duschen ist KEIN heavy metal
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MY GRACE, 09.03.2005 MTC Köln
Jau, alles klar, der mächtige Klitsch hat morgen frei und sucht Gesellschaft zum erbärmlich sinnlosen besaufen. Ja so was, da bin ich grad zufällig im Training, aber dieses Mal zerre ich ihn erstmal irgendwo auf ein scheiß Konzert bevor er mich wieder in eine scheiß Disco verschleppt! Und siehe da, im MTC spielen MY GRACE, präsentiert vom Kulturamt! Super! Vom Kulturamt! Schlechter kann man eine Band gar nicht ankündigen. Hin!

Natürlich brack, ist ja klar, man will ja auch was zu lachen haben!

Und tatsächlich, pünktlich zum letzen Schluck Bier vorm MTC fangen die unten an, also runter, und vor vielleicht starken 40 Leuten spielen vier Typen ihren langsamen Schraddelspop runter, und natürlich reißt erstmal ne Saite. Nummer eins. Ersatzgitarren gibt es natürlich nicht, also dauert das ewig bis es weitergehen kann, und der Sänger süppelt Bier und drückt dem Gitarristen, der mit Schweißperlen auf der Stirn hektisch versucht ne neue Saite aufzuziehen, dabei so schräge Sprüche: „Tja, hier sind zwei Leute von Plattenfirmen, ich weiß nicht wie die das finden werden….“ Und mit Bier hinterher spülen! Zum kaputtlachen. Fehlt nur noch das der Sänger sich selber auf die Schulter klopft…

Naja, weiter geht’s, und irgendwie kommt mir der Sänger bekannt vor, verdammt, aber noch bevor zwei weitere Stücke lupenreiner Fahrstuhlmusik ausgepackt werden können, reißt dem Bassisten ne Saite. Nummer zwei. Und das gleiche Spielchen noch mal, der Sänger säuft Bier und macht abfällige Bemerkungen, irgendwie schon witzig, und der erinnert mich an einen Typen aus meinem Heimatkaff!

Jedenfalls reißen dem Gitarristen im Verlauf des Konzertes noch zwei Saiten, immer mit der entsprechenden Pause zum Wechseln dabei, gähn, und irgendwer ruft den Sänger mit Namen: „Marc.“ Was? Marc Wiese? Bitte? Ich frag nach und tatsächlich, das ist der! Der war so was wie der Ramon Rivaletto von Morsbach, und der hat schon immer in so komischen Weichpopbands Musik gemacht. Ich packs ja nicht!

Jedenfalls ist das sein letztes Konzert, und er wird zukünftig von einer Sängerin ersetzt, ein Skandal, Deutschland hält die Luft an… Die tapert also auf die Bühne, schüchtern wie ein Kleinkind am ersten Tag im Kindergarten, die Band legt los (natürlich wieder mit Vollgas und spritzigem Elan, stöhn) und sie singt. Aber wie! Leck mich am Arsch, hat die eine Stimme, die erinnert sofort an die Sängerin von SKUNK ANANSIE! Glasklar, relativ hoch, und obwohl die recht kräftig singt schwingt da immer so eine weinerliche Zerbrechlichkeit mit, also das hab ich echt noch nicht gehört! Alle Hüte nach oben und alle Daumen ab! Leckomat!

Naja, ich texte noch mit meinen Dorfgenossen ab, weil der Marc auch den Höringklee (Hörning oder so wird der genannt…?) mitgebracht hat, der sich genau wie ich „I survived Appenhagen“ eintätowieren lassen sollte, und beide wollen natürlich wissen was denn so meine große Schwester treibt. Ja, auf die seid ihr alle scharf gewesen, was? Die wohnt aber jetzt mit ihrem Macker zusammen, ätsch! Und beim überbringen der Botschaft trinke ich natürlich selbstgefällig Bier, klar!

Jau, die zweite Band hat einen Typen mit einem geilen Iro auf dem Kopf als Bassist, die haben eine Sängerin die ebenfalls unglaublich gut singen kann, und musikalisch ist auch das hier Popmusik. Wer von den Bands jetzt MY GRACE ist weiß man nicht, ist auch egal, denn die Mission Kopfabschrauben (Praktisch Kommando Vollsaufen, was ein brillanter Bandname!) wäre abgeschlossen, also zerrt mich der Klitsch erwartungsgemäß in die scheiß Studentendisco Ding (was verflucht noch mal will der immer hier?), wo die erstklassige, musikalische Unterhaltung nahtlos an die Bands im MTC anknüpft, yeah und jippie, bis wir zu einer unchristlichen Zeit voll wie die Eimer ins Bettchen fallen, morgens dann Frühschoppen beim spazieren gehen machen, mit dem Bimmelbähnchen vom Dom die ewig lange Strecke zum Schokoladenmuseum fahren, um dann Punkt vier Uhr beim Boris in der Kneipe zu sitzen und Jedeck zu fegen. Korn Cola Light heißt hier Töppchen und wird nur von Frauen und uns zweien getrunken, und Boris fegt auch, mit den Worten: „Ah, so fängt man gerne an zu arbeiten…“. Gotttyp!

Jau, da machen wir den Deckel kurz mal rund und nehmen uns ein Beispiel an dem Gottgag von Jürgen von der Lippe von wegen die sieben Stadien des besoffen seins: Kunstrasen? Ich bin dafür. Ein paar Stunden später: Kunstrasen? Ich bin dagegen.

Klitsch legt noch saugeschmeidig ab, ich nich. Gewonnen!

Na, schade dass er morgen arbeiten muss. Prost! KOLLEGE 03/05

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