Freitag, 25.Juni 2004, SKUM, BC IMPERATOR, RESPAWN: |
So. Es ist die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag, und wir haben gerade
standesgemäß bei mir Fußball geguckt. Deutschland ist raus, mir doch
egal, und unter wahrlichen Begeisterungsstürmen meines Mädels lasse ich
mich vom Clausomaten zum Klitsch gurken ("Hassuse noch alle, Schatz, wo
willste denn jetz noch hin?").
Da angekommen sind seine Mit-Fußballgucker (denen es wahrscheinlich auch
nur ums saufen geht) schon lange weg, und er pöttet sich pflichtbewusst
den restlichen Vodka rein und zwingt mich unbedingt mitzumachen. Och
joh nu, watt sollet?
Dann mitm Klitsch saufen. Das bedeutet Krieg! Das ist kein Spaß sondern
bitterer Ernst und sauhart. Wir trinken uns die scheiß Zülpicher Straße
rauf und runter und Klitsch will unbedingt in seinen dämlich Prime
Club, würg. Naja, den uppjemachten Klitsch krieg ich eh nicht
umgestimmt, also schnell nochn Schnäppaken vom Kiosk holen (Das ist des
Jägers Ehrenschild...), und dann rein ins Elend.
Da drinnen läuft scheiß Poppermusik für scheiß Popper, und Klitsch
kassiert einen Korb nach dem anderen: Hm, seeehr ungewöhnlich! Aber der
kann ja kaum noch gerad reden, geschweige denn gerade stehen. Und
während ich so blöd in der Ecke abhänge und mich freue schwer dagegen
zu sein, nämlich gegen Leute und Musik und die Welt im allgemeinen, da
kommt irgendein Mädel (eine 17) und erzählt was davon das sie die ganze
Zeit versucht mit mir Blickkontakt aufzunehmen, und weil es nicht
funktioniert hat, spricht sie mich jetzt an bla blubb sütter seier.
Vielleicht hat das ja nicht geklappt, weil ich keinen Bock habe, du
hohle Fritte! Weil wenn die ernshaft in so einem Kackschuppen abhängt,
dann hat sie ohnehin nicht mehr alle auf der Kette. Aber zum Glück
findet sie meine unmotivierte Rumlallerei nicht besonders cool und
verpisst sich wieder ganz schnell. Hm, also ich für meinen Teil finde
lallen ja sehr erotisch! Egal.
Klitsch weg. Ich sehe mich in Gedanken schon alleine nach Hause irren.
Klitsch wieder da, aha, doch nicht gepunktet. Arme Sau. Die Getränke
sind ganz nebenbei bemerkt hier teurer als in jedem Puff, aber ab einem
bestimmten Punkt ist sowas ja auch immer egal. So wie jetzt gerade. Na
gut, eine langweilige Nacht für mich und eine wahrscheinlich irrsinnig
lustige fürn Klitsch ist zu Ende und wir kriechen aufm Zahnfleisch nach
Hause - beide Pleite wie Karl Arsch und Leckomat am Ende!
Mittags wird aufgewacht und ich zerre den Klitschkomaten zum Rhein
Bewerten, weil "Rhein wegbewerten" das beste Mittel gegen
Kopfschmerzen, -dröhnen, -pochen, -explodieren ist, was es so gibt. Und
während er so auf dem Bett sitzt, und eine geschlagene viertel Stunde
braucht, um sich einen Schuh anzuziehen, da überlege ich doch
ernsthaft, ob es jetzt nicht doch zu fies ist, den nicht schlafen zu
lassen. Naja, ich verspreche ihm dafür, das wir nix trinken. Na gut.
Zwei Bier. Wir haben ja beide heute nix zu tun.
So. Chris, Stöckchenschwinger von SKUM ruft an, von wegen sei gleich da
und da, wir nehmen dich mit nach Berlin, bringn Frank mit, wir haben
noch Platz. Ach Du Scheiße, warum muß sowas immer im unpassendsten
Augenblick sein? Aber na gut, Klitsch im Stich lassen (Tut mir echt
leid!), aber der hat ja Verständnis, nach Hause hetzen, Frank von der
Arbeit wegtelefonieren, hin und her, ab zum Treffpunkt (sogar
pünktlich, mann sind wir Profis!) und los Richtung Berlin, yeah!
Nebenbei: Der immer noch verstrahlte Klitsch ruft an und berichtet, das
zwei kleine Mädchen ihn gerade gefragt haben, ob es nicht was früh für
Bier ist, und er geantwortet hat, das er gerade einen Freund nach Hause
gebracht hat (????). Normalerweise müsste ich jetzt besorgt
zurückfahren und den ins Bettchen bringen, aber ich beschließe, das den
bestimmt keiner klaut. Alleine weil er immer noch eine ziemlich
ekelhafte Fahne haben dürfte, die jeden Kleinkriminellen auf dreißig
Meter Entfernung abschrecken dürfte. Naja.
Also zu neunt in zwei Autos Richtung Berlin, ich bekämpfe meinen Kater
mit - Trommelwirbel, große Überraschung - Bier. Und der gnadenlose
Prügelmetal, den der Skum-Gitarrist und Auto-Musikchef Leusink in meine
Ohren drückt hilft besser als die mächtigen PARASITEN, wer hätte das je
gedacht? Mit von der Partie ist die Niko (die Bumse von
weiß-nicht-ob-ich-das-sagen-darf!), die einfach so sinnlos zum saufen
mitkommt, und ich überrede Niko selbstverständlich ordentlich zu saufen
und ihre mitgebrachten Bier- und Whiskey-Vorräte (löblich!) umgehend zu
trinken. Anständig wie sie ist macht sie das auch. Naja, nach einem
bisschen bitten. Kennt man ja. Frauen. Hugh hugh.
Joh, Metal, Metal, Metal, kleiner Stau, Bier an der Tanke, Metal,
Pisspause, ich stehe neben mir, mehr Metal, endlich kommen wir an.
Saufen in der Kneipe "Access" vom Veranstalter, unter anderem mit dem
SKEW SISKIN-Basser, der zwar einen unglaublich harmlosen Eindruck
macht, aber es angeblich in seiner Jugend geschafft hat, sich nach
allen Regeln der Kunst kaputtzusaufen (Magendurchbruch oder so). Ich
nehme mir vor den gleich mal ins Rocknrollkreuzverhör zu nehmen. Aber
nicht nüchtern, macht ja keinen Spaß. Nebenbei schwillt mir der
Landjäger wegen dem uralten SODOM-Poster an der Wand, wo Tom als
Teenager neben Nieten auch eine unglaubliche Pottfrisur trägt! Vom
Aller-Aller-Allerfeinsten! Aber auch die restlichen Poster (oder
Gebetsaltare) können einiges, alleine schon dafür lohnt sich ein
Besuch!
Mittlerweile habe ich meinen Kater und meine Müdigkeit soweit nach
hinten geschoben, das genug Platz für den neuen Rausch bereit steht.
Der natürlich auch genutzt werden soll. Naja, ab in die Privatwohnung.
Beim Stockwerke hochgehen und hochbrüllen geht irgendwo eine Tür auf,
und eine ziemlich aufgequollene Durchgefallene mit blonden Haaren fragt
müde aber nett, ob das vielleicht auch leiser geht. Na klar geht das,
schullijung. Beim weiter leise hochgehen merke ich an, das die ein SKEW
SISKIN-Shirt anhatte. Irgendwer meint das sei ja auch kein Wunder, die
singt ja auch da! Watt? Alles klar: ICH schlafe heute genau vor DIESER
Türe hier, wehe da zerrt mich einer weg, da vergess ich mich!
Durchgefallen hin oder her!
Na gut, Haja machen is doof jetz, weil der Kater weggetrunken ist. Also
ab ins näxtbeste Rattenloch hier, egal watt. Aha, direkt nebenan ist ja
das "Kumpelnest 3000"! Was ein Name! Rein! Ist ne kleine Dreckskneipe
mit Mini-Tanzfläche und 80er-Jahre-Mucke, ausgezeichnet. Kurz gesagt:
Ein kleines Bier, und nebenbei das überwiegend schwule und lesbische
Publikum abfeiern, denen ich dann auch noch in ein anderes Rattenloch
folge (ich Vollidiot!), wo irgendwie alle komplett verstrahlt und
fertig mit der Welt sind. Eine Durchgefallene zieht obenrum blank,
klettert (im Schweiße ihres Angesichts) auf den Billiardtisch, fällt
beinahe auf die Fresse und fängt dann da oben gaaanz genüsslich und in
Zeitlupe an zu tanzen. Eieiei, Alkohol und Drogen sind nicht immer gute
Freunde. Irgendein Vollspaten, der es nicht ganz zum Asiproll geschafft
hat, aber schomma mit Goldketten, Igelfrisur und Glanzhemd auftrumpfen
kann, tut es ihr nach, zieht auch blank und stellt sich hinter sie,
während er gaaanz genüsslich an ihren Titten rumfingert. Sieht
irgendwie saukomisch aus, aber interessiert hier keine Sau! Nicht einer
kriegt das noch mit! Unglaublich! Während ich mich noch Frage, ob das
denn noch normal sein kann, kommt aus dem Nichts irgendeine Olle, die
ich vorher noch nie gesehen habe, und tritt mir grundlos volle Möhre
mit ihren scheiß Schicksenstiefeln gegens Schienbein! Aua! Is die
bekloppt oder watt? Jetzt aber bloß nix sagen, der Asipulk steht
dahinter, und die blöde Kuh wird schon merken das ich nicht der sein
kann, für den sie mich wahrscheinlich hält! Und tatsächlich, die guckt
mich kurz böse an, und geht dann. Wortlos. Pft! Sing: Das ist die
Berliner Luft Luft Luft. Alle bescheuert hier!
Ein schwuler Steward (!) kriegt dann noch seinen Laberflash und textet
mir zweihundert Bratkartoffeln an die Backe von wegen sein Job im
Flugzeug, sein Leben, seine Kindheit. Gähn. Aber einen Brüller gegen
Ende bringt er dann doch noch: "Bla bla ich bezeichne mich ja immer als
verschwuchtelte Saftschubse!" Ich kriege mich nicht mehr ein. Aber der
versteht nicht, was daran so witzig sein soll. Auch gut. Tschööjj.
Am näxten Tach gibbet erstmal eine DELIKATe, selbstgemachte Pizza (nää,
wattn Wortspiel! Nobelpreis!), und dann isset endlich soweit. In der
alten Feuerwache in Berlin (wo im übrigen eine Stange mit Spiegeln
steht, wie ich sie gerne im Wohnzimmer hätte, und wo die Niko ja noch
schlechter dran tanzen kann als ich!) stellen sich drei Typen in
Position.
B.C. IMPERATOR
Singender Bassist, drei Meter groß, kräftig, Glatze, Stiefel und
angehaucht-grunzende Ansagen. Macht schwer was her. Dem sage ich mit
Sicherheit NICHT, das er seinen Bass gefälligst was tiefer hängen soll.
Kann wer anders machen! Naja, Gitarrist mit blonder Matte, Gitarre auch
unterm Hals. Also dann will ich aber auch bitte was hören. Und
verdammte scheiße leck mich am Arsch: Die Jungs habens verdammt drauf!
Aber hallo! Die geil tiefe Grunzstimme kann alles und wirkt fett wie
sonstwas, und nebenbei sind die Jungs an ihren Instrumenten fit! Und
zwar richtig fit! Da wechselt sich Bratriffing mit Knüppelei ab, und
sogar bei den sumpfig-groovigen Parts fliegen die Fingerchen übers
Griffbrett dasses nur so eine wahre Wonne ist. Und bei den
Songaufbauten gib ich irgendwann auf mitzudenken, kann am Bier liegen,
aber auch daran, das die da richtig amtliche Sachen abliefern. Beide
Daumen weit hoch! Der DEICEIDE-Vergleich kommt durchaus irgendwie hin.
Die ab und an eingeschmissen Soli vom Herrn Gitarristen gleichen dann
auch die viiiel zu hohe Gitarre dreimal wieder aus, ich sinn der
Beeindruckteste! Und entsprechend ist in der ersten Reihe die
Kreissägen-Fraktion mächtig am mitmachen. Ganz nebenbei hat der
Schlagzeuger bestimmt schomma geübt, oder auch zweimal!
Umbaubier, dann straight aus dem tiefsten Osten von Köln, aus PORZ:
FUKIN´ SKUM
Die fünf Jungs sehen da oben schon mächtig beeindruckend aus. Der Basser
mit seinen fünf Metern Körpergröße am abgehen wie Schwein, und stinkt
trotzdem noch gegen den Sänger Nikola ab, weil der sein fies tiefes
Gegrunze, im Wechsel mit Amoklauf-Schreien, rüberbringt als würde er
wirklich gerade Russland im Alleingang mit der Gabel und einem Stück
Draht erobern! Oder als hätte er es gerade geschafft! Irgendwann kommt
auch noch eine zweite Gitarre zum Einsatz, wodurch der (für ein
Live-Metal-Konzert überraschend gute!) Sound nochmal einen Tacken
brachialer rüberkommt, und was dem verflucht geil düsteren und vor
allen Dingen abwechslungsreichen Riffing nochmal den letzten Schneid
gibt! Geil geil geil!
Eine unbekannte Metalband scheiße finden ist nicht schwer. Aber wenn auf
einem Konzert keine Sau rausgeht, und sich alle die Band bis zum Schluß
geben, dann will das verflucht was heißen, denn man weiß ja, wieviele
Knüppelbands jeden Raum leerspielen! Und hier guckt sich jeder das Set
bis zum Ende an, Daumen hoch. Die Ansage "Wir sind Skum aus Köln-Porz!"
ist ebenso locker wie ich schon wieder bin. Verdammt, der dritte Tag am
Stück. Zum Glück macht der Frank das Schlagzeug währenddessen wieder
heile, ich weiß nicht, ob ich das noch hinkriege, bin ja schließlich
Bandnutte, kann mich nicht um Instrumente und so einen Blödsinn
kümmern, ich muss hier ordentlich paar Bier trinken! Jedenfalls braten
SKUM saugeschmeidig zu Ende, und die Stimme kann locker mit der von der
Vorband mithalten, und hat sogar noch einige Facetten mehr, was perfekt
zu der vielschichtigen Musik von den Jungs passt, die der Begriff Death
Metal deshalb nicht treffend beschreibt. Da werden immer mal wieder
neue, andersartige Parts eingestreut, und somit wird der Krach auch auf
Dauer nie langweilig! Applaus, Konzert vorbei, Leute beeindruckt. Nun
gut: Jedenfalls kriege ich gesagt, ich soll ab jetzt doch so
Bandnuttenmäßig immer mit anpacken und helfen. Bitte? Is ja doof! Kann
ja jeder, ich bin doch hier weil man hier eben nicht helfen muss. Mist,
hab ich aber dämlich eingeführt, ich idiot! Aber auch alles egal, denn
SKUM werden sogar im Metal Hammer für ihr Demo kräftigst abgefeiert!
Zurecht!
Naja. Dann folgt RESPAWN, die Band vom Veranstalter, und die machen
coolen, abwechslungsreichen Rock/Metal, wovon ich aber nicht mehr das
Meiste mitkriege. Egal, Prost!
Am nächsten Tag: Frühzeitig beginnt der CSD, den ich ja gerne abfeiern
möchte, und weshalb hier die letzten Nächte auch soviele Schwule und
Lesben rumgerannt sind, aber die Bandjungs wollen nach Hause. Böh!
Nikola hat vorsorglich gar nicht gepennt und durchgesoffen, und sich zum
nahtlos anstehenden Frühstück Wein reinjefeecht, und sitzt jetzt vor
der Kaffeesüppelnden Niko, und während er versucht sich aufrecht zu
halten bettelt er fratzig rum doch nur einmal kurz abspritzen zu
dürfen, ist doch schnell vorbei. Aber die Niko (leicht genervt, aber
sehr geduldig) bleibt hart und sagt er soll in eine Plastiktüte
wichsen, die kommt sich dann wenigstens nicht so benutzt vor.
Tja, dann hole ich doch mal kurz für alle Bier, und mein
Jägermeisterchen finde ich auch noch. Aaah, lecker. Nebenbei kläre ich
alle noch kurz über den Gott R.Rivaletto auf, und über die grandiosen
Heldentaten, und Nikola fällt bald vor lachen vom Stuhl.
Noch kurz die originalen Gitarren vom SKEW SISKIN-Gitarrengott berührt
(aah, nie wieder waschen!), der mit seiner kleinen Band aber schon
wieder im Ausland spielt. Also das gleiche Spiel wie auf der Hinfahrt
wieder zurück: Metal, anderer Metal, NAPALM DEATH, Autopanne. Beim
warten auf den ADAC erzählt der SKUM-Stöckchenschwinger Chris noch
ausgezeichnete Tatsachenberichte von seiner Arbeit: Tourbegleiter und
Lichtmann bei DE HÖHNER, also bei den absolut kölschesten Kölschen
Schunkel-Liedermachern, und wie er Nachts immer abbauen muss, während
um ihn rum nur besoffene Nasen die Spaßkappen aufhaben, und wie
irgendwelche komplett unfähigen Helfer nachmittags bei der Ankunft am
Auftrittsort schon hackebreit sind, und wie an der professionelle
Anlage irgendwelche Dorfelektriker rumpfuschen und und und.
Joh. Das bis obenhin mit leeren Flaschen vollgemüllte Auto (!) lässt den
ADAC-Heini scheinbar vollkommen kalt, er lässt ein paar kluge
Kommentare ab und weiter gehts. Nebenbei feier ich nochn bisschen die
Niko ab, weil die sich sellba so herrlich abfeiern kann, wenn es darum
geht, was ihre bisherigen Typen denn so gesagt haben, wie sie denn im
Bett sei. Nää, aaach herrlisch, watt muss ich mich beeiern.
Endlich zu Hause, aber keine Zeit zum Verschnaufen, denn SUPERNICHTS
geben ihre CD-Release-Pachty. Stöhn. Also ist duschen angesagt (Heavy
Metal hin oder Heavy Metal her - mir scheißegal!) und Prost!
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