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DELIKAT, SKASOZIAL, LILI, Berlin, Wild at Heart, 12.06.2004
Der übermächtige Mieschka Mayonnaise von der BOCKWURSCHTBUDE lässt sich mal wieder nicht lumpen und holt die Ladys von LILI nach Berlin und lässt dabei die Kölner SKASOZIAL direkt mitkommen.

Da ich ohnehin nach Berlin wollte, um mir "den geilsten Block Deutschlands" anzusehen, nämlich das Märkische Viertel, kommt mir das ja gerade gelegen.

Wir stopfen also unseren Bus voll mit Leuten, damit das Spritgeld für jeden noch erschwinglich bleibt (kann ja nicht jeder so reich sein wie dat Löny aus der Nähe von Hallerzhofen), und fahren selbstverständlich schon einen Tag vorher los, damit wir uns schön gepflegt einen ins Blech löten können. Kurz über Dortmund, Fö und Ali eingesackt, und acht Stunden Fahrt gehen mit ein bisschen SUPERFREUNDE und der PARASITEN-Platte vorbei wie im Flug, nur Ali hat das Prinzip noch nicht ganz verstanden und motzt rum von wegen er will mal was anderes hören. Komisch, was meint er mit was anderes? Gibts da noch was anderes?

Paar Bier reindrehen, pennen. Geht super. Frank und Thomas fahren, und beim ankommen in Berlin ist der Motor noch nicht abgestellt, da hat macht der Frank erstma upp. Richtig. Ab in den langweiligen Park, sich um die Kiste Bier kümmern, danach in die legendäre Milchbar, wo dat Carolita ihren Geburtstach nachfeiert und Runden schmeißt als würde sie seit neuestem Geld scheißen können. Wie von Geisterhand schneit der (nicht bei uns mitgereiste!) SAILORS-Uli mit Freundin auch kurz rein, und der Cornel von den mächtigen SOCKS sitzt da auch rum, weil der für seinen Job irgendwie in Berlin zu tun hat. Würde mich nicht wundern, wenn jetzt meine Oma auch kurz reinkommen würde, um mir ein paar geschmierte Brote zu geben. Von allen Seiten kommt lecker watt zu trinken, das ist gut. Schlecht ist, niemals das Gleiche. Und Chrü will unbedingt noch lecker Super-Whiskey trinken, der im Hals wie bescheuert brennt. Geil.

Nach diesem Prinzip geht die Nacht hervorragend rum, allerdings ohne wirklich spektakuläre Zwischenfälle, und dat Julie will sich nicht vernünftig mit dem Thomas ein paar Schnäppaken reinfegen, obwohl sie das doch groß und breit angekündigt hat. Sowas aber auch.

Hin und her, noch woanders fegen, dann ab zum Chrüomaten, wo sich alle eingezeckt haben, und beim aufwachen ist es schon zu spät um noch ausgiebig ne MV-Sightseeing-Tour zu absolvieren. Mist. Das Märkische Viertel soll ja ein Traum für jeden Plattenbau-Liebhaber sein, und wird nicht umsonst von viertklassigen Möchtegern-Rappern, die sich feige hinter Masken verstecken, so abgefeiert. Dafür sehe ich beim Schlachzeuch holen zumindest Charlottenburch. Ist in etwa so interessant, farbenfroh und belebt wie Köln-Kalk. Nebenbei latschen wir ewig zur Bushaltestelle, und da fällt der Caro zum allerersten Mal auf, das der Bus nur Nachts fährt... Also alle Achtung, noch nie tagsüber nach Hause gefahren.

Auf dem Weg zum Wild at Heart liefern mir die absoluten Elite-Turbo-Atzen vom Bahnhof Zoo eine Wahnsinnsshow, indem sie einfach nur so dastehen, mit ihrem Billigbier im Hals, und auch aus einiger Entfernung betrachtet einfach nur unbeschreiblich abgewrackt und verkommen aussehen. Cool, so will ich auch mal werden, bin ja schon auf dem besten Weg. Stellt ich mir aber hart vor, jeden Tag von morgens bis abends meinen Titel als Atzenkönig verteidigen zu müssen, und das bei so harten Gegnern.

Im Wild at Heart warten die LILI-Damen (und der eine LILI-Herr) schon, nur die armen SKASOZIALer haben irgendwie ne Autopanne und jetzt beschissene Hin- und Herfahrerei am Arsch von wegen die restlichen Leute abholen. Tja, ich muß aber heute gar nix machen außer ein paar Bier trinken, und das nehme ich sehr ernst, und nebenbei bin ich der allererste, der ein "Voice of a Culture"-Fanzine kooft (mann bin ich geil!), weil die nämlich jetzt nebst Internetseite auch Heftchen am Start haben. Und wenn man eh schon am koofen ist, dann gönne ich mir auch einen BOCKWURSCHTBUDEN-Pulli, ganz so wie sich das gehört.

Hm, in Berlin ein Bier an jeder x-beliebigen Fressbude kaufen? Fehlanzeige. Da darfste erstmal blöd rumrennen und suchen, wie die bunten Eier an Ostern. Unglaublich! Dat gibbet doch nitt! Stell ma vor in Köln gehste in die Fressbude, und der hat kein Bier da. Wo gibtet denn sowatt? Dem würden se die Hütte niederbrennen! Aaaargh! Also schnell ab ins Auto und einen Kasten organisieren, und Azü verwechselt bei der Gelegenheit direkt mal den ersten mit dem Rückwärtsgang, aber zum Glück steht da ein fremdes Auto im Weg. Huppala! Aber muß an der unglaublich heißen Kassette vom Chrü liegen mit Hawaii-Musik drauf. Aufdrehen, Ellenbogen raus, und jeden grüßen indem der Zeigefinger angehoben wird. Yeah, hier kommen wir, die Kings of Berlin.

Dann stehen wir sinnlos rum und Langeweile macht sich breit. Und wir uns auch. Aber dafür findet sich nach und nach wieder unser gesamter Trupp ein, wovon jeder in eine andere Richtung zum Sightseeing gelatscht ist. Und Frank war natürlich Denkmäler und Panzer gaffen, oder so. Und dat Julie (die, die nich feecht, sich aber Mühe gibt) zieht beim ankommen erstmal ihre geil abgeranzten Skaterlatschen aus und Tussen-Klocks an (???). Frauenbeschäftigung Schuhe! Muss man nicht verstehen, stattdessen sage ich den beiden Mädels aus der Heimat, Cordelia und Eymelt, Guten Tach. Eigentlich braucht man gar nicht woanders hinzufahren, die scheiß Welt ist eh ein scheiß Dorf, scheiße nochmal! Nebenbei führen dat kleene Kremer mit der Kami (wie ich finde ziemlich interessante) Fachgespräche über Telefonsex, und neben den üblich lustigen Perversitäten gibt es doch tatsächlich Leute, die sich wünschen, das die Damen erzählen, sie würden gerade eine Modelleisenbahn zertrampeln! Hä??? Na gut.

Endlich, von drinnen ertönen bekannte Geräusche.

LILI

drehen auf. Im nett gefüllten Räumchen werden alle alle Hits zelebriert, trotz angekratzter Stimme von der Sängerin und Vorturnerin Ylva. Der Schlagzeuger, der im übrigen recht amtlich dahertrommelt, trägt heute einen geschmeidigen Iro, und zwischen den Songs wird Domstadt-Flair versprüht, indem "Viva Colonia" gegröhlt wird, jippieh, und Ylva turnt zur Theke um sich erfrischende Getränke abzuholen. Hmm, lecker. Das die aber auch immer Alkohol trinken muss. Kann die nicht mal Zwieback in Mehl stippen?

Wahrscheinlich ist es dann auch mal wieder der Alkohol, der Ylva dazu verleitet, "Du nervst" Mieschka zu widmen, nur weil der anständigerweise irgendwas dazwischengrölt. Tsts.

Joh, der Blöckflötenteil ist zum Glück nicht nur wieder da, sondern auch noch ausgedehnt worden, denn jetzt pusten Ylva und Dani gleichzeitig ins Stöckchen. Pust pust trallala. Alle Hits runtergerissen, ein Stück Geschichte mehr geschrieben. LILI wie Mieschka.

Und demnächst haben wir (hoffentlich) endlich einen Grund, LILI so fleißig abzufeiern wie lange nicht mehr, weil die nach einer halben Ewigkeit in die Hufe gekommen sind, und eine Platte aufgenommen haben, wo man übrigens ganz genau auf das Shake-Ei beim Überhit "Fa-Fa-Fa-Fa-Fa-Fa-Fa-Fa-Fa-Fa-Fantastisch" achten sollte, das ich eingeshaket hab! Ich! Ich, und niemand sonst!

SKASOZIAL

Die selbstbetitelte SkaPunk´N´Roll-Band hat laut Bandinfo "sechs Eier und zwei Titten" und ist deswegen DAS Sexmonster schlechthin. Na, das nenne ich doch endlich mal ne Bandbeschreibung, und ganz nebenbei spielt ein Gitarrist bei den mächtigen Rotzrockern von KINGS OF LAS VEGAS, und die Tröterin Icka bläst noch bei den Sonnenschein-Hip Hoppern von LEBENSWEGE ins Saxophon, was dann auch schon einen Eindruck von der musikalischen Offenheit bietet. Bei recht coolem Sound verbreitet die Band lockere Stimmung, viele Leute tanzen und sind erwartungsgemäß sehr angetan von den coolen Liedchens, und optisch kommt die Band geschlossen im Anzug daher. Die Stimme vom Sänger Celle - meinen viele - klingt wie die Stimme seines Bruders, Sänger der lustigen WOHLSTANDSKINDER, aber dieser Meinung kann ich mich immer noch nicht wirklich anschließen. Meinetwegen manchmal, aber auch dann nur ein wenig.

Selbstverständlich wird in einer Ansage die "beste Vorband ever" abgefeiert, DIE THE ATOMAREN ÜBERMENSCHEN, und nachdem ich mir ein Tränchen aus dem Augenwinkel gewischt habe beschließe ich (schon wieder) unbedingt eine ÜBERMENSCHEN-Platte zu machen.

Joh, Spaß, tanzen, gute Band zu Ende, hat sich für alle gelohnt!

Nebenbei hat sich auch der tolle, schöne, berühmte Ben Teewag ins Wild at Heart verirrt, der Sohn von Uschi Glas, der diesen Jackass-Abklatsch im Fernsehen macht. Müsste der nicht eigentlich auf irgendeiner Celebrity-Wichtig-Party sein, und da alte Schwarzwaldklinik-Videokassetten verhökern? Ach nee, is ja Wochenende, da geht er sich ja immer kloppen. Hö!

Jedenfalls fegt er sich mitm Thomas n paar Schnäppaken rein. Scheint ja dann doch nicht soo unjescheit zu sein.

DELIKAT

Mittlerweile kenne ich die Stücke schon, und so macht mir die Sache direkt doppelt Spaß. Alles tanzt, jeder lacht, und ich höre wie jemand sie als die beste Band Berlins beschreibt. Also, immer ruhig mit den jungen Pferden, wir wollen ja mal nicht übertreiben, allerdings, wenn ich so drüber nachdenke: Doch, die absolut beste Berliner Band! Punkt!

Ich weiß wieder nicht was ich sexier finden soll: Die angekrächzte Stimme vom Jojo oder dat Carolita am aufet-Trömmelsche-am-kloppen, und bevor ich mich entscheiden kann wird erstmal "Grüne Haare" von soner komisch beschissenen D-Punkband gecovert, und ich prügel mich sellba ans Micro um mitm Jojo abwechselnd in hingebungsvoller Extase rumzuschreien. Herrlicher Spaß! Am Ende werden wir noch nett gebeten kurz "Filmriss" darzubieten, was Thomas und ich selbstverständlich umgehend in Angriff nehmen, und entgegen meiner Erwartung kann er sich ohne fremde Hilfe auf seinen eigenen Füßen halten, ist bestimmt nicht einfach, wenn man so extrem locker gemacht ist. Und bevor jetzt die besoffene Scheiße losgeht, das jeder, der alle meine Entchen trommeln kann, das jetzt, hier und sofort darbieten muss, sind wir Profis und machen Ende. Mann, ich frag mich immer wieder: Wie können wir eigentlich so geil sein, wie wir sind? Wie geht das?

Nebenbei ruft Chrüs Olle an und gibt die Trennung bekannt. Mein Gott, gehts noch taktvoller, zu einer noch besseren Zeit? Wie wärs mit einer Leuchtschrift auf einem Zeppelin, wenn er gerade in Urlaub fliegen will? Oder warum hat sie nicht einfach gewartet, bis er das nächste Mal mit Grippe zu Hause im Bett liegt, und hat dann eine lustig bunte Karnevalskapelle vorbeigeschickt, die im Dreivierteltakt "It´s all over now, Baby Blue" spielt?

Egal, die meisten LILIs fahren zurück nach Köln, die SKASOZIALer pennen beim Mieschka, und der dreckige Rest zieht irgendwann eine Kneipe weiter. Oder meinetwegen auch zwei, jedenfalls sind das alles nur getarnte Zeitlöcher, wahrscheinlich von den Kommunisten gebaut um die Weltherrschaft an sich zu reißen, weil es draußen nämlich beim reingehen noch dunkel ist - aber sobald man rausgeht, ist es automatisch wieder hell. Da is doch ne Weltverschwörung im Gange, merk ich doch sofort! Naja, oder wenn ich ehrlich bin, vielleicht auch nicht. Ich kann es schwer einschätzen, aber bin hinterher tatsächlich überrascht, das es alle irgendwie zum Chrü geschafft haben. Frag mich nicht wie. Is ja auch egal, alles im Lack und Frank und ich überlegen noch kurz, zur Tanke zu gehen und geschmeidig zu Ende zu fegen, lassen aber dabei die Tatsache außen vor, das wir beide unser Geld schon durchgebracht haben. Aha, super. Selbstverständlich habe ich gesehen, wer da mit wem abgedackelt ist, muß aber wieder den Mund halten, weil ich sonst mit Sicherheit von allen Seiten den Kopp abgerissen kriege. Aber mein Name ist ja bekanntlich Hase! Auch im Bezug darauf, das endlich jemand den Anstand hatte, unseren Bus einzuweihen! Na also, geht doch.

Joh, Rückfahrt, geil. Nach ein paar Stunden PARASITEN hören wünscht sich Ali tatsächlich "Berlin" von eben jenen PARASITEN! Tja kannste ma sehen, irgendwann kriegense jeden. Und nach schlappen elf Stunden on the road (!) liege ich schon in der Haja.

Toll, jetzt habe ich das scheiß Märkische Viertel doch nicht gesehen, ist doch der geilste Block von Deutschland. Mist! Wieder alles umsonst, Scheiße!

Prost.


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