duschen ist KEIN heavy metal
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Hammerhead (13.09.2004 - Bonn)
Hammerhead spielen heute Abend in Bonn im Bla ihr allerletztes Konzert und hören danach für immer auf. Auf der Internetseite vom Bla hieß es, man würde ohne festliche Trauerkleidung nicht hineingelassen werden. Also sprang ich zu Hause in meinen schwarzen Anzug und machte mich auf den Weg nach Bonn. Alleine, da keiner meiner Kumpels diese Art von Musik hört. Im Zug jemanden gesehen, der an der Uni mal in den selben Seminaren saß wie ich. „Tag“ gesagt und das war es dann auch mit der Kommunikation. Gespräch zwischen ihm und seinen zwei Bekannten belauscht, aus dem hervorging, dass er, seines Zeichens Student, bald in eine Dreizimmerwohnung zieht. Alleine. Mich innerlich ein wenig neidisch darüber aufgeregt, da ich mich in einer Dreierwohngemeinschaft befinde und mich meine Wohnpartner ihren Sohn nennen. In Bonn dann an das Trio geheftet, da meine Ortskenntnisse nicht mehr die frischsten waren und den ganzen Weg kein Wort mit denen geredet. Bloß zur Begrüßung die paar Worte: „da ihr den Weg zum Bla bestimmt besser kennt als ich, hefte ich mich mal bei Euch dran. Ich sag das nur, damit ihr nicht denkt, was ist das denn für ein Spinner hier“. Am Bla angekommen die am Bahnhof käuflich erworbene Dose Bier geöffnet um schon mal vorzuglühen. Keiner hier, den ich kenne. Habe eigentlich mit ein paar Porzern gerechnet, die man in Köln ja manchmal auf Konzerten sieht. Aber keine Sau da und somit kein gepflegter Smalltalk möglich. Irgendwann kommt dann doch noch ein Bekannter, aber er war mit zig Leuten da. Also mach ich es doch so, wie Hammerhead es in einem Lied predigen: Ich sauf allein.
Hat schließlich auch was für sich, so alleine auf `nem Konzi zu sein und zu saufen. Hat irgendwie was meditatives auch wenn’s zwischendurch stinklangweilig wird. Aber das Bild vorm Bla ist echt zu schön. Zig Punkrocker in Anzügen. Zwei Zylinder werden auf Köpfen spazieren getragen und überhaupt sieht es hier aus, wie auf einer Hochzeit. Schön, schön.
„Beginn 20:00 Uhr. Pünktlich!“ stand auf einem Zettel. 20:15, ich sauf allein. Na, wird gleich schon losgehen. 21:15, ich sauf allein. Immer noch nix, was irgendwie nach einem baldigen Beginn auszusehen scheint, außer das der Laden immer voller geworden ist und ich mich fühle wie eine Erbse im „SchätztmalwievieleErbsenindemGlasdrinsind-Glas“. Irgendwann geht’s dann endlich los, ich hab schwer einen sitzen und keinen Bock mehr. Wenn es zu eng ist, macht es mir keinen Spaß. Überall Zigaretten in den Händen und es ist, wie gesagt, absolut eng. Wäre ich ein Stück Kohle, ich würde den Laden als ein Diamant verlassen. Ich schätze schon mal grob die Brandlöcher, die mein bisher nur einmal getragener Anzug heute abbekommen wird. Nachdem die Trauerrede vorbei ist, legt die Band los und der Pogomob drückt mich aus Reihe 5 in Reihe 10. Das Bier spritzt ohne Ende durch den ganzen Raum, es wird gestagedived und gut abgegangen. Ein leeres Tablett macht eine kleine Reise auf die Bühne, um sich von dort wieder auf den Weg Richtung Publikumsboden zu machen. Jedoch entschließt es sich vorher noch schnell, irgendeiner Frau gegen den Kopf zu prallen, die danach aussieht, als habe sie große Mühen, die Tränen der Wut und des körperlichen Schmerzes zurückzuhalten. Nachdem ich einer fliegenden Bierpfütze nicht ausweichen konnte, entschloss ich mich dazu, mir die Band von draußen her anzuhören. Es folgte eine Aneinanderreihung von sinnvollen Tätigkeiten wie: mal wieder reingehen, mal wieder rausgehen, Kippe drehen, Schluck Bier nehmen, mal wieder reingehen, sich am Tresen zum unbeliebten Affen machen und lauter so `ne Dinger eben. Irgendwann Konzi vorbei. Gespräche belauscht. Alle zufrieden. Muss wohl gut gewesen sein und einmal haben wohl auch alle aus der Band zur gleichen Zeit den gleichen Ton getroffen. Noch auf ein Bier zu dem Bekannten und seinen Leuten gestellt und mehr durch Zuhören als Reden geglänzt und dann ab zum Bonner Hauptbahnhof. Da durch den Alkohol jegliche Kritikerkompetenzen verschwunden waren, wusste ich nicht, ob ich das Konzert nun gut oder kacke fand. Aber egal, denn wie singt doch da noch mal so `ne Kölner Punkkapelle?
[...] Und am Ende fand man`s geil denn man war selbst dabei [...]
Prost! Nicht der Kollege, denn der war nämlich auch nicht da

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