duschen ist KEIN heavy metal
Neues Philosophie Artikel Forum Verschiedenes

SKASOZIAL, AL SKAPONE, AWO-Haus Bensberg, Freitag, 04. Februar 2005:
Helau und Alaaf!

Sämtliches, gammliges Lumpenpack aus allen dunklen Ecken Deutschlands ist angereist um hier mitzusaufen, weilsenichtotalbescheuertsinn (!), unter anderem die Penner aus Spelle, Fö (der alte Ruhrpottasi), die Berliner Chaoten, und man mag es kaum glauben: Sogar der Ali hat seine heilige Altbierdomäne Düsseldorf verlassen um hier alleine auf weiter Flur Kölsch scheiße zu finden. Echt zäh, so mitten im Karneval!

Naja. In Köln tobt das Leben, also ganz schnell ab ins langweilige Vorstädtchen Bensberg ins AWO-Haus, um sich von Sozialpädagogen an der selbst gebastelten Cocktailbar, bestehend aus Tisch mit einer lustigen Decke drüber, mit Sprit versorgen zu lassen. Jippie.

AL SKAPONE legen vor richtig gut gefüllter, recht großer Hütte los. Die machen zwar den Eindruck, als dürften die noch keinen Führerschein besitzen, aber leckomang, musikalisch machen die einiges her! Wie der Name vermuten lässt natürlich Ska, wer hätte das gedacht, mit drei Tutern, einem schüchternen Sänger mit Iro, der irgendwann auch mal ein paar Tönchen Gitarre spielen darf, einem Fünfsaiter-Basser und einem fähigen, jungen Kerl am Schlachzoich. Doch, echt cool, und die mitgebrachten Schulklassen schubsen sich schön artig vor Bühne hin und her, hui. Bei den Bläsern hat einer scheinbar nicht artig geübt, da stimmt von Zeit zu Zeit mal was nicht… naja. Der Sänger singt die ganze Zeit konsequent sehr tief, was auf Dauer vielleicht doch ein bisschen zu eintönig rüberkommt, allerdings haben die trotzdem gewonnen, weil alles sehr sympathisch rüberkommt. Däumchen hoch! Und falls die lange genug durchhalten, dann werden die später mit Sicherheit auch mal größere Hütten füllen und den Tanzkollaps rumreichen, und vielleicht sind die dann auch erfahren genug um sich den Stock ausm Arsch zu ziehen und um auch mal mitzuhüpfen. Nebenbei haben die verschiedene T-Shirts und CDs im Gepäck, das muss man auch erstmal haben, und am Merchstand steht scheinbar die Mama von irgendwem. Süß! Aber echt töfte Band!

Nebenbei fegen sich alle die Cocktails hinter die Binde, Carolita macht auch direkt mal Haja im sitzen aufm Boden, ihre beste Freundin -die Eisenstage vom Geländer- fest im Griff, und ich nimm den wichtigen Platz oben auf der Tribüne gegenüber der Bühne ein. Hach, ganz wie es mir gebührt.

SKASOZIAL. Endlich hat der Kraut-aufm-Kopp-Erich mal genug Platz um beim Gitarre spielen ein paar elegante Ausfallschritte einzulegen ohne wieder direkt wen umzurennen, was er auch schön ausnutzt und prima rumzappelt. Der Basser und der Schlagzeuger ganz geschmeidig mit Sonnenbrillen, und einheitlich kommt man heute wieder in Anzügen daher. Also optisch nix zu meckern, und das Zusammenspiel klappt auch tadellos, und als Hit der Kapelle bleibt bei mir „Non-Smoking Punkrocksong“ im Ohr kleben: This is the first non smoking Punkrocksong…lallalla..“ Der neue Tuter tanzt ausgelassen und tutet nebenbei hier richtig hübsch amtlich, geilomat, das Publikum frisst der Band anstandslos aus der Hand und das Programm scheint sogar länger geworden zu sein. Ganz schlicht und ergreifend eine saugeile Tanzkapelle: Uffz tack uffz tack, feier, freu, ausgelassene Stimmung, alles und jeder hat seinen Spaß, genau wie es sein soll, und nebenbei sorgt der Wechselgesang vom Celle und Erich für klasse Abwechslung, also Hut ab!

Beim Gitarre tauschen merkt Celle an dass die Leopardenfellgitarre nicht ihm gehört sondern dem Erich, hat der Fö im Bierschinkenbericht nämlich mal falschometer angemerkt. Ehre wem Ehre gebührt. Deshalb wird auch kurz „Papierflieger“ angespielt. Warum nicht komplett? Ist doch ein Rie-sen-hit! Naja. T-Shirts gibt’s immer noch nicht, dann kann ich komischerweise auch keins koofen. Schade.

Jedenfalls geiles Konzert zu Ende, und Carolita legt noch geschmeidig ab, während die wahrscheinlich ehrenamtlich tätige Soziologin schon mit Eimer und Putzlappen vor der Klotüre wartet und rumbookt: „Hat die etwa gebrochen?“ Was ein Spruch! Gebrochen! Und dabei hält sie den Lappen schon in der Hand. Also das hat die Berliner Julietta mit den roten Haaren aufm Kopp auch noch nicht erlebt, dass da jemand mit dem Putzeimer parat steht, und Julietta motzt rum dass in der Berliner Milchbar jeder kotzen darf wie er will und kann! Tja, so macht man das halt aufm Dorf. Wieder was gelernt.

Ja egal, schnell ab nach Köln und mit dem Lumpenpack noch Karneval abfeiern und lecker uppmachen und dabei in der Bahn selbstverständlich Weihnachtslieder grölen…Prost. KOLLEGE 02/05


<<< zurück zu "Artikel".

© by Dirk Holz, 2000-2007