Social Distortion -
Sex, Love and Rock´n´Roll
(2004 – Time Bomb)
Verdammte Scheiße! Die Jungs haben das Prinzip einfach verstanden: Keine
Kompromisse, kein Geschnörkel, keine beschissenen Hippie-Experimente!
Einfach nur SOCIAL DISTORTION, wie man sie verflucht noch mal haben
will, mit Texten über Sachen, mit denen sie sich auskennen, und wo der
Plattentitel Programm ist: „Sex, Love and Rock´n´Roll!
Geht runter wie Maschinenöl.
Wenn doch nur, verdammte Scheiße noch mal, auch Metalbands soviel
Anstand hätten, und ihre blöde Kacke weglassen würden von wegen jammer
jammer wir mussten einen anderen Weg einschlagen, und heul schluchz,
ach bitte ihr blöden Fans mögt doch auch unsere neue Scheiße, die nicht
im geringsten was mit dem zu tun hat, was ihr haben wollt, und was ihr
immer in eurer Lieblingsband gesehen habt...
Man geht ja auch nicht in den Puff zu seiner Stammnutte, blättert das
Geld aufn Tisch um dann zu hören, das sie sich jetzt auf reden
spezialisiert hat...
Stellt euch doch bitte mal vor, wenn eure PARADISE LOST, eure SEPULTURA,
eure METALLICA, eure PANTERA, eure BLACK SABBATH, meine SKID ROW oder
eure watt-weiß-ich-watt-für-ne-Gottband niemals mit irgendeinem für
ihre Verhältnisse komischen Scheiß angefangen hätten: Die ganze Welt
wäre in Ordnung! Wie lange ist das her? Ihr kauft eine neue Platte
eurer Lieblingsband, und beim ersten Hören kullern euch die Tränen der
Freude die Wange runter, weil ihr auf Anhieb eine neue Lieblingsplatte
gefunden habt... Und genau das ist „Sex, Love and Rock´n´Roll“! Mike
Ness ist halt ein anständiger Mann! Der lässt keinen hängen!
Auch nach acht langen Jahren, in denen man wirklich alles hätte erwarten
können, vor allem nach dem Riesenerfolg vom Vorgängeralbum „White Light
White Heat White Trash“, stehen SOCIAL DISTORTION wie eh und je
aufrecht hinter ihrer Musik, und das mit einer Selbstverständlichkeit,
die jeden „das sind doch immer die gleichen vier Akkorde“-Nörgler
lässig ins Leere laufen lässt!
...zumal drei Akkorde auch auf dieser Platte vollkommen reichen! Ihr
Vollidioten!
Und das trotz Besetzungswechsel und sogar trotz (oder vielleicht auch
sogar wegen) dem Tod des alten Gitarristen Dennis Danell im Jahr 2000!
Hut ab!
Alleine das Cover schmeißt einem eine herrliche Göttlichkeit mitten in
die Fresse: Die übliche Gibson Les Paul-Gitarre, mit Orange County
Aufkleber, steht auf einem klassisch hergerichteten Altar, geschmückt
mit Kerzen und Rosenblüten vor einem roten Vorhang...noch Fragen?
Die Texte: Da reiht sich eine Gottphrase an die nächste, und manche
Zeilen darf man sich einfach erst erlauben, wenn man mal schlappe 25
Jahre Punkrock gemacht hat, und dann ist es natürlich doppelt und
dreifach cool, und was viel wichtiger ist: Man darf sie sogar
tatsächlich glauben! Was aber genau man da glauben darf, bleibt auf
wunderliche Weise jedem selber überlassen, so was aber auch.
Man könnte glatt meinen, alle Welt macht sich jahrelang Gedanken, was
denn der liebe Herr Ness wohl an Songs anschleppen könnte, und was er
sich wohl als Plattentitel ausgedacht hat, und die Spekulationen nehmen
kein Ende, die Erwartungen steigen ins Unermessliche und die Luft ist
zum zerreißen gespannt, und am ersten Studiotag kommt ein ungemein
lässiger Mike Ness zur Türe rein, mit den Worten: „Na, dann lasst uns
doch jetzt mal anfangen eine Punkrockplatte zu schreiben. Aber pimmelt
hier gefälligst nicht lange rum, ich will heute Abend fertig sein!“ So
muss das sein, verflucht!
Abschließen möchte ich mit den weisen Worten von DerSascha, die so
einfach wie genial sind, und sich deshalb hervorragend zur
Zusammenfassung der Platte anbieten:
„Weißt Du, wie viele von den zehn Songs Hits sind? Zehn.“ Amen! Prost.
- KOLLEGE 10/04
|