Ja, ich wache auf, wie sich das für kleine Möchtegernalkoholiker vom Dorf gehört mit anständigem Schädel, feg mir ne Aspirin rein und stelle mich auf einen schönen Tag zu Hause ein, herrlich mit Pornos gaffen und wichsen, da ruft der verrückte Maks aus (dem malerischen!) Essen an und sagt das wir gleich spielen.
…?
Hä?
Watt?
Na gut. Wo denn?
Er erzählt, das scheiß Studentenpack (wo er ja als alter Mann auch zugehört!) hat das Rektorat der Universität Duisburg besetzt, so von wegen als Protest gegen Studiengebühren, und da spielen jetzt immer irgendwelche Bands aufm Dach, und ob ich das kurz mal hinkriegen könnte da ohne Gage zu spielen. Joh mal sehen.
Ich klingele also den scheiß süßen Kremer ausm Bett, der gerade seinen Vollrausch ausschlafen wollte, erzähl dem um was es geht, und er ist dabei. Auch wenn er im Halbschlaf nicht kapiert um was es eigentlich geht. Dann Thomas. „Wo biste?“ Thomas (lall): „Im Em Kapsch.“ „Watt? Wo?“ „Im Em Kapellsche!“
Ah, super, das ist ja unsere Stammkneipe direkt gegenüber von unserem Proberaum, und wir müssen ja eh noch unseren Gitarrenscheiß und so da einladen. Dann bleib einfach da, wir kommen jetzt. Also, erstmal her mit dem Altar: Mittag, und Thomas schon rattenstramm in der Altherrenkneipe. Ganz weit vorne!
Ja, ich gib dem Maks Bescheid, sage noch das ich aber nicht weiß ob ich den Benny noch an Land schaffen kann, aber der is bereits da. Ach so.
Übermenschen = Nix klappt wie et soll! Der Kram steht zur Hälfte beim Claus, warum weiß kein Schwein, der ist nicht erreichbar, hin und her, kreuz und quer, rundherum das ist nicht schwer. Jedenfalls klappt doch noch alles, endlich, und auf nach Duisburg, Frank fährt, Rest macht upp. Super Sonntag!
Thomas stylt sich auf. Besonderer Tag, besondere Kleidung: Stahlhelm, freier Oberkörper, schwarzer BH. Sau-sexy! Beim Pissen an der Raststätte hält ein alter Opa mit seiner Karre neben uns, kurbelt die Scheibe runter und pfeift dem Thomas hinterher. Riesen Kino!
Tja. In Duisburg sitzen so fünfzig Männeken auf der Wiese vor so einem mehrstöckigen Gebäude, dem Rektorat, und da kann man Würstchen und Bier koofen, und ab und an spielt halt irgendwer da oben auf so einem Dach über dem vierten Stock. Das man seinen ganzen Boxen-Gitarren-Backline-Kram da vier Stockwerke hoch buckeln muss, ohne Fahrstuhl, das hat der Maks natürlich ganz geschmeidig vergessen zu sagen. Also sowas aber auch. Böser Maks. Also los. Hoch mit dem scheiß, aber Boxen stehen da ja schon. Toll. Alles wieder runter. Ich bin begeistert, macht aber nix, weil einer von den Hippies hier sagt, das wir umsonst Bier kriegen. Oh. Hört man gerne. Dann trab ma an. Aber mit dem Bier, bitte.
Ich frage in die Runde ob die denn den Maks kennen. Ein Typ sagt Nein. Ein anderer ruft so von hinten: „Doch, das ist doch der Typ, der hier immer so vercheckt rumrennt!“ Jau. Das muss er sein! Aber immerhin hat der gestern mal eben so RANTANPLAN an Land geholt, die hier mal eben so auf der Durchreise sieben Stücke zum Besten gegeben haben! Also das muss man ihm schon lassen, dem alten Haudegen!
Ja, dann können wir ja mal. Von hier oben, vom vierten Stockwerk aus fehlt so ein kleines bisschen die Publikumsnähe, aber das kann man wieder ausgleichen: Benny erzählt, das die Studiengebühren nicht hoch genug sind, und er sich die leisten kann! Sauwitzig! Ja, genau, zahlen sollt ihr, oder geht arbeiten! Eure Armut kotzt mich an!
Gut, dann los. DIE THE ATOMAREN ÜBERMENSCHEN! Als wären sie nie weg gewesen! Oder eher noch: Als hätten sie niemals wieder geprobt! Haben wir auch nicht. Aber wer probt kann ja bekanntlich nix, weiß ja jeder, und, um Thomas zu zitieren, entweder man kann den Scheiß oder nicht, da brauch man nicht zu proben! Richtig!
Wir spielen, Sound gibt es hier nicht, und was die Leute da unten nun hören und was nicht wird wohl auf ewig ein Geheimnis bleiben. Aber: Die wackeln echt im Takt mit dem Fuß, und manche grölen sogar die Texte mit. Naja. Manche? Der Fö jedenfalls.
Der Andy von KEINE AHNUNG ist auch hier. Der wohnt doch bei mir um die Ecke. Naja. Und der Ex-BASH-Gitarrist ist auch hier. Komisch hier. Naja. Thomas zieht geschmeidig blank, und ist mit seiner Stahlhelm-BH-Pimmel-Kombination der absolute Renner, so dass sogar der mächtige Schubbert es vorzieht seinen Schniedel nicht zu schwenken.
Neben unseren Hits wie zum Beispiel „God Bless Mike Ness“, „Papierflieger“, natürlich „Lokenbach Fuck Off“ und „Spasmo Urenginin“ spielen wir auch (wie immer, wie üblich, wie jedes Mal) „Höllenfeuerlicht“, „Punkrockkavalier“ und selbstverständlich „Filmriss“. Mann, sind wir geil! Nebenbei bemerkt spielen wir sauber, sicher und fast schon fehlerfrei! Also für ÜBERMENSCHEN-Verhältnisse! Ficken saufen Schalke!
Ich pose lieber für die drei Leute hinterm Schlagzeug und das war es schon. Dafür sind wir hierher gefahren. Macht in meinen Augen durchaus Sinn!
Ja, Bier gibt es umsonst, irgendeine Heulkapelle mit Gitarren unterm Kinn kriegen von mir noch gesagt dass das so echt gar nicht geht, Bier gibt es umsonst, app nach Hause. Und Maks hat sogar zwei Stunden vorher noch Flyer gedruckt und verteilt, ich packs nicht!
Aber der scheiß RANTANPLAN-Gitarrist hat auf dem Balkon neben dem Dach gespielt! Verdammt! Da hätte ich mich doch lässig in Pose schmeißen können! Mist! Warum sagt denn keiner was? Na egal. Fürs Bier haben wir jedenfalls nix gezahlt! Super Band! Prost. KOLLEGE 06/05
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