KVB-Orchester, Kölner Weihnachtsmarkt, Neumarkt, Dienstag, 16.Dezember 2003 |
Bericht anfangen mit selber abfeierei: Wir saufen gerade seit geschmeidigen fünf Tagen durch. Boh, sind wir geil!
Super! Einwandfrei!
Mein Gehirn ist eine aufgeweichte Schüssel Haferflocken und deshalb macht sich das WACKEN-Feeling breit. Seit Tagen
nicht zu Hause gewesen, keine frischen Klamotten, aber macht ja nix, man kann sich ja immer noch glückseelig trinken.
Was wir auch tun!
Weil Natti (hö) nach dem Durchsaufen (!) und nicht pennen (!!) früh morgens raus muß bei METALLICA catering
klarmachen, und das läppische zwanzig Stunden (!!!), dekorieren wir zur Belohnung ihr Zimmer mit Durchgefallenen
aus unserer Lieblingszeitschrift "Sexy". Ehre, wem Ehre gebührt!
Frühschoppen mache ich mit Bier, Sascha mit Rum. Alter Haudegen! Dagegen kann ja keiner anstinken! Kiste Bier
und schon stehen wir am Neumarkt auf dem schönen Weihnachtsmarkt. Da sehen wir kleine Kinder, die mit Angstschweiß
im Gesicht von ihren Eltern in ein klappriges Riesenrad geschoben werden. Das gerade überlebt, holen die Eltern die
Kinder wieder raus mit den Worten: "So, wollen wir doch mal sehen, ob wir nicht noch was anderes finden." Begeisterung
in Kindergesichtern.
Die KVB-Kapelle positioniert sich auf der Bühne. Schööön gemächlich. Sind ja auch nicht mehr die Jüngsten.
Super Frisuren, super Bärte, und der Einheitslook mit langen, dunklen Mänteln kann alles. Wir stehen gemütlich
an einem runden Tisch, aber wir werden irgendwann unhöflich weggebeten, nur weil wir unser eigenes Bier süppeln.
Und los, die KVB zeigt was sie kann. Neben allen Weihnachtsliedern finden sich auch fetzige Stücke im Repertoire,
zum Beispiel von der amerikanischen Popkapelle "Queen". Der Dirigent dirigiert das es eine wahre Freude ist und
lässt sich immer nach zwei Stücken gebührend abfeiern. Die alten Oppis neben uns finden das total super, daß wir
uns direkt eine eigene Kiste Bier mitgebracht haben. Die alten Recken wissen schon was gut tut.
Aber am allergeilsten spielt der einzige Nicht-Bläser: Der Drummer! Der dürfte mit seinen vielleicht achtzehn
Jahren auch der Jüngste da sein. Verdammt, kann der alles! Man kennt ja alte Aufzeichnungen des Alice-Cooper-Schlagzeugers.
Der, der nach jedem Schlag die Arme über den Kopf reißt und dabei noch unglaublich kraftvoll und sauber spielt. Und selbst
der wäre neidisch auf den KVB-Drummer! Also so eine Mischung aus dem MARVIN-GO-Drummer und Tommy Lee habe ich ja noch nicht
gesehen.
Der Typ sitzt also so ganz hinten in der linken Ecke und hat vor sich ein normales Set aufgebaut. Während so
Krachern wie "Stille Nacht" starrt er - halb am einschlafen - in die Luft und streichelt dabei ganz sanft und
wirklich kaum hörbar das Ride und die Snare. Die Bass könnte er auch direkt weglassen. Die Toms benutzt er -
wir haben mitgezählt - ein ganzes Mal und Sticks braucht der sein Leben lang keine neuen kaufen. Die kann er
jetzt noch als "unbenutzt" verhökern.
Und nicht das er den Takt angibt. Er lässt sich so ein bisschen von den Trompeten mitziehen und sehnt sich
wahrscheinlich in Gedanken das Ende herbei. Cooler Typ.
Während wir den so abfeiern, bemerkt er uns, und das ist ihm alles andere als angenehm. Dabei schunkeln
wir doch mit und klatschen auch immer. Komisch. Und der sitzt da, und kann nicht weg, und hat wahrscheinlich
nach und nach keinen Bock mehr, weil da ein paar Idioten stehen und saufen. Klitsch trifft auch noch ein, also
ab vor et Hänkelmännche, Metaller gucken und saufen. Prost.
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