duschen ist KEIN heavy metal
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22.3.2003, Live Music Hall (Köln):
Meine Fresse, Disco verschollen, Handy an, Anruf, abholen fahren. Ich kann noch nicht fahren. Wieder zu Hause kämpfen drei junge Herrschaften gegen den Kater: Frank, Disco und ich. Wir einigen uns darauf das ein Bier das beste Mittel gegen Kater ist. Fehler. Um noch einen Kasten zu organisieren muss der frisch eingetroffene Björn den Fahrerarsch machen. Im Anschluss direkt an die Agger. Sonne, Wasser, rumsitzen, Müll reden. Saufen. Ruck zuck wird es Zeit zum Aufbruch von wegen ANTHRAX Live Music Hall. Mittlerweile machen wir außer dem Nickerchen seit 27 Stunden nichts anderes außer saufen. Ich knicke ein bisschen ab. Geringfügig.

Am Bahnhof treffen wir auf den Herren Zippmann der mitkommt weil er nichts zu tun hat. Vor der Live Music Hall treffen wir auf Caddy und Raki und schon sind wir DANK DEM REINBRING-GOTT ANDI S. drinnen und um einige Striche auf unserem imaginären Deckel für Andi reicher. Auf ganz nach vorne.

Das Publikum besteht natürlich in der Hauptsache aus Metallern. Richtige Metaller. Heimat. Ich sehe einen DIO Dream Evil Rückenaufnäher, eine buntes Fear of the Dark Cover Tattoo auf einem mächtigen Oberarm, eine über und über tätowierte Metallerbraut, das vierfach in sich verdrehte schlechte Metallica "M" ebenfalls als Tattoo, Matten ohne Ende, Familienpapis, halt Altmetallerpublikum wie man sich das vorstellt. Dazwischen viele neuartige Kutten mit Limp Bizkit und Linkin Park Aufnäher neben Motörhead, Iron Maiden und Kiss. Bisschen komisch, bisschen OK, bisschen egal. Die Jungens von Mindcrime sind auch da, die Welt ist ein Dorf, ein Betzdorf.

Vorband verpasst. Dann stiefeln die Jungs um Scott Gott Ian auf die Bühne. Der Herr Bush, seines Zeichens Sänger, amtlich mit Kottis für die Wolverine glatt sterben würde. Also vorneweg: Ich lasse ja kein Haar an ANTHRAX kommen, aber trotzdem hätte ich was mehr erwartet. Na gut, hundert Jahre im Geschäft, man ist ja keine vierzehn mehr und wird nicht jünger. Dafür allerdings hüpft Scott verdammt hoch, wenn auch selten und den "March of Ian" bringt er artig öfter mal und sieht wirklich geschmeidig dabei aus. Der Gitarrist mit Iro wirkt entweder zugequarzt oder zumindest nicht gerade euphorisch. Naja. Das Posing vom Bassisten finde ich peinlich weil es so dermaßen überzogen ist das man sich schämen möchte, aber er zieht es konsequent durch. Schweiß pur. Die haben schon alles gesehen, die kann nichts mehr schocken und das merkt man in den teils ewig langen Ansagen wo von "vor sieben Jahren mit Pantera auf Tour" die Rede ist. Sieben Jahre halten die meisten Bands erst gar nicht durch. Aber die Jungens tun alles erdenkliche das jeder merkt hier geht es nicht um Scheiß Imagemache und Pimmel raushalten sondern um ne gute Zeit von und mit Leuten die sich auf einer Stufe mit den Fans sehen. Das gibt definitiv die volle Punktzahl. Ansonsten wird natürlich Hauptsächlich von der Vergangenheit gezehrt. Klar. Bei Madhouse und Antisocial gehe ich auch mal vorne rein weil is ja klar. Aber sehr harmlos. Irgendwann werden sechs Leute mit Indianerfedern aufm Kopp auf die Bühne geholt die dann ordnungsgemäß abspasseln dürfen. Alles klar, alles geil. Musikalisch natürlich mehr als routiniert, also runder als ein Babyarsch. Irgendwie fanden alle das war der Hammer, nur der Frank und ich hätten uns mehr versprochen. Egal, ich habe ANTHRAX gesehen. Live, Baby.

Wegen der Bahn bleibt nur Zeit für ein kleines Bier im Cave. Hinlatschen, Weltreise, ein Bier. Die mächtigen LORZ OF PORZ sind auch da und suchen einen neuen fähigen Drummer weil der alte zu RICOCHET hin is. Der Gitarrist soll ja angeblich auf Theken tanzen, und das beim spielen. An der Theke erkläre ich noch kurz in die Runde das ich ja gerade von ANTHRAX komme und ernte Wäschekorbweise Neid. Die Bahnfahrt nach Hause kann nix weil zu lange und schon sind wir auf ein kleines blondes in der Stadtmitte. Die macht dicht, heute aber mal nicht uns. Auf zum Holz und zur Kiki zur Abbruchparty. Alle da, alle stramm, ich auch, Bla bla, ich bringe die Frau nach Hause, renn zurück, Prost, alles geil. Die nächsten zehn Jahre kein Alkohol mehr. Ne, is klar. Ich will gar nicht wissen was mich das Wochenende jetzt gekostet hat, aber wenn die Ladys von Lili beeindruckt sind hat sich ja wie immer alles gelohnt. Kurz Bärengeschichte ausgedacht und in unser persönliches Forum eingetragen, kurz Lili-Gästebuch. Lili-Pop.de. Unbedingt besuchen! Ich beneide die Haags die es schaffen sechs Wochen zu fasten und nicht zu saufen. Ihr fühlt euch wahrscheinlich nicht so wie ich: Ausgekotzt. Aber: überrascht? Nö, nö. Na ja, wat will ma machen? Hundert Maak.

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