duschen ist KEIN heavy metal
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INDIGO, Magnet, Berlin, 02.April 2005
Untertitel: Fernfahrer Frisch – die Legende lebt weiter!

Bönx’ Tag fängt an wie die Nacht aufgehört hat. Beim nach Hause kommen letzte Nacht musste er ja unbedingt noch weiter mit sich sellba uppmachen. Also Pulle Schnaps in den Hals und alles ist super. Beim danach duschen, was ja selbstverständlich unbedingt sein musste, reißt er den Vorhang ab und fällt mit einem Knall auf die Fresse. Schnitzel-Azü wacht auf, geht ins Bad um nachzugucken, und Bönx hängt quer in der Wanne.
Azü: „Was machst Du da?“
Bönx (wie selbstverständlich): „Ich dusche.“
Azü (beruhigt): „Ach so.“ Legt den abgerissenen Duschvorhang zur Seite und geht weiter pennen… Porno-WG!

Natürlich wacht der Bönx mit einem Schädel auf der sich gewaschen hat. Oder in diesem Fall eher geduscht. Und was macht man als moderner Mann, der sich jeden Tag einen neuen Spitznamen verdient? Klar, man geht umgehend an den Kanal, also zu einem bisschen Wasser da irgendwo in der Nähe, und macht mit sich sellba ganz alleine upp!

Gestatten: Der Bönx! Aka Fernfahrer Frisch, weil 18 Stunden übermüdete Fahrt mit sechs Dosen Red Bull nur Fernfahrer Frisch klarmacht. Aka UndwannderBönx, weil er das als einziges im Alkohol-Wachkoma noch sagen kann. Aka Wolfram Frisch! Weil das sein bürgerlicher Name ist! Echt! Wirklich!

Na gut, Bönx macht den lieben, langen Tag upp, und am Abend geht es in die Wampe in Spandau. Das gehört wohl nicht mehr so ganz zu Berlin, und das obwohl an jeder scheiß Ecke in diesem abgeschmackten Stadtteil Vollidioten rum stehen, die ein Hosenbein hochgekrempelt haben, und nur auf Schwächere warten, denen sie was auf die Fresse hauen können. Leck mich am Arsch, wie armselig geht es denn noch?

Die Wampe allerdings ist abgesehen von der scheiß Lage ein gottcooler Schuppen, wo abwechselnd Popmetal im Stil von LINKIN PARK und geilem Prügelmetal im Stil von CALIBAN läuft! Cool! Da kann man zwar nicht kickern, läppsch, aber wenn der UndwannderBönx dabei ist, fleißig Jägermeisterchen mitfegt und kurz erklärt, das er gleich noch bei INDIGO Merch machen muss, dann ist alles im Lack. Lattenstramm, weil er seit heute morgen säuft, aber gleich noch arbeiten. Ichsinnetsellba DerBönx.

Und er Patrick, gebürtiger Bonner, der jetzt in Berlin lebt, weilernittjescheitis, prägt den Spruch des Abends: „Trinke was klar ist, sprich was wahr ist, fick was da ist!“ Na gut, vielleicht alt, aber dafür nicht neu. Ich bin jedenfalls begeistert!

Also auf zu INDIGO, und unterwegs muss man echt noch suchen um ein Bier in einem Kiosk zu finden. Mannometer, ey, ein Kiosk in Köln was kein Bier verkauft, das muss mir mal einer zeigen. Warum hat dann eigentlich so ein Kiosk auf? Und gerade weil man hier in Berlin immer ewig fahren muss um von A nach B zu kommen, da wäre ein Bier für auf die Faust doch selbstverständlich… na ja.

Ja, Magnetclub: Jemand anderes macht schon Merch, sowas, dann kann Fernfahrer Frisch sich ja um seine Bestellung kümmern, eine Lady, die scheinbar an ihm interessiert ist, aber ihn noch nie nüchtern gesehen haben dürfte. Jedenfalls soll die angeblich heute Abend hier auflaufen.

Ganz nebenbei stirbt der Papst. Um es christlich auszudrücken: Johannes ist über den Jordan. Ruhe er in Frieden. Wir kriegen davon hier nichts mit, weil wir mit unseren eigenen Problemchen beschäftigt sind: Das Bier ist zu teuer!

Aber was will man bei Clubpreisen auch schon erwarten? Und in der Ecke steht der DELIKAT-Jojo mit seiner Lady und fragt was ich denn hier mache. Dämliche Frage: Upp natürlich. Jojo markiert heute den Fahrerarsch und guckt sich sein kleines Brüderchen an, der bei INDIGO Bass spielt. Muss so ein Mollsches Bass-Gen sein.

Dann fangen die endlich an. Vier Typen, ziemlich jung, Skatepunk pur, und wenn die nicht BAD RELIGION rauf, runter, quer und schräg gehört haben, dann heiß ich aber Johannes! Geradeaus, ohne Schnörkel, mit diesem melodiösen, leicht weinerlichen Gesang. Ich wünschte ich könnte ordentlich skaten!

Der Raum ist richtig gut gefüllt, und das obwohl heute keine andere Band mehr spielt, und der Eintritt unverschämte sieben Ois kostet! Auch ein Phänomen in Berlin: Auch kleine, unbekannte Bands spielen immer vor mindestens anständig besuchter Hütte.

Jedenfalls hüpfen der Sänger/Gitarrist und der zweite Gitarrist immer artig hoch, ziehen die Knie bis ans Kinn und kommen beinahe gleich wieder auf. Gar nicht mal so schlechte Turnerei, top. Der Bassist macht so was nicht mit. Ist ja Bassist.

Tja, Balladen gibt es nicht, Gitarrensoli gibt es auch nicht, was hier auch passt, und musikalisch funzt die ganze Sache hier echt klasse! Applaus! Ein kleiner Iropunker (der einzige hier) in der ersten Reihe setzt sich auf die Bühne und wartet wahrscheinlich die ganze Zeit darauf das es endlich losgeht, weil brüllt ja keiner was gegen dem System, kann ja unmöglich ein Konzert sein.

Der Sänger verliert irgendwann seine In-Ear-Monitoring-Stecker und trampelt fröhlich drauf rum. Ich zeige kurz drauf und er meint das seine Ohren eh schon kaputt sind und tritt weiter drauf rum und verarbeitet dabei die Stecker zu Brei. Also wenn das mal nicht volle Kanne Pank is, Alter: Watt ma benutzt hat sofort kaputt machen!

Nebenbei spielt der Schlagzeuger auch die schnellen Sachen ziemlich geschmeidig, und die Fills humpeln auch nicht, sieht man auch nicht oft bei jungen Bands. Normalerweise eiern die schnellen Sachen live ja immer wie die Hölle, und die Übergänge tun in den Ohren weh. Hier aber nicht, Hut ab.

Nebenbei machen die einen sehr netten, aber teilweise vielleicht doch zu verschüchterten Eindruck, was ganz deutlich wird in den Ansagen vom Sänger. Tausend Mal Danke, watt soll ich bloß sagen…

Jau, aber aalglatte Band, ein bisschen mehr Eigenständigkeit wird wohl noch kommen, damit der Skatepunk-Klon-Vorwurf nicht direkt auf der Hand liegt, und die zwei Gitarren müssen ja nicht permanent den gleichen Kram spielen, aber mir machen die Spaß und ich find die gut! Die könnten locker mal mit NO MAYERS 50 ne Splitsingle klarmachen, so von wegen großer Bruder, kleiner Bruder. Egal: Kumm loosmer Rollbrettche faahn!

Ja, die Disco geht los. Jibbie. Ich sitz doof rum und gaff Löcher in die Luft. Ab und an kommt der UndwannderBönx vorbei und berichtet das er seine Bestellung noch nicht gefunden hat, aber lässig weitersucht. Und natürlich dabei weiter fleißig uppmacht. Derweil stiefeln so total asoziale Türsteher hin und her und passen auf wo es nichts zum aufpassen gibt. Großraumdisco lässt grüßen!

Jojo kommt und geleitet mich einen Raum weiter, wo die gleiche Art von Musik läuft wie nebenan. Hä? Egal. Aber cool: Auf einer großen Leinwand an der Seite werden Skate- und Snowboardvideos gezeigt. Na ja. Jedenfalls geht es irgendwann in Bönx’ Auto nach Hause, voll gepackt mit sechs Leuten, Jojo fährt. Allerdings: Natürlich ohne Bönx… Der kann nämlich schön noch sellba alleine nach Hause finden, der arme. Und was ist mit seiner Bestellung? Null Punkte. Es gibt Tage an denen läuft es einfach nicht. Oder: Es scheint nicht jeden Tag die Sonne! Gestatten: Der NullPunkte der Ichsinnetsellba der TheBönx! Aber aufregen oder ärgern? Im Hause Bönx? Gibt’s nicht.

Jau, am nächsten Tag fahre ich per Mitfahrgelegenheit nach Hause ins mächtige Köln, und der Typ macht im geliehenen Renault (Müslischüssel auf Rädern) Strich 185 klar! Ich sehe mich schon neben Harald und Johannes liegen! Cool!

Prost! IchsinnetsellbaderTHEKOLLEGE 04/05

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