Verfluchte Scheiße! Sechs Uhr aufstehen und ab ins Studio in die
Weltstadt Bottrop, da wo die schärfsten Babys dieser Welt im Edeka an
der Kasse sitzen, und noch so süß beschämt sind, wenn man da
Tittenzeitungen aufs Band legt.
Zum ersten Mal in meinem Leben vergebe ich eine 34! Also schon zu
schaffen, aber da müsste schon der Bierskalen-Höchstgrenze-Setzer Mike
einen guten Tag erwischen, anders ist die Sache unmöglich.
Ja, im Studio erinnere ich mich an das goldene Zitat von dem alten Mann
Keith Richards: Dreißig Jahre Rock´n´Roll, siebenundzwanzig Jahre
warten… Gähn.
Eigentlich habe ich ja Caddy´s Gästelistenplatz für KILLSWITCH ENGAGE in
der Live Music Hall für heute Abend, aber den verschenke ich
netterweise, zum Wohl vom erstbesten Glücklichen, weil ich erst spät
aus dem kack Studio rauskomme. Und dann stehe ich selbstverständlich
umgehend beim Klitsch auf der Matte: Moinsen!
Also erstmal haben wir eine unglaublich geschmeidige Idee: Ey, super,
lass uns doch mal die Zülpicher Straße rauf und runter spazieren.
Super! Also die haben wir ja echt noch nie gesehen. Wahnsinn. Rauf und
runter, lallala. Als wir schon resignieren, und uns Schnaps kaufen, um
unser erbärmliches Dasein irgendwie ertragen zu können, da kommt doch
tatsächlich der übermächtige Ramon R. Rivaletto die Straße lang
getapert, gefolgt von seiner Möchtegern-Model-Ollen und ein paar
Leuten. Die sind auf dem Weg zu einer einmal-zahlen-frei-saufen-Party.
Ausgezeichnet. Ja, da klemmen wir uns selbstverständlich dran.
Klitsch fragt noch hundert Mal, ob das denn jetzt so sinnvoll ist, dem
Ramon hinterher zu laufen, aber bitte, wenn nicht dem Ramon, wem dann?
Allerdings gib ich dem Klitsch Recht: Der Ramon ist ja stocknüchtern!
So kenn ich den ja gar nicht! Also so kann ich ja gar nichts mit dem
anfangen.
Klitsch betont am laufenden Meter, dass er die Olle doch hässlich
findet, und wie denn so was bitte Model sein kann, aber das er sie
unter Umständen trotzdem kurz mal ficken würde. Aber wirklich nur kurz.
Mal eben so den Landjäger reinhalten.
Ja, nach einer Millionen Jahre Bahnfahrt sind wir endlich in diesem
Scheißding, und das kostet echt nur fünf Euro für frei saufen!
Inklusive Essen und Hartalk! Hallo? Schnaps? Jippie! Ramon betont noch
kurz, dass wir ihm keine Schande machen sollen, was ja eigentlich nur
heißen kann, dass wir uns umgehend abschießen müssen. Gesagt, getan.
Was ich allerdings überhaupt nicht raffe, ist, dass der mächtige Ramon
nur saufen kann, wenn die Olle nicht in der Nähe ist. Hmm. Und Klitsch
versteht nicht, was ein mächtiger Ramon mit so einer komischen Lady
will, weil der mächtige Ramon doch nur in der ersten Liga rumwuselt.
Naja. Wie erkläre ich dem kackbreiten Klitsch jetzt die Sache mit dem
Herzchen und so? Am besten gar nicht, denn der Klitschkomat baggert,
gräbt, schaufelt und buddelt schon wieder was das Zeug hält, aber heute
geht wirklich alles daneben. Riesenshow: Klitsch textet die erstbeste
Lady zu, die ihm über den Weg läuft, und die nickt artig ab und
verpisst sich… Nun ja, et scheint nitt jeden Tach de Sonne! Dafür
laufen wenigstens die wunderbarsten Chartkracher der letzten hundert
Jahre, toll, aber was tut man nicht alles für die Umsonstsauferei. Zum
Beispiel heimlich ein Glas Wasser trinken, weil der Schnaps nämlich
anklopft und gerne wieder hochkommen möchte. Ja, sonst hat der Klitsch
immer Tomaten auf den Augen, aber kaum trinke ich mal ein Glas Wasser
steht er Gewehr bei Fuß und tadelt mich mit erhobenem Zeigefingerchen.
Naja.
Aha, jetzt raffe ich die Party auch: Hier rennen nur so komische
Öko-Studenten rum, von wegen ich studiere ja Spanisch, ich war ja schon
mal in Brasilien, uiuiui, ich sinn der Bereisteste, ich sinn et sellba.
Ich kenne jede Straße, jeden Club, ich kenne jedes Klo…in Grafenwöhr
und Gütersloh. Brillant! Aber alles scheißegal, die fünf Euro dürften
so in etwa annähernd wieder rausgearbeitet sein, aber echt nur ganz
knapp, also schnell mal zurück in die Stadt, so lange das noch
funktionieren tut. Falsche Bahn, war ja klar, irgendein Opa motzt, war
ja auch klar, irgendein Typ will irgendwem vor wem anders beschützen,
und Klitsch ist der Meinung, er rettet mir das Leben (??), aha, und
schon hat scheinbar ganz Köln die scheiß Bürgersteige hochgeklappt, so
dass der mächtige Klitsch drauf besteht mir seine Stammkneipe zu
zeigen. Ich dachte das wäre das Image bei ihm vor der Haustüre, wo der
Boris bedient, ein alter Seemann mit weißen, langen Haaren und Zopf.
Aber das hat doch schon zu. Naja gut, da bin ich aber mal gespannt…
Schwupps. Und schon stehen wir wieder in dieser äußerst grandiosen
Schwulendisco an der Seite der Tanzfläche und hören CHER. Och Mann,
Klitsch! Das ist NICHT lustig! Findet er schon. Und schon wieder geht
die Baggerei los, aber ich bin immer noch streng hetero, aber das sage
ich der komischen Lady da bestimmt nicht, die fragt, ob denn der
Klitsch mein Liebchen ist. Die will doch bloß für ihren WG-Mitbewohner
oder watt-weiß-ich auskundschaften, ob ich noch zu haben bin! Aber ganz
so viel Anlauf hatte ich damals nun auch wieder nicht, als ich gegen
die Pumpe gerannt bin!
Also erzähle ich der natürlich dass der Klitsch mein fester Freund ist
und den ganzen Scheiß, was sie natürlich umgehend an ihren Freund da
weitergibt. Im gleichen Augenblick kommt der Klitsch vom Bier holen
wieder, baggert die genau diese Alte an und erzählt ihr groß und breit
das wir ja ü-ber-haupt nicht schwul sind. Und zack ist sie weg. Also so
was aber auch, Klitsch versteht die Welt nicht mehr, ist mir aber auch
egal, weil ich nicht genau weiß wie ich die scheiß Torkelei anders
verstecken soll als zu tanzen. Huppala, die Musik ist ja einwandfrei!
Ist mir vorher gar nicht aufgefallen. Und das obwohl heute gar nicht
die Biene Maja läuft. Dafür aber ROBERTO BLANCO! Na, da kann mein
Tanzmusikherzchen natürlich nicht stillhalten: Und heppeldihepp, einmal
hin, einmal her, rundherum das ist nicht schwer, jippie.
Jetzt haben wir wieder soviel getrunken, dass wir totalen Spaß daran
haben, uns darüber lustig zu machen, dass wir hier überhaupt keinen
Spaß haben! Hö. Also schnell ab in die Haja, aufwachen, aua Kopf, und
Klitsch will auf Biegen und Brechen nicht am Rhein spazieren gehen und
n bisschen uppmachen. Ja dann kann ich auch nach Hause und mich da
einfach fit machen, weil ich ja morgen schon wieder in die Weltstadt
Bottrop rödeln muss, um aus einer überdurchschnittlich guten Platte ein
Platin-Megaseller zu schustern. Übrigens ist da auch ein
Dancefloor-Kracher drauf, den nimm ich demnächst mal mit in die
Schwulendisco, den werden die da unglaublich abfeiern! Und ich
vorneweg. Prost. KOLLEGE 01/05
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