duschen ist KEIN heavy metal
Neues Philosophie Artikel Forum Verschiedenes

Schwerte Rattenloch, HÄNDE WEG JOHNNY, DELIKAT, 09.Oktober 2004
Na gut. Fö meint, Bands gucken und danach um die Ecke zu ihm in seine Pornokuhle, also in das große, gepolsterte Loch bei ihm zu Hause im Wohnzimmer, so ein bis zwei Bier trinken. Mein Gott, es ist Wochenende, ich bin jung, sehe unglaublich gut aus und habe sonst nichts zu tun, also: Energie!

Hopp, hin, und schon da. Aha, das Ding hier heißt doch tatsächlich Rattenloch. Cooler Name. Hier sollen auch schon Bands wie RANTANPLAN vor ausverkauftem Haus gespielt haben, allerdings wurde da wahrscheinlich im Gegensatz zu heute das Konzert auch beworben, denn heute tauchen nur wenig unbekannte Gesichter auf. Na macht ja nix.

Schnell mal die sogenannte „Betrinkekarte“ zecken, weil wir ja alle zur Crew gehören (hüstel), und da stehen doch tatsächlich pro Mann drei ganze Getränke drauf. Drei Bier? Mannomann, das gibt ja heute ein Saufgelage erster Güte hier! Da muss man ja echt aufpassen sich nicht versehentlich ins Koma zu trinken!

Nun gut. Die Bühne selber steht auf dem Rand von einem ehemaligen Schwimmbad! Ziemlich cool, normalerweise müsste die Band, wie man das aus astreinen Hardcorevideos kennt, mitten in dem Loch stehen, und das Publikum oben drum herum, und ab und an hüpft jemand im Adrenalin-Wahn über das Geländer und kracht neben dem Gitarristen auf den Boden und schlägt sich die Fresse auf, aber egal, weiter, Hauptsache ausrasten!

Ist hier aber nicht so. Schade.

Also erst mal Bier organisieren. Oh, guck ma da, direkt gegenüber ein Kiosk, der Abend ist gerettet. Die einzige Bevölkerung hier sind die Leute von der anderen Band, wovon einer original mit zurück gekämmtem Ölhaar und Lederjacke aufläuft, verdammt, Styling eins Plus! Aber den frage ich bestimmt nicht, ob das denn jämmerliches Taft im Haar ist oder wenigstens anständiges Motoröl, dann kriege ich wahrscheinlich rubbel die Katz eins in die Fresse. Nee nee, lass ich ma schön bleiben.

Gut, DELIKAT legen los, cooler Sound, und als Opener gibt es „Grüne Haare“, na also, geht doch. Die meisten sitzen auf den Stufen gegenüber der Bühne und gaffen entspannt zu, und Jojo, der Sänger, begrüßt die Leute mit einem gelangweilten „Aha, ich sehe schon, wir werden heute Abend mächtig Spaß zusammen haben...“. Brüller!

Irgendwann wird im Publikum ein bisschen rumgetanzt, ist ja eine Skaband, da macht man halt so was, und da tritt der Bönx auf den Plan: Abgeschädelt wie tausend Soldaten nach zehn Jahren Krieg zurück in der Heimat! Was ist denn bitte mit dem los? Der war doch eben noch komplett bei sich, was ist denn da passiert? Bönx torkelt rum, reißt alle dabei um, und der Fö fliegt bei der Gelegenheit prima auf die Fresse und holt sich amtliche Schürfwunden am Kopf.. Toll! Aber es geht ja weiter: Jetzt klettert er, abgeschraubt wie er ist, auf die Bühne und geht dem Chrü, dem Gitarristen, auf die Eier, indem er ihm die Texte schabbelig ins Ohr brüllt, und ihm dabei konsequent auf seinen Fußschaltern rumtrampelt, mannomann, hat der ne Geduld mit dem abgeschraubten Bönx! Die Leute von der anderen Band geben Szenenapplaus und packen sich an den Kopf. Klasse Schauspiel!

Danach, Ansage vom Chrü: „Och Gott, der will wohl Gitarrist werden, hier auf den Knöpfen kann er schon rumtreten. Kann den nicht mal einer verprügeln? Ach nee, gebt dem lieber noch mehr Schnaps, das es ihm morgen so richtig dreckig geht!“

Leck mich Arsch, wo Bönx ist kommt die Party hin!

Überschattet von eben jenen Ereignissen spielt die Band einen recht sauberen Gig, der natürlich doppelt Spaß macht, wenn man die Songs vom neuen Demo kennt. So wie ich, selbstverständlich. Allerdings fällt dann auch auf, das der Jojo den Text von „Olum“ gar nicht kann, so was. Kopfschüttel, erhobener Zeigefinger, dafür schleudert der Chrü seine Gitarre fleißig in der Gegend rum, alle Achtung, wahrscheinlich in der stillen Hoffnung den Bönx, der ihm immer noch auf den Keks geht, irgendwann in die Eier zu treffen.

Jedenfalls machen die beiden Tröter Simon und Gregor einen klasse Job, und tänzeln auch beide ausgelassen rum wenn sie nicht gerade ins Hörnchen pusten, so das es bei der glücklicherweise verdammt kurzen Vorstellung der Band auch egal ist, wer nun Posaune und wer Trompete spielt. Das kann dem Jojo ja bei Gelegenheit noch mal wer erklären. Jojo: Die Posaune hat so ein Stäbchen zum rausziehen, die Trompete nur Knöpfchen. Kleine Trompete, kleiner Gregor, große Posaune, großer Simon.

Aber egal, hat Spaß gemacht, Ende. Jetzt erzählt mir auch wer, was mit dem Bönxomaten los ist: Der hat sich ne halbe Pulle Jägermeister auf Ex reingefegt. Ach Du Scheiße, da war einem aber nach feiern, was? Und das kann er ja wahrlich notfalls auch ganz alleine mit sich selber!

Na egal, HÄNDE WEG JOHNNY beziehen Stellung und legen los. Vier Mann Kapelle mit Sängerin. Drummer, Sängerin und Basser sind komplett Rockabilly-Like unterwegs, der Gitarrist macht irgendwie den Eindruck als gehöre er in eine Coverband. Hm. Musikalisch entsprechend klassischer Rockabilly, wobei die Sängerin nicht unbedingt immer die Tonart findet. Naja, dafür spielt der Bassist nicht ein einziges Mal nur den Grundton, sondern fummelt sich immer so grooviges Zeug zusammen, schon saucool! Der Gitarrist kann scheinbar auch mehr, als er bereit ist zu zeigen, und spielt auch nur so Rock-Licks und so komischen Kram, auch schon irgendwie geil. Der Schlagzeuger erlaubt sich den Scherz, bei einem Song mit Plastikknochen statt Sticks zu spielen, und das Set der Truppe dauert in etwa drei Jahre. Nach und nach gehen die Leute, weil die wahrscheinlich nicht auf so kantigen Rockabilly-Kram abfahren, und so ab Mitte des Sets steht nur noch die andere Band im Publikum, tristes Bild, die Armen!

Aber das ist denen scheißegal, die ziehen ihr Ding konsequent durch, mit Show der Sängerin in Form von Augen verdrehen, Grimassen schneiden und tanzen, was man halt so machen kann, und irgendwann muss man echt sagen: Jede andere Band wäre schon längst nach Hause gegangen, aber die hier machen weiter, als würde ein ausverkauftes Fußballstadion gerade total ausflippen, dabei stehen die restlichen paar Leute mittlerweile im Vorraum, weil Fö und Bönx beide auf der Eckbank liegen und gemeinsam ganz fleißig alles voll kotzen. Toll! Bönx pennt sofort wieder, und wird per Edding von jedem ganz elegant verschönert, betrunkene anmalen ahoi! Dabei feiern alle seinen schicken Tanga ab! Vielleicht sollte er sich mal mit dem mächtigen Schubbert austauschen!

Irgendwann, nach ewig langer Zeit, ist das reguläre Set zu Ende, und nur weil der besoffene Ali nach Zugaben ruft, spielen die noch weiter, und zwar den kompletten Zugabenteil, der noch mal hunderttausend Stücke umfasst. Also, lecko mio, das muss echt Liebe zur Musik sein, Applaus und Hut ab!

Irgendwann sagt die Sängerin was von letztem Stück, und zack steht der Basser schon an der Backstagetür und hat ne Kippe im Hals. Sie fragt, wo er hin will, und er, ungemein lässig, während er die Kippe anzündet: „Ich denk datt war datt letzte Stück.“ Sie: „Nää, datt kommt jetzt erst!“ Und er geht nicht zurück zu seinem Bass, sondern er schreitet zurück, als wäre er der König der Welt! Reicht mir einer einen Skianzug, ist das kalt hier! Cooler Typ!

Gut, Konzert Ende, und ich muss dem Basser-Typen einfach gratulieren, das er es geschafft hat, nicht ein einziges Mal so langweilig die Grundtöne zu vierteln, sondern immer so einen Walking Bass Kram zu spielen. Er, ernsthaft: „Was heißt denn das?“ Huh, Alaska! Eissturm!

Jedenfalls ist der Typ alles andere als gefährlich, sondern unglaublich nett und nebenbei noch saulässig, und sein Musikgeschmack lässt überhaupt gar keine Wünsche offen!

Nun gut, uppmachen, alles im Lack, und Bönxomat wird auch wieder wach und wird eindringlichst gebeten, doch seine Kotze wegzumachen, genau wie der Fö. Die zwei stimmen zu, bitten sich aber kurz Zeit aus um nach Hause zu fahren einen Wischmop zu holen...

Und warum der Bönx den blöden Mülleimer in der Gegend rumgeschmissen hat hab ich immer noch nicht verstanden, dafür kriegt er die Medaille als bester Mercher der ganzen Welt: Als er irgendwann im Laufe des Abends kurz am Merchtisch eingeschlafen ist, und jemand eine Platte kaufen wollte, hat er ihn mit den Worten „Hau ab du Arsch“ weggeschickt! Ein Verkaufsgenie! Unübertroffen! Wo Bönx ist kommt die Party hin und bricht der Umsatz ein. Und das zu Hause die göttliche Pornokuhle von Fös Eltern besetzt ist find ich ziemlich läppschomat, dafür sehe ich zum ersten Mal den Uncle Sally´s-Werbespot der tatsächlich mal auf MTV lief, wo Jojo und Chrü mitgespielt haben, wo sie auf der Straße um einen Haufen Hundescheiße rumstehen, und totale Blödmänner darstellen müssen, die sich gegenseitig nur „u“ und „n“ sagen, weil die Hundescheiße halt von der einen Seite wie ein „u“ und von der anderen Seite wie ein „n“ aussieht. Dann folgt der ungemein lustige Spruch „Bloß keine Scheiße lesen“, und danach grinsen die zwei unglaublich hohl in die Kamera. Spot Ende. Glamourös! Sensationell! Hollywood wartet! Die sollen bloß nicht den Bönx hier lassen. Prost

<<< zurück zu "Artikel".

© by Dirk Holz, 2000-2007