Letztens saß ich beim Vorstellungsgespräch, so richtig eklig um Arbeit
zu kriegen, igitt, und durch eine der ersten Fragen der
ich-bin-wichtig-Trulla hinterm Tresen ist mir aufgefallen, das ich ja
tatsächlich 26 Jahre alt bin!
Ach Du liebes Lottchen!
Das erklärt ja so einiges. Letztens dachte ich zum Beispiel so bei mir:
„Kannst ja mal zu Hause bei deinen Eltern anrufen. Die freuen sich
bestimmt von dir zu hören.“ Als ich fast schon auf dem Weg zum Telefon
war, na ja, sagen wir mal, als ich fast schon das Bier aus der Hand
stellen wollte, damit ich von der Couch hätte aufstehen können,
durchzuckte es mich wie ein Blitz: Das habe ich doch noch nie gemacht!
Und außerdem, was wollte ich denen denn bitteschön erzählen: „Tach. Ich
leb´ noch. Wie ich höre, ihr auch. Schüss dann, ne?“
Wofür soll das gut sein? Da wusste ich, das da irgendwas im Busch ist.
Ich dachte mir, das liegt irgendwie an der Pubertät oder so, jedenfalls
habe ich mir weiterhin keine Gedanken gemacht.
Dann, ein paar Tage später, kam ich mit der Band wieder in die Heimat,
und mein erster Gedanke war nicht, wie üblich, jetzt uppzumachen,
sondern meine gemütliche Couch. Na gut, na gut, na gut, im Kühlschrank
stand Bier, zugegeben, aber der Punkt, auf den es ankommt, ist doch die
Couch. Nicht etwa nach Hause weil: „Ah toll, jetzt ficken“ oder „geil,
die Frau hat gekocht, ich hab Hunger“ oder so, sondern ich wollte
einfach nur meinen faulen Arsch in meine gemütliche Couch drücken. Hmm,
sehr befremdlich!
Dann saß ich einige Tage später zu Hause, eben auf dieser besagten
Couch, es war mitten in der Woche und ich machte das, was halt jeder
fleißige Bundesbürger Mittags macht: Ich zappte gelangweilt durch die
Kanäle und schob mir als Frühstück selbstgemachte, vor Ketchup
triefende Hamburger rein. Dabei versuchte ich immer noch etwas lauter
zu furzen als ein paar Minuten vorher und fand mich dabei, ehrlich
gesagt, ziemlich lässig.
Als es mir da so gut ging, und ich mich dafür abfeierte, lief auf dem
Kinder-Musikkanal „Here without you“ von irgendeiner gammligen,
schleimig-eitrigen Möchtegern-Rockkapelle, und ich fand es nicht
schlecht! Also bitte, das darf doch nicht wahr sein! Als mir klar
wurde, das ich genüsslich so was wie meinem Feindbild zuhörte, da hab
ich mir erst mal vor Schreck ein Bier aufgemacht. Also Alter: Leck mich
doch am Arsch!
Während ich so dasaß, angestrengt über diese Vorfälle und über mein
Leben im allgemeinen sinnierte, da wurde mir so langsam klar: Die
alkoholfreien Tage, das Obst da aufm Tisch, ja, sogar das ganze Sport
machen und so, das alles kommt nicht von ungefähr. Hätte mir damals
jemand gesagt, das ich später ernsthaft rohe Möhren fressen würde, wie
ein Karnickel, dem hätte ich wahrscheinlich die Zähne ausm Gesicht
gehauen!
Außerdem: Da ist es wieder! Das schlimme Wort: Damals!
Jedenfalls bin ich schnell mal durch die Wohnung gerannt, um
nachzusehen, ob ich einen Baum rumstehen habe, den ich noch einpflanzen
muss, oder es könnte ja durchaus sein, das da irgendwo ein Kind
rumschaukelt, dem ich ein Hipp-Gläschen reinbaggern muss.
Aber Glück gehabt. Nichts zu sehen.
Naja. Wenn man schon mit „Sie“ angeredet wird, von Leuten, die älter
sind als die, mit denen man saufen geht, dann sollte einen das alles
nicht mehr umhauen.
Wie auch immer, scheißegal: Jetzt habe ich mir mal zwei bis drei
Gedanken gemacht, damit wäre meine „Quarter-Life-Crisis“ auch schon
durchlebt und beendet, und mit welchem Ergebnis?
Ich liebe meine Couch! Ich höre mir auch schwule Scheiße an (was ich mir
aber ganz schnell wieder abgewöhne)! Und ich werde bald arbeiten gehen!
Zusammengefasst: Ich werde alt!
Aber zum Glück kann ICH mir das erlauben! Und warum? Weil ich DER
Geilste bin!
Denn mit straffen sechsundzwanzig Jahren aufm Buckel denkt man unter
Umständen schon mal über Zahnersatz nach, das Aufstehen fällt nicht
mehr so leicht, der Ischias klemmt, die Bandscheibe zwickt und die
Prostata drückt.
Ja nu, wenn man sonst nichts kann. Prost.
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