duschen ist KEIN heavy metal
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Ende 2002, Köln:
Eigentlich wollten wir nur Lili gucken gehen, so von wegen Support your local Blechblaskapelle. Aber da waren zwei Räume wo laufend Bands musiziert haben und so mussten wir uns entscheiden zwischen dem größeren Raum wo unentwegt weinerliche Jammerlappen rumgeheult haben und Einschlafmusik zum besten gaben und einem kleinen Raum der kaum die großen Talente fassen konnte, unter anderem die großen, mächtigen, einzigartigen und scheißecoolen BORUSSIA PILLEMANN.

Nie vorher von gehört und sofort verliebt!

Also vier Typen mit versifften Langhaarperücken, gammligen Trainingshosen, Riesenhits und der Sänger sogar amtlich im XS-Schalke-Trikot mit Pornobrille und Ruhrpottröhre! Die hätten gar nicht spielen brauchen!

Disco bot mir grade noch an mit dem saufen aufzuhören und nach Hause zu fahren so das ich saufen kann da ging das Spektakel auch schon los. Erst mal jeder ein Bier. Zehn Punkte für alle! Im feinsten Fußballstadion-Style erst mal die Borussia Pilleman-Hymne. Rein musikalisch in etwa Standard von Dream Theater wenn sie einen guten Tag erwischt haben. Geil! Erst mal wieder Bier. Die Jungs wissen was sich gehört. Beim Beifall der Bassist: "Schnauze jetzt hier!" Das war im übrigen der einzige Satz den er aber artig nach fast jedem Stück von sich gab! Geil! Dann Geilomat-Prügel-Hardcore von wegen "Zivi halt die Schnauze sonst gibt's was auf die Fresse!". Ich war hin und weg! Dann erst mal wieder Bier, "Schnauze halten", und der Sänger bietet Absinth an. Ich lehne in Weiser Vorahnung dankend ab. "Kann ja jetz wohl nich waaaaaahr sein!" empört sich der Sänger als von hinten eine dankbare Hand nach der Flasche greift und seinem Besitzer einige großzügige Schlücke in den Hals kippt, eine Hand die mich vor kurzem noch nach Hause fahren wollte. Da sagt der Herr Dr. Kremer doch auch nicht Nein, denn "einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul". Klasse, ich muss also fahren. Egal, Borussia gucken.

Ein Hit jagt den nächsten und irgendwann hat es der Basser sogar geschafft sein Bier VOR Songbeginn wegzustellen und hätte um Haaresbreite sogar mal den Einsatz gekriegt. Die ein oder andere Knallerhymne wiederholt sich artig und die Absinth-Flasche geht lustig im Publikum rum. Genauer gesagt hin und her, nämlich zwischen Kremer und Disco.

Zwischendurch gibt es noch mutige Ansagen vom Sänger ob wir denn hier im Köln auch ne Fußballmannschaft hätten bevor das schönste Konzert in meinem Leben leider zu Ende geht.
Fasziniert von den coolsten Jungs der Welt gehe ich im anderen Raum Fahrstuhlmusik gucken und wunder mich gar nicht über Discos schier endlosen Redefluß und seine kurzen, lautstarken Kommentare zu den Musikern: "Schwul! Schwuuuuuul!"

Es waren zwar nur zwei Jungs die ich einsammeln musste, aber der Absinth - Faktor ist unbeschreiblich. Erst holt der eine den anderen, dann umgekehrt und dann wird der Auftrag auf halber Strecke vergessen. Man kennt das. Während Dr. Kremer mir noch artig den nach Hause Weg gelotst hat musste ich Disco in einer ewigen Aktion brutal aus dem Auto zerren weil er nicht wach zu kriegen war. Als ich ihn wenigstens schon mal im Fußraum der Rückbank hatte weigerte er sich weiter zu kommen: "Ich häng fest, ich häng fest, Scheiße ich häng fest."

Borussia - beide Daumen ganz weit hoch! PROST!

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