duschen ist KEIN heavy metal
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06.01.2003, Blue Shell (Köln):
Super! Montagabend und auf zum vorglühen vorm Konzert. Unterwegs noch gemerkt das der Köbisch Tür an Tür mit einer kleinen Französin wohnt, eine zwölf aber immerhin, und das demnächst die mächtigen Hammerfall in der Live Music Hall spielen. Dort weilt ja bekanntlich der Reinbring - Gott.

Ganz kurz: Das Hammerfall-Video zu "Hearts on Fire" hat sogar der ONYX-"Rock"-Moderator gespielt weil er es so herrlich kacke fand. Das ist ein Typ, für den Rock bedeutet das belanglose Heulsusen Popmusik machen und zufällig Gitarren dabei haben. Egal. In meinen Augen sind die Hammerfall-Texte makellos: "Hearts on Fire, Hearts on Fire, burning burning with desire!". Und im Video sind perfekt animierte Skelette, die aus ihren Gräbern auferstehen um Hammerfall zu sehen. Ist doch wohl super! Aber zurück zum Thema.

Köbisch merkt noch kurz an das die Szenejunkies so was wie BAP sind und das er die nicht sehen will weshalb er mal zur Abwechslung mit dem Celle in den Roten Platz marschiert. Schuppes, Frank und ich bleiben aber zäh und werden echt nicht enttäuscht - kostet schon mal keinen Eintritt. Die Kneipe ist halb gefüllt und ich zähle einen Metaller, einen Oberlippenbart und ein DDR-Shirt. Naja, ist doch OK. Während Frank und Schuppes angeregt über gute Charaktere fachsimpeln und Parallelen zu diversen weiblichen Musikern entdecken, entdecke ich auf der Bühne eine Richie Sambora - Fender, so richtig mit Sternchen auf dem Hals. Jawoll, das muss ja was können.

Fünf Jungs stellen sich auf in Standardbesetzung. Also das weiße Häubchen inklusive Ohrenwärmer vom Sänger gibt direkt schon mal einen Minuspunkt. Setzt er aber zum Glück direkt ab. Sonst alles normal - aber halt - was ist das?

Der Typ mit der Fender hat ein unglaubliches Gefühl für Styling! Blond, so leichter Mittelscheitel mit stufigem Übergang zum Nackenspoiler. So wie Jon anno 98. Na mal sehen...
Die Jungs fangen an und machen einen recht sympathischen Eindruck! Spielerisch recht OK und der Sänger hüpft auch fleißig rum. Naja, motzen ist ja schließlich einfach deshalb sage ich mal das die Band Deutschpoprock macht und das recht gut. Schuppes sieht das glaub ich ganz anders!
Dann wird das erste Mal soliert, 80-er-Weichmacher-Effekt rein und gib ihm. Echt gar nicht übel! Franks Kommentar "Die Solos sind ja echt Anmutig" trifft den Nagel mal wieder auf den Kopf. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit schütten sich vor allem der zweite Gitarrist und der Bassist hektisch Bier in den Kopf und beim lauschen der Texte wie "gegen den Wind lalala" und "wir machen aber was wir wollen bla" merke ich wieder wie geil ich doch Bennys lyrische Ergüsse finde ( "Ich steige ein doch mir egal - wohin die Reise wirklich geht - ob nach Dortmund oder Wuppertal - oder gegen den Laternenpfahl").

Dann der Knaller. Mal wieder Solo-Time und - ich nenne ihn mal Richie - Richie schmeißt sich auf die Knie vors Publikum und reißt ein wirklich cooles Solo runter, so mit Jammerhaken, wildem Gefummel, derbem gepose und verzerrtem Gesicht und Kopf im Nacken und allem was der moderne Rockstar so braucht. GEIL! Echt geil! Das in einer halbvollen Kneipe wo die meisten gemütlich sitzen und ein Zigarettchen rauchen und wahrscheinlich über ihre neuen Bausparverträge diskutieren. ALSO TWO THUMBS UP, UND ZWAR GANZ WEIT HOCH IN THE AIR! Ich war hin und weg! Cooler Typ!

Dann erst mal Pause, so wie bei der schmierigsten Top-40-Coverband. Echt sinnlos. Aber die Pausenbiere helfen scheinbar ungeprobte Stücke mit Aushilfsdrummer zu spielen und bei folgenden Bandeigenen Stücken versäbelt Richie sogar mal n Solo. Das hat er aber sofort wieder doppelt und dreifach gut gemacht, und zwar so:

Mal wieder Solotime und Richie lässt sich auf den Rücken fallen und reißt sein Solo runter, mit geschlossenen Augen! Nicht nur das - er windet sich dabei wie ein Wurm im 80-er-Metal-Klischee-Style von vor der Bühne fünf Meter ins Publikum und vergisst sogar dabei ein paar fiese Jammerhaken-Aktionen nicht! Verdammte Scheiße, hätten die Leute mehr Respekt wären die ausgeflippt und die Frauen hätten ihre Unterwäsche - oder wahlweise ihre Stützstrumpfhosen - auf die Bühne geworfen. Stattdessen Hööflichkeitsapplaus! Ich jedenfalls habe mir ein Loch in den Arsch gefreut so was gesehen haben zu dürfen und war total begeistert! Das es so was noch gibt. Wahnsinn!

Danach betont der Sänger mal wieder das ihnen Trends scheißegal sind (was ich definitiv glaube!) und wir werfen noch kurz ein paar Taler und eine Kippe in die Bandeigene Spendenbox die von ein paar zarten Ladies rumgereicht wird bevor wir den Raum verlassen zu einem verschabbelten Sweet Child o mine-Lick.

Man lerne: Nächste Mal hingehen! Is echt besser als Fernsehen. Also dann...Prost.

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