Selbstverständlich ist jeder so gut und so oft dabei wie er nur kann.
Die Profis haben sich irgendwie frei genommen, die Glückskinder haben
eh nichts zu tun und ich muss nur ganz selten mal zu meiner
bescheuerten Nebentätigkeit ins Kaufhaus. Aber bitte: Es ist Karneval
und allzu lange arbeite ich da eh nicht mehr!
Standesgemäß wird von morgens an gesoffen, und abends sind alle schon
lattenstrack im Q-Hof. Da spielen wie immer irgendwelche Bekloppten aus
irgendwelchen Punkrockbands allerhand Karnevals-Stimmungsmusik,
allerdings selbstverständlich auf Punkrock getrimmt, und die erste Band
fängt bei 1000 Grad und ohne Sauerstoff an in ihrem kleinen Eckchen
rumzulärmen. Das sind glaub ich irgendwie Jülicher Verrückte, und das
nennt sich dann PKGABCDE oder sowatt. Egal! Bewegen kann sich keiner
mehr, das ganze Scheißding ist bis zum platzen mit Besoffenen gefüllt,
und der Uli von den D-SAILORS bedient hier nur seine Tute während zwei
Sänger rumgrölen und der Chris von 2LHUD am Bass ein schickes, rotes
Näschen trägt. Nirgendwo auf der ganzen Welt ist Punkrock so verdammt
gefährlich wie hier bei uns in Köln!
Kölle Alaaf! Was gespielt wird ist doch scheißegal, Hauptsache man wird
schon mal angenehm darauf eingestimmt, was man die nächsten fünf Tage
aus jeder gottverfluchten Frittenbude ballern hört.
Die Dani von LILI und der Caddy mit Narrenkappe aufm Kopp sind genauso
anwesend wie der mächtige und mächtig nüchterne Claus Lüer und das
ganze STRANDGUT-Pack mit Anhang, und sogar die
Ex-SCHACHMATT-und-heutigen-3 MINUTES LEFT TO BURN-Junx stehen draußen
rum, ganz in der Nähe vom allermächtigsten Kai Altenrath, der als
Pfarrer verkleidet stockstramm verzweifelt versucht sich ne Kippe zu
drehen, sich kurz verabschiedet und von da an niemals mehr gesehen
wird!
Na dann aber schnell ab in den Sonic Ballroom, da sollen laut Caddys
Angaben heute original Krankenschwestern im Krankenschwestern-Outfit
AC/DC-Kracher zu Besten geben! Dort angekommen stellt sich heraus, dass
die Leute da im entsprechenden Outfit auf der Bühne Typen sind. Aha.
Soviel dazu. Aber scheißegal, heut saufen wir, heut saufen wir, die
ganze Nacht nur Schnaps und Bier… Et is ja schließlich Kachnewall!
Ganz nebenbei: Egal, wo wir die närrischen Tage über hinstiefeln, der
B-lex ist immer schon da! Ganz egal wo! Der erinnert mich damit an die
80er-Jahre-Zeichentrickserie Droopy, der Kommissar. Egal wohin der böse
Wolf flieht, ob ins tiefste Loch oder mit der Rakete ins Weltall:
Droopy ist immer schon da! Na egal.
Ja, Nathaalje und DER Sascha zeigen sich mal wieder von ihrer
schmerzfreiesten Seite, indem sie gutmütig jeglichem Pennerpack ihre
Wohnung inklusive Schlüssel zum saufen, feiern und pennen anbieten, und
das obwohl DER Sascha jeden Tag arbeiten muss (!), und dann jeden Tag
nach dem nach Hause kommen erstmal uppmacht und dann auf unbestimmte
Zeit in die Stadt verschwindet, und datt Nathaalje so gut wie gar nicht
zu Hause ist, weil die Karnevalsmäßig irgendwo Thekendienst hat und
woanders pennt. Naja, pennen ist vielleicht übertrieben, sie gibt sich
mit sechs Stunden Schlaf für drei Tage zufrieden. Es gibt ja immerhin
Cocktails umsonst, da will sie ja auch keine Zeit verlieren! Verdammt
zäh!
Jedenfalls sieht die Hütte ratzfatz aus wie ein erbärmliches Häufchen
Scheiße, weshalb wir uns dann mal gnädigerweise dazu herablassen
aufzuräumen, aber alles umsonst, kurz später ist schon wieder alles
vollgesifft.
Des einen Morgens geht es erstmal Bier holen, wer nicht ohnehin hier
Haja gemacht hat findet sich ganz schnell hier ein und dann – man kann
es kaum erraten – wird uppjemacht. Ich kenn doch den Scheiß: Wenn man
einmal selbstzufrieden auf der Couch hockt und bei Musik säuft, dann
will man gar nicht mehr vor die Türe. Ich warne davor morgens noch kurz
in die Runde, weil mir das sellba schon oft genuch mitm Frank passiert
ist, übrigens auch genau in dieser Wohnung hier (!), und was passiert?
Kaum 17 Uhr sitzen immer noch alle auf dem gleichen Fleck wie vor
sieben Stunden, rauchen Kette und hauen sich den Arsch zu… Ich schmeiß
mich weg!
Dafür hat der Chrü aber geistreiche SIDO-Interviews mitbräächt und datt
Caro ihre ersten, ungeschnittenen Moderationsversuche für Rock You TV,
wo sie ja seit neuestem ihre Titten in die Kamera hält und
rummoderiert!
Auch grandios: Wir gucken alle Mann den Ensener Karnevalszug, stehen rum
und machen upp. Gähn. Die schmeißen irgendeinen Dreck von den Wagen aus
in die Zuschauer und keine Sau juckts. Außer den Ali. Der hebt die
Bonbons immer wieder auf und pfeffert die zurück in die Fressen von den
Karnevalsprinzen oben auf den Wagen! Top! Dann schmeißen die mit so
eingepackten Handschuhen. Keine Ahnung was daran so geil ist, aber eine
dieser Tüten landet genau zwischen uns und den alten Omas, die neben
uns stehen, und die total glücklich Kamelle vom Boden aufsammeln. Dann
Richys Auftritt: Wie ein Hund, dem man ein Stöckchen wirft, hechtet
Richy zu dieser Tüte, geht in die Hocke, in einer Hand seine Flasche,
und mit der freien Hand greift er nach der Tüte, aber sein Arm ist
nicht lang genug. Dabei fällt er langsam nach hinten um, versucht aber
noch mit dem letzten Schwung mit seiner freien Hand an die Tüte zu
kommen, eine Sekunde, zwei Sekunden, die Anstrengung steht im förmlich
ins Gesicht geschrieben, drei Sekunden… Im gleichen Augenblick kommt
eine dieser Omas zwei Schritte angeschlichen, bückt sich mit ihren
müden Knochen und nimmt sich einfach die Tüte. Schwupps! Zeitgleich
fällt Richy nach hinten über auf den Rücken. Plumps. Verloren! Die Omma
war schneller! Rie-sen-brüller!
Alles schmeißt sich weg, von den Ommas bis hin zu den SUPERFREUNDEN. Wo
wir grade dabei sind:
Exkurs SUPERFREUNDE. Die hatten gestern Abend ein Konzert in Stuttgart.
Also mit zwei Autos und ein paar Saufgästen wie dem Richy und dem
mächtigen SCHUBBERT da runter. So. Ein Auto kommt an. Das zweite Auto
wird auf halber Strecke von den Bullen angehalten mit Husi und
Bohnenstange Bühl (der Bauer) drin. Jetzt kommts:
Der Bulle fragt Bühl wo es denn hingehen soll.
Bühl erzählt, das sie auf dem Weg zum Konzert sind, weil die Musik
machen.
„Aha, was denn für Musik?“ will der Bulle wissen.
Bühl antwortet: „Deutschpunk.“
Der Bulle (leicht angepisst): „Etwa so Musik gegen Bullen und so was?“
Bühl (genial, wie er nun mal ist): „Nein! Gegen Polizisten!“
Riesenapplaus! Brüller! Ganz grandios! Von da an haben die natürlich
verschissen! Drogentest, Auto stehen lassen, Führerschein in Gefahr…
Nun gut, jedenfalls stand dann das erste Auto am Auftrittsort in
Stuttgart: Ein besetztes Haus! Laut Erzählungen runtergekommen wie
sonst was, und fast alles nur ganz schlimme Aggro-Typen. Und jede
kleine Randgruppe ist gegen jegliche andere Subkultur – jeder gegen
jeden. Die haben das Prinzip also in der Tat ganz toll verstanden und
glanzvoll umgesetzt! Aua!
Naja. Was tun? Kein Thema! Soll halt der Schubbert singen und der Richy
Bass spielen, die ja da zufällig mit im ersten Auto saßen. Da wird nitt
lang drübba nachjedaacht! Sind ja die SUPERFREUNDE. Ü-ber-haupt kein
Thema. Ja, die spielen als Headliner (..!..??), und alles rastet aus!
Soll wohl ein super Gig gewesen sein! Und das obwohl der Schubbert mit
dem Text schon jedes Mal fertig war bevor die erste Strophe hätte
anfangen sollen, und Richy laut eigenen Angaben permanent im falschen
Song Bass rumgewuselt hat, weil er sich nicht die Songtitel bei die
Basstönchen aufgeschrieben hat! SUPERFREUNDE nur ein Schein! Aber alle
fanden es wohl total geil… Da packste Dir doch als unbescholtener
Bürger ann Kopp, wa?
Exkurs SUPERFREUNDE Ende.
Also hopp hopp ab ins EM KAPELLCHE! Zu Karnevalsmusik tanzen und ein
paar Jedeck fegen! Ein paar Jungs kommen extra vom Arsch der Welt mit
der Bahn angefahren mit dem unglaublich grandiosen Plan morgens um
viertel vor fünf die erste Bahn wieder nach Hause zu nehmen… Morgens?
Viertel vor fünf?? Däumchen in die Höhe! Naja. Nach der Fegerei geht es
wieder in die Stadt, und von da an wurden sie nie mehr gesichtet…
Nebenbei wollte der Fö schon heute Morgen wieder zu Hause sein und
lernen, aber die gemütliche Couch und ein kleines Jedeck im EM
KAPELLCHE klangen scheinbar doch irgendwie reizvoller! Ähnlich geht’s
dem Thomas, der genau wie ich auch mal frische Klamotten vertragen
könnte, nur DER Sascha hat den Dreh raus: Säuft bis morgens mit, ruht
sich mal kurz ein paar Minütchen in der Haja aus um pünktlich
aufzustehen, an die Schaufel zu gehen, und um dann lustig von vorne
anzufangen! Allerdings ohne dabei auch nur ein einziges Mal
rumzujammern oder auch nur ein Wort darüber zu verlieren! Ich bin
beeindruckt, hätte nicht gedacht dass das so gut funktioniert!
Ganz nebenbei gehe ich weder Freitag noch Samstag zur Arbeit, sage
selbstverständlich auch nicht Bescheid, und spiele damit meinen Joker
aus, dass ich das neue Liebchen vom Chef bin! Dafür bin ich ihm ja auch
schließlich die letzten Tage ganz tief in den Arsch gekrochen!
Nathaalje kommt irgendwann halbtot wieder, kann sich kaum auf den Beinen
halten und meldet sich bei ihrer Hauptarbeit erstmal krank.
Rosenmontag…
Einen Abend verbringen wir im heiligen CAVE bei Metal und (Achtung!)
Korn Cola Light! SUPERNICHTS zu Ehren natürlich. Anfangs sehe ich noch
einen versteckten, verachtenden Blick im Auge der Bedienung als ich
Korn Cola Light bestelle, aber hinterher avanciert Korn Cola Light zum
absoluten Gottgetränk des Abends! Obwohl der echt nicht anständig
bimmelt! Sowas.
Dabei zeigen Frank und ich mal, wie man als anständiger Mann kickert,
können aber leider nicht ewig als klarer Sieger alles klarmachen!
Irgendwann taucht sogar der mächtige Flo Köbisch auf, lattenstramm,
motzt rum das der Frank im Ojo nicht genug gesoffen hat weil er
andauernd rumknutschen musste! Hinterher besteht Flo darauf, dass er
gefälligst mit jeder Bahn nach Hause fahren kann womit er will. Zum
Beispiel mit der 1 nach Bensberg…!? Naja, Caddy nimmt ihn dann heute
mal mit in sein Bettchen. Besser… Aber trotzdem: Riesenrockshow!
Als ich in der Wohnung vom übermächtigen Klitsch verkacken gehe habe ich
den Eindruck, der mächtige Klitsch hat in den letzten Tagen irgendwann
mal wieder drei Pünktlein gemacht. Kann natürlich auch sein, dass er
sich das Tampon gegen Nasenbluten in die Nase geschoben hat, und seit
neuestem nur noch in Kondome wichst.
Naja. Nebenbei sehen wir noch ein grandioses PARASITEN-Konzert, wo die
doch tatsächlich Berlin spielen! Berlin! Den Über-Gotthit! Ber-lin!
Tagelanges Uppgemache und Berlin Live von den PARASITEN! Von mir aus
kann ich hier tot umkippen, meine Freunde würden eine Riesenfeier für
mich schmeißen, weil sie wissen würden, dass ich als glücklicher Mann
gestorben bin! Hach, lieber Gott, Danke!
Nebenbei: Schon verdammt verwunderlich dass mein scheiß Vorname
tatsächlich nicht KOLLEGE ist, sondern Dominik! Rasanter Name!
Naja, diesmal höre ich schon Dienstagmorgen mit der Uppmacherei auf,
weil ich abends mit gesenktem Haupt, unangekündigt und Schuld bekennend
zur Arbeit stiefel und entgegen meiner Erwartungen tatsächlich keinen
Ärger kriege! Is ja großartig! Kölle Alaaf!
Tja: Dann muss ich mal sehen wie ich die geile Karnevals-Sauferei das
nächste Jahr hinbiege wenn ich einen kack Vollzeitjob habe. Also
entweder mach ich den Profi und nimm mir frei, oder meine Urlaubstage
gehen schon für WACKEN und CHEFDENKER-Konzerte drauf (und hoffentlich
auch für AUSGANG OST-, Metal- und SOCIAL
DISTORTION-Coverband-Konzerte!). Tja, in diesem Fall würde ich mich ja
glatt gezwungen sehen den Sascha zu machen!
Wie kann man Außenstehenden die Sache mit dem Karneval begreiflich
machen? Ich war ja auch mal strikt dagegen. Hm. Am besten nicht erst
blöd rumdenken und Entscheidungen im nüchternen Kopp treffen, sondern
herkommen, einen mittrinken und sich nicht so anstellen!
Trink doch äijne mit, stell dich nitt so aan! Trink doch mit und kümmer
Dich nitt drümm! Prost. DOMINIK 02/05
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