Mittdreißiger-Mami antwortete auf meine Frage ob sie es hier auch ziemlich dreckig findet: " Na und?
Ich bin in drei Tagen hier weg! Nach mir die Sintflut! Sollen die doch in ihrem eigenen Dreck von mir aus verrecken! Oder meinst Du
etwa ich fange hier noch das putzen an?"
Mit den Worten möchten ich abschließen. Prost.
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