Du bist endlich fertig mit der Scheiß Schule, und was nun?
OK, unter uns, Du hast auch keinen Bock auf gar nichts? Du hast auch
kein Interesse an irgendwas, als da wären: Versicherungen verkaufen,
Regale einräumen, Autos zusammenpuzzeln oder Akten sortieren?
Du kannst Dir irgendwie nicht vorstellen, das es geil ist, den ganzen
Tag in einer schäbbigen Halle vor einer Maschine zu stehen und Knöpfchen
zu drücken? Geil, wir auch nicht.
Also wenn es Dein Abschluss zulässt: Geh studieren! Irgendwas,
scheißegal! Achte darauf, das es sich nicht zu schwer anhört. Irgendwas
mit „Sozial“ in der Studienbezeichnung hievt Dich im Null Komma Nix auf
die sichere Seite. Da hängen zwar nur bekloppte rum, aber das schöne am
studieren ist ja, Du musst nicht hingehen und kriegst noch Bafög dafür.
Wenn nicht, dann verdienen Deine Eltern zuviel. Das heißt im Klartext
für Dich: Die sollen gefälligst was an Dich abdrücken! Und zwar nicht zu
knapp. Aber Du bist ja nicht so blöd, und präsentierst denen die Idee
mit diesen Worten, sondern du seierst die schon Monate vorher voll, das
Du Karriere machen und viel Geld verdienen willst, und in der heutigen,
schweren Berufswelt deswegen vorher studieren musst. Erzähl denen, wie
toll Du das findest, was sie geschafft haben. Das hören die immer gerne,
da werden die auch nicht weiter nachfragen. Scheißegal, ob die überhaupt
was geschafft haben, die werden das schlucken.
Auch wenn Du Dir dabei lächerlich vorkommst, und Du Dir beinahe die
Zunge abbeißen musst, denke an das viele Geld, was Du dafür hinterher
geschenkt bekommst. Denke daran, das Du sonst dafür arbeiten gehen
müsstest. Arbeiten! Das schlimme Wort! Das willst Du ja verhindern,
deswegen gehst Du ja studieren!
Überlege Dir vorher, ob Du zu Hause wohnen bleiben willst, oder ob Du in
eine andere Stadt ziehen willst. Überlege Dir, ob Deine Freunde und die
Partys so gut sind, das Du Dir die Knechtschaft Deines Elternhauses
weiterhin geben willst. Wenn nicht: Hau ab! Scheißpartys mit halbgaren,
sogenannten Freunden gibt es überall, und wenn Du wegziehst hast Du
wenigstens die realistische Chance auf gute Party und erstklassige
Freunde, und nebenbei kannst Du auch mal andere Leute ficken als ewig
die Gleichen, die seit Jahren in Deinem Bekanntenkreis rumgereicht
werden ! Überlege es Dir gut!
Wenn die Stadtwahl gefallen ist, dann suche Dir einen Studienplatz da.
Scheißegal was! Scheißegal, wirklich! Falls Du nicht abbrichst, wie die
meisten, und es tatsächlich so in fünf Jahren schaffst, dann kriegst Du
eh keinen Job! Ganz egal, was Du studiert hast! Gib Dich nicht dem
Irrglauben hin, Du wärst dann was Besseres, und qualifiziert und so eine
Scheiße! Das ist genau der Dreck, den einem die Berufsberater und
Studienberater andauernd auftischen, die immer noch an das alte Märchen
vom perfekten Bildungssystem glauben (oder glauben müssen, weil sie
dafür bezahlt werden und sonst rausfliegen würden!).
Die Wahrheit sieht so aus: Die fertig Studierten, mit Diplom oder sonst
was in der Tasche, bewerben sich irgendwo, und werden am laufenden Meter
abgeschmettert, weil die Firmen Leute mit praktischer Berufserfahrung
suchen. Leute, die anpacken können, die die Probleme im Berufsalltag
kennen und sofort lösen können, und denen ein Zehn-Stunden-Tag keine
Probleme bereitet!
Und nicht irgend einen versoffenen, verdrogten und kaputten Typen, der
seit Jahren aufsteht wann er Bock drauf hat und das harte Leben als
schreiben von Klausuren versteht, die er obendrein noch bestehen kann,
wie es ihm in den Kram passt.
DAS ist die Realität! Und wer nicht dran glauben will, der hat es
einfach (noch) nicht verstanden! Die Einsicht wird kommen! Auf Kurz oder
Lang! Und dann sind die Leute im Vorteil, die sich ein paar Jahre lang
ein schönes Leben gemacht haben, und davon möglicherweise ein ganzes
Leben lang zehren können. Also Du!
Denn die Rumlungerei während der Studienzeit stellt sich automatisch
ein. Wärst Du einer dieser geborenen Nasen, deren Vorbestimmung es ist,
nur zu lernen und zum Fachidioten zu mutieren, dann hättest Du erst gar
nicht auf diese Seite gefunden, und erst recht nicht diesen Artikel bis
hierhin gelesen! Denk mal drüber nach!
Und Rumlungern ist auch vollkommen OK, lass Dir da ja nicht irgendwas
anderes erzählen! Von niemandem! Aber wichtig: Lass es für die „Leute
von der anderen Seite“ so aussehen, als würdest Du wirklich studieren,
also immer stöhnen wie schwer doch die Lernerei ist und so einen Quark.
Dann hast Du Anerkennung und – viel wichtiger – Deine Ruhe.
Wenn Dich das noch nicht überzeugt hat, dann lass mich Dir einen kleinen
Vergleich präsentieren.
Wenn Du nämlich nicht studieren gehst, dann bleiben Dir exakt zwei
andere Möglichkeiten:
Möglichkeit eins:
Arbeiten gehen. Als jemand, der keine (meist dreijährige!)
Berufsausbildung „genossen“ hat, also als jemand, der nicht so einen
dämlichen Scheiß Ausbildungszettel zu Hause rumfliegen hat, bekommst Du
weniger Geld als „gelernte“ Leute für die gleiche Arbeit, für gewöhnlich
einen unsicheren Arbeitsplatz und obendrein fehlt Dir noch diese
gottverfluchte gesellschaftliche Anerkennung von der Familie, von
Bekannten und meistens sogar von den Mitarbeitern und am schlimmsten vom
Vorgesetzten oder Meister! Man könnte denken, das man da drauf scheißt,
aber auch die Härtesten haben da nach ein paar Jahren dran zu knabbern!
Ergo: Totale Scheiße!
Also bleibt nur noch Möglichkeit zwei:
Eine Berufsausbildung. Da musst Du drei Jahre jeden Tag von morgens bis
abends rumhängen, eben jene Sachen machen, die Dich einen Dreck
interessieren und dabei auch noch so was wie Leistung bringen. Kotz
würg. Frage irgendjemanden, der eine Ausbildung gemacht hat, wie das
denn so war. Ganz egal in welcher Branche!
Vollhonks antworten: „Och, war ganz OK, hin und wieder mal schwer oder
langweilig bla bla bla...“ Schwachsinn! Jeder, der einen Funken
Intelligenz besitzt wird sagen, das es die größte Scheiße und das
erniedrigendste Erlebnis war, was er je mitmachen musste! Und es ist
auch wirklich der letzte Scheiß! Du bist Tag für Tag der dreckige
Putzlappen ohne Rechte, der Fußabtreter und Rumschickhammel! Und das für
einen Mückenpiss an Geld!
Das „schöne“ daran ist: Bist Du fertig damit, und bist durch die Hölle
spaziert, dann kriegst Du eben jenen dreckigen Wisch, mit dem Du Dich
ausweist angeblich etwas zu können und Dich angeblich für was zu
interessieren. Dann kannst Du Deinen Lebtag genau die gleiche Scheiße
weitermachen und kriegst halt mehr Geld als Ungelernte. Toll. Arbeiten.
Jippie a yeah.
Nun gut, damit wäre die Entscheidung gefallen: Wer nicht studiert, muss
eine Ausbildung starten! Ende!
Und bitte nimm Abschied von diesen romantischen Vorstellungen von wegen
„ich mache mich selbstständig“ oder „ich mache irgendwas mit Design, das
interessiert mich“. Jaja, ist schon klar. Dann mach mal, ich komm dann
vorbei und lach Dich aus.
Jetzt der versprochene Vergleich:
Ein stinknormaler Wochentag während der Ausbildung gegen einen
stinknormalen Studientag. Ich kenne beides besser als mir lieb ist und
übertreibe diesmal nicht!
Also: Halb sieben. Der Wecker klingelt bei beiden, beim Studenten und
beim Auszubildenden, im ach so tollen Fachjargon „Azubi“ genannt.
Azubi: Er quält sich hoch, fühlt sich scheiße. Er weiß aber, das er sich
jetzt fertig machen muss, denn gleich geht es zur Arbeit. Da gibt es
kein Vertun! Der Chef wartet, die Arbeit wartet, der Leistungsdruck
wartet. Vor vier Wochen hat er schon mal drei Tage krank gefeiert, das
geht jetzt nicht schon wieder, der Chef reißt ihm den Kopf ab. Jeden
Morgen diese gleichen, quälenden Gedanken. Also das Programm
runterspulen mit duschen, essen usw...
Student: Gestern kräftig gefeiert, mit anderen Studenten. Da hat er sich
noch gedacht, das er heute frei macht, wenn es ihm morgens nicht so gut
geht. Denn man muss ja nicht unbedingt zu den Vorlesungen gehen. Da gibt
es genügend Lappen, die das machen, und von denen kann man sich die
wichtigen Blätter (haha) kopieren. Also Wecker aus, rumdrehen und den
lieben Gott n guten Mann sein lassen. Herrlich!
Acht Uhr:
Azubi: Arbeitsantritt. Wie schön wäre jetzt das warme Bett und ein
bisschen Schlaf? Aber bis zum Spätnachmittag ist die Arbeitsstelle wie
ein Gefängnis. Obwohl die Türe offen steht geht er nicht nach Hause,
weil die Konsequenzen zu hart wären. Also Flucht nach vorne und
arbeiten. Nicht für Lob, nicht zur Selbstbestätigung, sondern einzig und
alleine um schlimmen Ärger zu vermeiden und seine (meinetwegen) vier
Euro Stundenlohn zu verdienen! Nur Kaffee macht die Sache erträglich.
Stöhn.
Student: Schläft tief und fest! Herrlich.
Zehn Uhr:
Azubi: Kaffeepause. Endlich. Die erste, kleine Landebahn am Tag. Ein
bisschen in Zeitungen lesen, die sich mit Sachen befassen, die ihn
wirklich interessieren. Stöpsel in die Ohren, Kraft aus Musik tanken.
Natürlich permanent gestört von Leuten, die sich sogar in der Pause über
die Arbeit unterhalten wollen. Stöhn...
Student: Wecker klingelt noch mal. Hm, jetzt fühlt er sich gut. Aber zum
aufstehen ist es noch zu früh, das Bett ist gerade so warm. Also das
Fernsehen angeschaltet und Brötchen aufgebacken. Leckeres Frühstück
reingespachtelt, einen runtergeholt und wieder hingelegt (zum
aufwachen). Herrlich!
Mittag:
Azubi: Endlich wieder Pause. Der Tag scheint kein Ende zu nehmen, zum
kotzen! Obendrein ist wieder Stress angesagt, und er muss es mit
ausbaden und doppelt so gut arbeiten. Deswegen ist entspanntes essen
wieder nicht drin, aber der Gedanke, das jetzt „schon“ Halbzeit ist,
lässt ihn die Stunden bis Feierabend rückwärts zählen. Körperlich zwar
auf der Arbeit, ist er innerlich bei der Abendplanung. Hm, saufen ist ja
nicht, weil morgen wieder arbeiten. Scheiße, aber ein paar Bier müssten
drin sein. Jetzt aber erst die zweite Halbzeit...stöhn....
Student: Ausgeruht wie der junge Morgentau, also aufstehen. Oh ja, die
Hausarbeit, och Gottchen wie schrecklich. Also Musik aufgedreht, Film
nebenbei an und dabei Kette rauchen. Eine gute Stunde später ist die
Arbeit für eine ganze Woche (!) schon getan. Ob gut oder schlecht
interessiert keine Sau, Hauptsache irgendwas zum abgeben. Ausgezeichnet.
Gerade zur Uni geflitzt, sich die Blätter kopiert und rausgefunden wer
denn heute Abend feiert. Nebenbei noch zwei bis drei Runden
rumgeflirtet, könnte sich ja heute Abend auszahlen...Herrlich!
Spätnachmittag:
Azubi: Er muss auf ausdrücklichen Wunsch vom Chef länger machen. Da kann
man leider nicht nein sagen, Mist. Das Leben ist unfair. Stöhn.
Student: Bier jekooft, uppjemaacht, nitt lang drüber nachjedaacht.
Prost. Nebenbei noch auf der Bank gewesen, geschenktes Bafög, Kindergeld
und Geld der Eltern und der Oma zur Unterstützung des Studiums
abgefeiert und ab auf die Piste! Kurzer Anruf zu Hause für ein
Dankeschön und kurz erzählt das ein unglaublich schwerer Schein an Land
ist. Herrlich, herrlich, herrlich!
Abend:
Azubi: Kommt fix und fertig nach Hause, körperlich und seelisch am Ende,
und muss sich dann noch so Klugscheißersprüche seiner Familie anhören,
das die das doch auch damals durchgemacht haben und das das Leben nicht
nur aus Spaß besteht. Bla bla Phrasendrescherei ahoi! Das hat er gerade
noch gebraucht. Stöhn...
Student: Studentenzusammenkunft, vollkommen OK. Viele ausgeruhte, gut
gelaunte Leute, die sich auch denken, morgen nicht zur Uni zu gehen,
falls es heute Abend wider erwarten etwas später wird. Herrlich.
Nacht:
Azubi: Verkackt. Ist aber auch besser so sich was Schlaf zu gönnen,
sonst wird der morgige Tag doppelt anstrengend. Die Gedanken kreisen um
den morgigen Scheiß Arbeitstag und um den gelben Schein, den er sich
doch nicht schon wieder holen kann. Stöhn... Das Leben kann ja so
Scheiße sein!
Student: Entscheidet sich die Nacht mit dem harten Kern durchzufeiern
und sich die „wichtigen“ Blätter der morgigen Vorlesungen irgendwann zu
kopieren, denn Prüfungen sind ja erst in drei Monaten. Riesenspaß, alles
geil, alles super, Prost. Herrlich, herrlich, herrlich, das Leben kann
ja so geil sein!
Jetzt das Wichtigste:
Einige Jahre später:
Beide sitzen bei der selben Firma im selben Raum und machen genau die
selbe Scheißarbeit für genau den gleichen Lohn. Und falls der Ex-Student
sein doofes Studium tatsächlich geschafft hat, hat er vielleicht sogar
noch mehr zu sagen!
Ende des Vergleichs!
Und? Auf welcher Seite möchtest Du stehen? Was möchtest Du später Deinen
Enkelkindern erzählen, wenn Du mit einer Decke über den Knien, einer
Brille auf der Nase und einer Pfeife im Mund zu Hause im Schaukelstuhl
sitzt und sie Dich fragen: „Erzähl mal, wie war das denn als du jung
warst?“
Du hast nur ein Leben.
Also Prost.
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