NO MAYERS 50, MASSENDEFEKT, 23.Dezember 2004, Sonic Ballroom Köln: |
Frank ruft an, fragt wo man denn jescheiterweise uppmachen könnte, und
die einzige Möglichkeit ist Köln´s Punkrockkneipe Nummer eins, der
Sonic Ballroom, weil man dann mal MASSENDEFEKT antesten könnte, mit
denen wir lustigen CHEFDENKER im Januar in der Ojo spielen. Natürlich
lässt Frank keinen Zweifel daran, dass wir sofort dahingehen müssen.
Müssen! Na gut, Weihnachten mache ich ja eh nicht mit, folglich muss
ich auch keine scheiß Geschenke koofen und habe deshalb Zeit und Geld.
Ich quäle meinen faulen Arsch also zum ersten Mal für heute hoch, unter
die Dusche, in die Küche was essen und zum Marktkauf für zum Bier
käufen. Ob ich jetzt fünf einzelne Flaschen kaufe, oder für den
gleichen Preis direkt eine Kiste, ist ja wohl keine Frage. Denn man
bedenke stets die Kremersche Weisheit: „Wird ja nicht schlecht,
zumindest nicht so schnell!“ Endlich habe ich den Kasten bis vor meine
Haustüre gebuckelt, da sehe ich Post im Kasten. Oh, keine Rechnung, wie
schön. Der Rassel-Chris, der neben mir als einziger die Ehre hatte, auf
dem mächtigen LILI-Promoalbum „Uschialarm“ was einzurasseln, der hat
mir doch tatsächlich seine LILI-Liveaufnahme vom Underground in Köln
geschickt, zusammen mit Fotos von den Ladys, wo er Ylva, der Sängerin,
übrigens einen super Namen verpasst hast: „Der Bauch“! Oh, ein feines
Auge für die guten Sachen, Adlerauge Rassel-Chris! Ganz nebenbei werden
wir nicht aufhören, auf der Gottplatte „Uschialarm“ nach unserer
Rasselei zu suchen! Gerüchten zufolge soll die schon mal jemand gehört
haben…
Hopp, zur Bahn, Frank am Neumarkt treffen, und da kommt uns der mächtige
Klitsch entgegen, den wir selbstverständlich sofort mitnehmen wollen,
aber der kommt grade von der Schaufel und ist nicht zurechnungsfähig,
und will deshalb nicht mit. Ich befehle ihm erstmal in meinen Rucksack
zu greifen und sich eine Flasche raus zu nehmen. Will er aber nicht!
Will lieber zu seinem Mädel. Hach, junge Liebe! Wie schön! Jedenfalls
erzähle ich ihm, dass ich vor ein paar Tagen sicherheitshalber vor
seiner Türe gepennt habe, weil ich keinen Heldentod sterben wollte,
falls sie da nackig rumliegt und einen Anfall über mich als
unangemeldeten Besucher kriegt. Man weiß ja nicht. Er erzählt mir, dass
er gar nicht da war, und ich ruhig in seinem Haiabettchen hätte Haia
machen können. Toll. Aber egal, das wäre mir ja eh zu sehr Städtertum
gewesen! Ich bin ja vom Dorf, folglich ein Dorftrottel, da macht man
das halt anders. Dorfpankanarchie ist D-Punk, und gerade der muss ja
ohnehin viel mehr gelebt werden!
Ja, dann halt hoppeldihopp zum Sonic, sechs Euro Eintritt, naja, und auf
der Bühne beziehen vier Mann Stellung, NO MAYERS 50. Den Namen hat man
irgendwie schon hundert Mal gelesen, aber so wirklich irgendwohin tun
kann ich die Jungs nicht. Die sehen aus wie stinknormale Typen im
vorsichtigen Skateroutfit. Also ich hätte als Vorband für MASSENDEFEKT
mit den allergrößten D-Punk-Helden gerechnet, gegen Bullen, gegen den
Staat, gegen dem System! Schade, dann halt heute keine lustige Vorband.
Die Jungs legen vor gut gefülltem Sonic los, und leck mich am Arsch,
wirklich geiler, schneller, melodiöser Skatepunk! Also wenn da mal
nicht jeder von denen ein Rollbrettchen auf dem Rücksitz liegen hat,
dann heiß ich aber Hans-Peter! Der Sänger hat die Gitarre so verflucht
tief hängen, das er seinen ganzen Scheiß oben am Gitarrenhals spielt,
sogar seine paar Melodiechen! Coolomat! Der Basser grinst lieber
unsicher in der Gegend rum, und der andere Gitarrist schafft es doch
tatsächlich, auf seinem einen scheiß Quadratmeter, den er zur Verfügung
hat, in der Gegend rumzuspringen als hätte er sie nicht mehr alle. So
richtig schön mit gespreizten Beinchen in der Luft und so. Und sieht
nicht mal verunglückt oder albern aus, so wie das üblicherweise bei
solchen Versuchen der Fall ist, nö, total geile Gitarristengymnastik!
Also echt beide Daumen hoch, der hat sich seine Kappe aufm Kopp
verdient! Und der Gesang ist halt im gehobenen Maße melodiös, siehe
jede andere, x-beliebige, geile Kappenband, wie meinetwegen BLINK! Ganz
so Kaspernasen sind die hier zwar nicht, aber trotzdem kommen die
saunett rüber, man sieht denen den Spaß an der Sache richtig an, und
ganz nebenbei steht der Stick aber wie mit der Wasserwaage gezogen
senkrecht, und der Arm ist dabei nicht mal ein kleines bisschen
angewinkelt! Sehr schön, Extra-Applaus!
Beim Gitarre stimmen höre ich den Sänger zum Basser sagen: „Is schwer zu
spielen, so nüchtern, ne?“ Aha, die machen also sonst immer upp,
weilsejescheitsinn! Dann kommt die Ansage von wegen „vier Leute vier
Fahrer“. Aha. Dann machen die noch ein paar Faxen, weil die bemerken,
das da ja ein Bildschirm hängt, damit die Leute hinten in der Ecke auch
was von der Band sehen, und quetschen sich alle eng beisammen, damit
sie auch alle gleichzeitig im Fernsehen zu sehen sind. Nun ja.
In der ersten Reihe tanzt so ein ausgelassener, kleiner Knirps rum, und
zwar ununterbrochen, meinetwegen zwölf Jahre alt oder was, aber schon
mit dem König der Frisuren aufm Kopp, alle Achtung! Der zeigt uns
alten, steifen Säcken mal wie man das macht, wir sollten uns alle was
schämen (!), und dem Sänger hat er es wohl auch angetan, bei jeder
zweiten Ansage wird der Kleine erstmal abgefeiert! Richtig so!
Dann kommt irgend so ein Highspeedkracher, der NOFX mal eben lässig in
Punkto Geschwindigkeit hinter sich lässt, und der Schlagzeuger kloppt
dabei trotzdem noch wie bescheuert auf seinem Kit rum, mir fällt die
Kinnlade runter! Und nicht nur mir! Der drischt eh immer übertrieben
laut drauf, und jetzt auch noch in Lichtgeschwindigkeit. Leck mich am
Arsch! Geil! Danach lassen sich die Jungs erstmal abfeiern, wie schnell
sie doch sind. Abfeiern ist natürlich wichtig, da gibt es nichts!
Richtig so, Jungs! Ihr habt es verstanden.
Aber wie das mit neuen Gitarrensaiten war scheint der Gitarrist noch
nicht so ganz raus zu haben, und wie man lautlos stimmt auch noch nicht
richtig. Na egal. Und auf meine Aufforderung, die scheiß Gitarren doch
mal senkrecht zu halten, steigt auch nur der Sänger sofort drauf ein,
sehr schön! Der Gitarrist hat da wohl noch ein bisschen 80er Metal
Nachholbedarf, was?
Bei folgenden Nummern können wir mal in Ruhe durch die Runde Bewerten.
Leckere Ladys hier, fast wie auf Skakonzerten, und dieser
Edel-Skatestyle bei den Damen kann ja so was von Alles, und ist deshalb
gleichberechtigt auf dem Thron der Mühe mit den dunklen
Metaller-Gothic-und weiß der Teufel was für sonnenscheuen Ladys! Ende
der Ansage!
Auftritt zu Ende, es gibt noch ein bisschen „Final Countdown“ und so
einen Scheiß, gar nicht schlecht meine Herrschaften, und ein weiteres
Mal verlässt eine total geile Band die Bühne! Die waren neun Mal so
cool wie TERRORGRUPPE in der LMH, und haben drei Mal so wenig gekostet!
Ja, die Verhältnismäßigkeit muss gewahrt werden! Drei mal drei ist ja
schließlich neun! Tja, dann aber mal schnell raus an unsere ganz
pfiffig versteckten Rucksäcke ein paar Billigbier reindrehen.
Drinnen fangen MASSENDEFEKT an, aber wir müssen erstmal leerziehen, dann
hepp rein, und die Band besteht aus fünf Leuten in Standardbesetzung.
Der Sänger sieht schön schräg aus, mit seinen nassen, schulterlangen
Haaren, und seinem verschmierten Kajal (artig!) in Verbindung mit
seinem Streifenpulli! Musikalisch gibt es feinen D-Punk mit der ein
oder anderen Mitgrölzeile, und der Sänger holt am laufenden Meter
irgend so ein kleines, blondes Mädchen auf die Bühne, das er eben wohl
erst kennen gelernt hat, die es tatsächlich ganz lässig klarmacht,
einige MASSENDEFEKT-Songs fehlerfrei mitzusingen! Einfach mal so!
Natürlich hat die kleine Maus ein dünnes, quäkendes Stimmchen (was die
Sache natürlich doppelt putzig macht!), aber die bringt echt die
gesamten Texte zuerst im Duett mit dem Sänger, und hinterher geht der
Sänger ganz weg und lässt sie einfach machen, und der braucht ihr nicht
mal die Einsätze zu geben, das checkt die mal eben alles ganz alleine!
Ich bin hin und weg! Und alle anderen finden das auch verflucht süß!
Und natürlich saucool vom Sänger und der Band, das die das Spielchen
ganz lässig mitmachen! Gewonnen!
Dann begrüßen mich noch zwei Ladys. Tach. Die sollte ich wohl kennen.
Eine kommt mir auch irgendwie bekannt vor, die andere nicht, aber ich
stehe trotzdem wie der Ochs´ vorm Berg. Daraufhin sind die zwei
angepisst. Ey, tschulljung, man wird doch nochma watt vergessen dürfen.
Wir haben wohl letztens irgendwann mal zusammen kräftich uppjemacht.
War dann wohl n bisschen zu kräftich! So jescheit die scheiß
Uppmacherei auch ist, das geht mir aufn Keks! Irgendwann mache ich es
wie mit der Raucherei, nämlich aufhören, mir die Dinger einfach nicht
mehr in den Hals schieben! Die Frage ist halt nur, was mach ich dann?
Da gibt es ja gar keine jescheite Antwort drauf! Watt machste heut?
Sport. Hä? Wie klingt datt denn? Watt machste heut? Äh, ja, also, äh…
Das kann man drehen und wenden wie man will: Man sollte schon alleine
aus dem Grund uppmachen, weil es super klingt, wenn jemand nachfragt,
was man denn macht!
Upp!
Im Musikerdasein ist die Antwort auf alle Fragen „Gaffa“, im Christentum
ist es Jesus Christus, bei Metallern SLAYER und bei jescheiten Leuten
uppmachen! So einfach ist das! Amen.
Aber das ich da tatsächlich irgendwann mal maßlos über die Strenge
geschlagen haben muss, bemerke ich ein paar Minuten später auf dem Weg
zum Cave, wo Frank einen alten Kumpel trifft, der mir auch erzählt, das
wir letztens zusammen geöffnet haben. Ach? Ja? Ich würde jetzt, hier
und sofort mein gesamtes Vermögen verwetten, dass ich Dich noch nie
gesehen habe! Das sage ich ihm natürlich nicht, so feste bin ich ja nun
auch nicht gegen die Pumpe gerannt! Aber wie auch immer: So langsam
krieg ich Angst. Verdammt, bin ich denn in einem Raum-Zeit-Kontinuum
gefangen, das es mir unmöglich macht, mich meiner eigenen Vergangenheit
zu erinnern? Ich glaube, ich erfinde einfach einen Fluxkompensator, der
aber auch Fluchskompensator oder Fluckskompensator oder
Pillemannfotzearsch heißen könnte, und dann reise ich zurück in die
Vergangenheit und guck mir mal an was ich denn so gemacht habe! Dabei
darf ich mir natürlich nicht sellba begegnen, weil ich ja dann das
gesamte Universum auslöschen würde. Muss ma aufpassen! Und so einen
scheiß wie Sportergebnisse nimm ich erst gar nicht mit. Ach quatsch,
geht ja eh nicht, ist ja die Vergangenheit. Da kann man doch sicher für
die Heimreise die Rückbank vollmachen mit leckerem Römer Kölsch aus der
Dose vom Aldi! Oder ist das auch verboten?
Egal, ab vors mächtige Cave, aber wir gehen erst gar nicht rein, wir
stehen lieber cool davor und trinken unser mitbräächtes Bier, is nich
nur billiger, sondern auch viel mehr gegen dem System. So haben wir den
fehlenden D-Punk-Faktor für heute Abend lässig wieder ausgeglichen. Auf
der Heimreise begegnen wir noch dem neuen Herzeleinchen vom mächtigen
und scheinbar mächtig verschossenen Klitsch, die mir auf meine Bitte
hin sofort und kompromisslos die absolute Absolution (!) erteilt, dass
ich jederzeit und immer beim Klitsch reinstolpern und Haia machen kann,
wann und wie ich grade lustig bin! Ohne mit der Wimper zu zucken! Gar
nicht mal so unjescheit für jemanden, der scheinbar nie (oder selten)
jescheit is! Tja, ein Klitsch gibt sich halt mit nix zufrieden, watt
nich seinem Standard entspricht! Zum Dank verspreche ich auch nicht so
genau hinzugucken, falls die nackt da rumliegen. Was genau jetzt „nicht
so genau“ bedeutet wird sich zeigen müssen.
Jedenfalls, allgemein, zähle ich beim Maks 91 Konzerte dieses Jahr, bei
mir ein paar drunter, und beim Fö wiederum noch was weniger. Praktisch
ein Kopf an Kopf Rennen (also falls einer von uns auf die Idee kommen
sollte etwas schneller zu gehen). Aber noch ist ja auch nicht aller
Tage Abend, außerdem bleib ich dann doch lieber direkt auf meiner
geilen Couch, denn der Fö will dann sowieso die ganze Zeit nur viel,
viel weitergääjjn, und der Maks findet eh nich mehr zurück! Außerdem
möchte ich verflucht noch mal gerne wissen, wer denn bitte die 100
Spaten sind, die immer die DUSCHEN (SCHON FAST E.V.!)-Seite besuchen,
aber weder mal n paar Fotos von Konzerten rüberwachsen lassen, und auch
keine Berichte, und erst Recht nicht ins Forum wenigstens mal kurz
„geht kacken ihr pissnelken“ kritzeln! Und ich will wissen, wie viele
Konzerte andere Leute denn so dieses Jahr besucht haben! Und ich will
wissen, wann Klitschs Freundin mal nackt bei ihm liegt! Und ich will
wissen, ob mein unglaublich grandioses Shake-Ei auf der LILI-Platte
tatsächlich weggemischt wurde, oder ob es vielleicht erst gar nicht
aufgenommen wurde! Und wie man einen Fluchskompensator baut will ich
auch wissen. Wegen den Dosen. Prost. KOLLEGE 12/04
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